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Türen des Barock

Wir treten mit diesem Kapitel in die Barockzeit ein. Deren früheste
Spuren finden sich in Gmünd wie auch seiner weiten Umgebung erst
nach dem Dreißigjährigen Krieg — aus verständlichen Gründen. Die
erste große Blüte dieser wie die Renaissance in Italien geborenen Kunst-
epoche stellt sich den Gmündern 1670 in Gestalt eines neuen Hoch-
altares in der Heilig-Kreuz-Kirche vor.14

Aus dieser barocken Frühzeit konnten wir keine Außentüren ausfindig
machen. Erst aus der Wende zum 18. Jahrhundert sind solche faßbar.
Mit einer dieser Türen wollen wir unsere Beschreibung fortsetzen und
hierbei zuerst dem Typus der verdoppelten Türen den Vortritt lassen.

Verdoppelte Türen an Imhofstraße 17 (Ende 17. Jahrhundert), Wald-
stetter Gasse 2 (1747) und anderen Orten

Hier ist der Standort der beiden auffälligsten verdoppelten Barocktüren
Gmünds genannt. Chronologisch gesehen müssen wir das Objekt in

12 dem stillen Winkel der Imhofstraße vorziehen.

Zu dieser Türe gehört ein Rundbogengewände. Ein Sturz trennt das
gedrückte und vergitterte Bogenfeld ab. Also ein Oberlicht über der
Türe. Sie selbst ist breit dimensioniert. Zwei Querfelder sind ihre
Zierstücke. Sternförmig eingelegte Leisten zielen auf einen zentralen
Stern mit Wirbelrosette. Dieses Motiv wiederholt sich nirgends an
Gmünder Türen, auch nicht die im Querschnitt durchgängig profilierte
Füllungsleiste. Hinter einer derartigen Ausarbeitung steht eine Erfah-
rung des Hochbarock, nämlich das bewußte Zeigenwollen von Plastizi-
tät und Helldunkel, hier in Form von Schattenstreifen. Diese Tür wird
noch im ausgehenden 17. Jahrhundert gefertigt worden sein. Bei dieser
zeitlichen Einschätzung gibt uns das Gewände nur über das Profil einen
vagen Anhaltspunkt, weil Rundbogengewände von der Renaissance bis
weit ins 18. Jahrhundert hinein in Gmünd beliebt waren. Und schließ-
lich hat man wie überall bei unserem Gegenstand in Betracht zu ziehen,
daß Gewände und Tür nicht zeitidentisch sein müssen. Am Hauptein-
gang Marktplatz 20 (Post) ist seit 1753 nachweislich mindestens die
dritte Türe im Gebrauch.

13 Wenden wir uns der anderen Tür zu, der schönsten ihrer Art in
Schwäbisch Gmünd. Sie wird entstanden sein, als Johannes Haas,
Güldener Löwenwirt, 1747 sein Haus umbauen ließ. Der Haupteingang
wird mit einem reich profilierten Gewände samt Oberlicht herausge-
putzt und mit Schild geziert: Unter zwei springenden Löwen das
Familienwappen, ein goldener Hase (deshalb ab 1787 Wirtschaft zum
Goldenen Hasen), dazu die Handwerkszeichen der Bierbrauer, einge-
faßt mit der Jahreszahl 1747 und ergänzt mit den Initialen J H des
Besitzers.15 Die zugehörige Tür ist nicht mehr erhalten, jedoch jene, die

12 Tür Imhofstraße 17 seit damals den durchgehenden Hausflur an seiner Westseite schließt. Es 31
 
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