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)uellennotizen
ber Türen und
ire Handwerker

In Gmünder Archivalien und Akten und schließlich auch in den seit
1825 regelmäßig hier erscheinenden Zeitungen finden sich sporadisch
Bemerkungen über Türen und ihre Produzenten. Einiges soll daraus
mitgeteilt, aber hier schon die Erfahrung vorausgenommen werden, daß
nirgends ausführlich über Türen gehandelt ist. Ordnet man jedoch die
knappen Aussagen in Zusammenhänge ein, bestätigen und ergänzen sie
die Materialien des gesamten Textes unserer Schrift.
Der Gmünder Schreiner Endris Maierhofer (1559 — 24. 7. 1629) zählt zu
den wenigen hiesigen Handwerkern seiner Zeit, von denen größere
Aufträge überliefert sind. 1593/94 zahlt ihm die vazierende Pfründe für
Arbeiten in der Johanniskirche 40 fl (Gulden) 8 B (Batzen) und 1623 die
Stadt „wegen der neuen Umgeltstuben in der Greth 200 fl, dem Gesellen
verehrt 6 fl". Gemessen an anderen Handwerksverdiensten und etwa an
der Tatsache, daß damals kleinere Häuser ebensoviel kosteten, muß
diese Stube ringsum getäfert und geziert worden sein, vielleicht so wie
die Uhrenstube des Spitals von 1596. Von daher leiten wir die Vermu-
tung ab, Endris Maierhoer sei an dieser Stube und auch der Fertigung
ihrer intarsierten Türen beteiligt gewesen, zumal er nachweislich Täfe-
rungen und auch öfters Türen herstellte, wie seine Zettelabrechnungen
belegen: „In Hrn bastian haug pfrind haus zwei neu Stuben thiren sampt
der Klaidung gemacht, auch ein neuen schaltladen angestrichen, dafir
bezalt vermög zedels 5 fl 1 B 2 kr (Kreuzer), . . . 1615/16 für Kellerdiren
und zwaien Kellerladen 1 fl 11 B, ... 1618/19 2 Dürin zu sanct Veit
gemacht 4 fl." Zwar sind dies weithin Alltagsarbeiten, doch hinter den
großen Aufträgen steht die Meisterschaft des Schreiners, der 1607 als
Sprecher seiner Zunftgenossen vor dem Stadtrat auftritt, um gegen
Adam Maier von Urspring zu klagen, „dieser habe oltem herkommen
nach dem handtwerkhsprauch zu wieder im prediger Closter Arbeit
angenohmen".39

Nach den Zunftregeln stand den Schreinern das Anstreichen ihrer neuen
Produkte zu. Der Schreiner Hans Borst (1615 2. 10. 1676) erhielt 1659
1 fl 8 B für „das getter (Gitter), die stiel (Stühle) und eine neue tiren (in
St. Katharina), so alles was von nettem rot angestrichen". Rot scheint
damals die beliebteste Farbe im Handwerksbereich gewesen zu sein,
denn von allen Farben wird sie am häufigsten genannt. Deshalb wundert
nicht, daß der Flachmaler Georg Frantz (1598 - 10. 12. 1668) 1655
„Steynheysers dischen, bänken und düren roth" anzustreichen hat. Eine
ungefähre Vorstellung von diesem Rot, das nach der heutigen Farben-
Nomenklatur ein helles Kadmium wäre, vermitteln Reste dieser Farbe
an zwei gedoppelten Türen des 18. Jahrhunderts in Herlikofen und
Oberbettringen.

Noch im Jahr 1840 pochen Schreiner auf diese ihre überlieferten Rechte.
 
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