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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 1.1907

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Wickhoff, Franz: Dürer-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18129#0020
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k. Wickhoff Dürer-Studien

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bildung im neuen Gewerbe, bei Dürer „die Linie die Form blieb, die er vorzustellen gezwungen
war; daß alle Phänomene der Natur sich ihm in Linienschauspiele umgesetzt hatten.'10) Diese
Formengebung hatte ihm in der väterlichen Werkstatt das Einschneiden der Linien in Metall
gegeben. Den Vater hätte die verlorene Zeit, von der er sprach, als sein Sohn aus der Gold-
schmiedewerkstatt austrat und zum Maler ging, nicht zu reuen gebraucht, denn Dürer ist
sein ganzes Leben hindurch
Metallarbeiter geblieben, der
höchste und edelste zwar, der
je gelebt hat.

III

Die Studien Dürers nach
i talienischen Vorlagen vor seiner
ersten venezianischen Reise im
Jahre i494 oder die Kunstblätter
in den nächsten Jahren nach
dieser Reise, in denen italieni-
sche Eindrücke nachklingen,
gehen alle nicht auf veneziani-
sche, sondern auf florentinische
Kunstwerke zurück. Mantegna,
Antonio Pollajolo, Lorenzo di
Credi endlich, nach denen sich
Zeichnungen nachweisen lassen,
gehen alle entweder direkt oder
indirekt von Donatello aus, der
seine Darstellung des nackten
Menschenleibes, wie uns Frieda
Schottmüller10) zeigte, mehr als
aus der Natur selbst aus der
Antike zog. Auf ilorentinischen
Vorbildern hat Dürer weiter
gebaut, bis er endlich im
„großen Glück" auf der Natur
selbst fußen konnte. Man sollte
denken, wenn er damals auch

für Giov. Bellini nichts emp- !<•;„. 7 Dürer, Das große Pferd

fand, es müßte ihm doch der

Künstler Eindruck gemacht haben, der ihm die Stilstufe seiner Jugend recht lebhaft hätte
vor Augen führen können, nämlich Pisanello. Das war auch der Fall. Jedoch bei der ver-
weilenden Art, mit der er sich zum Reifen der Eindrücke Zeit läßt, war das ziemlich spät
der Fall. Hat er doch die heiligen Konversationen Giov. Bellinis erst vierzehn Jahre nach
dem zweiten venezianischen Aufenthalte am lebhaftesten wieder aufgenommen. So hat er

s) a. a. O., 289fr.; vergleiche auch die S. 290 Anm. i 10) Donatello; passim.

angeführte Studie Robert Vischeks.

Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Ztutral-Kummission 1907 2
 
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