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Romanische Portale mit Bogenfeld und gotische Figurenportale mit
Tympanon und Archivolten kann man in Schwäbisch Gmünd beispiel-
haft sehen, jene an der Johanniskirche, diese am Münster. Ein mit Stab
und Hohlkehle profiliertes Spitzbogengewände der Spätgotik hat sich
sogar an dem Profanhaus Münstergasse 3 erhalten. Und erst jüngst ist
einem Fachwerkbau sein Türsturz mit eingetieftem Kielbogen genom-
men worden.

Außentüren jener Zeit sucht man jedoch vergeblich. Die des Münsters
sind beim Einsturz der Türme 1497 zugrunde gegangen. Und die
Johanniskirche bekam im 16./17. Jahrhundert neue Türen, die ihrerseits
1880 durch neoromanische Fabrikate ersetzt wurden. Doch mittelalterli-
che Innentüren findet man noch ein halbes Dutzend. Hierzu zählen die
beiden jetzt im Städtischen Museum verwendeten Eisentüren.
Die größere dieser beiden Türen mißt 2,16x0,90 m. Die Betrachtung
der Schau- und Rückseite läßt ihre Fertigung rekonstruieren. Zuerst
entstand mit starken Bandeisen (8,9x0,9 cm) der Rahmen, dem 8
Querbänder (12-13 cm breit, 3-5 mm stark) in Abständen aufgenietet
und die Lücken mit 24 rückseitig aufgenieteten Blechen (3-4 mm)
geschlossen wurden. Unregelmäßige Ränder kennzeichnen diese Bleche,
die im Durchschnitt 23 cm breit und zwischen 41 und 50 cm lang, teils
im Hoch-, teils Querformat aufgebracht sind. Schließlich verstärken
zwei der Vorderseite aufgenietete Diagonalstreben (4,0X1,5 cm) das
Stützsystem der Tür, deren Zusammenhalt 300 Nieten garantieren. Sie
ist ein schwer in den Angeln hängendes, aber auch höchst stabiles
Gebilde. (Wer sie bewegt und zugleich Bibelkenner ist, erinnert sich der
Sprüche Salomos, 26, 14: Ein Fauler wendet sich im Bette wie die Tür in
der Angel.) Die auf den Außenseiten befestigten Schlösser sind Produkte
des 15. Jahrhunderts, womit auch ein Anhaltspunkt für die Datierung
dieser Türe gegeben ist.

Die anderen Innentüren erfüllen heute noch im Münster ihre Aufgabe.
Die ansehnlichste ist die spitzbogige Brettertüre der Sakristei, heute
durch eine vorgeschaltete neue Türe allerdings den meisten Kirchenbe-
suchern verborgen. Die alte Türe dürfte um 1515 gefertigt worden sein,
denn damals wurde dieser Sakristeianbau errichtet. In der Renaissance
ist diese Tür mit gemalten Randstreifen und einem Puttenmotiv im
Bogenzwickel verschönert worden. Stilistisch gesehen könnte das 1648
geschehen sein. Damals wurde das äußere alte Kastenschloß mit einem
so datierten und heute noch präzise funktionierenden Vierriegelschloß
ergänzt. Seine bloßliegende Mechanik und die sichtbar gediegene Schlos-
serarbeit ist als handwerkliche Leistung jener Zeit beeindruckend.
In die Jahre des beginnenden 16. Jahrhunderts, also in der Zeit der
Wiederherstellung des Münsters nach dem Turmeinsturz von 1497,
gehören auch die kleinen Pforten, die den Aufgang zum südlichen
 
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