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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 1.1907

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Fischer, Otto: Ein Werk aus der Schule Zeitbloms
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https://doi.org/10.11588/diglit.18129#0079
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Ein Werk aus der Schule Zeitbloms

Von Otto Fischer

Noch immer, scheint es, findet sich für die Freunde der altdeutschen Kunst Gelegenheit,
auf unbeachtete Werke zu stoßen, die nicht nur von hohem historischen Interesse sind,
deren Schönheit vielmehr auch dem unvorbereiteten Auge einen reinen Genuß zu bieten
vermag. Gerade in Osterreich mag in alten Kirchen, in Klöstern und Schlössern derart
noch manches verborgene Kleinod stecken.

Das Gemälde, das hier zum ersten Male besprochen und abgebildet wird, befindet sich
im Vorzimmer der Prälatur von St. Peter in Salzburg; wir verdanken dem hochwürdigen
Herrn Prälaten Willibald Hauthaler die Erlaubnis der Publikation (Taf. VIII). Dargestellt
ist die Grablegung Christi und das Bild ist, wie die Zahl auf dem Grabsteine besagt,
im Jahre 1521 gemalt. Die Maße sind 78 und 137 cm, der Malgrund ist weiches Holz
mit dünner Kreidegrundierung, die Farben sind ebenfalls dünn aufgetragen und Lasuren
gerne verwandt. Die Erhaltung ist im ganzen vorzüglich, nur wenige Stellen sind
leicht geflickt worden und ein neuer Firnisüberzug hat keine Trübung gebracht. Freilich
bedroht ein Sprung im Brett den guten Zustand und schon sind kleine Streifchen der Farb-
schicht abgeblättert. — Einer Beschreibung enthebt mich die Reproduktion; um aber eine
möglichst richtige Vorstellung von dem farbigen Aussehen des Gemäldes zu vermitteln,
lassen sich hier etwas umständliche, doch genaue Angaben nicht wohl vermeiden — über
das Wesen des Kolorits soll damit noch nichts gesagt sein. Der Boden und der Hügel,
welche die Folie des Ganzen bilden, sind in einem hellen, warmen Olivenbraun gehalten,
dem das Grün der Pflanzen und Bäume untergeordnet ist. Die Luft in reinem, zur Rechten
tiefen und links aufgelichteten Preußischblau. Dasselbe Blau etwas getrübt im Mantel der
Klagenden links, klar und dunkel im Mantel Marias und zu feinem Blaugrau vermischt im
Mantel der Knienden am rechten Bildrand. Rot (reines Karmin und mit Karmin gemischter
Zinnober) ist über das ganze Bild, doch nur in kleinen Partien verstreut. Man findet es bei
der Klagenden links (Kleid), bei dem vorderen Träger (Mantelfutter und Gürtel), bei Maria
(Mantelfutter), Johannes (Kleid), der Frau über den beiden (Mantel) und bei der letzten der
Frauen (Kleid). Es ist auch in der Kutte des zweiten Trägers enthalten, die zwischen Violett,
Braun und Grau gehalten ist. Endlich kehrt es am Ärmel des Alten in der Gruft wieder,
der im Schatten grün, im Licht rosig schimmert. Reines Saftgrün tritt am Mantel des
vorderen Trägers in einer großen Fläche entgegen; es ist in den Tiefen unvermischt und
tu den hellen Partien gelblich abgetönt; im Mantelfutter des Johannes tritt es noch einmal

Kunstgpschichtlichps Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1907
 
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