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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1910

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Podlacha, Ladislaus: Das hl. Abendmahl in den Wandgemälden der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina: ein Beitrag zur byzantinischen Ikonographie des XVI. und XVII. Jhs.
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https://doi.org/10.11588/diglit.26208#0085
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Das hl. Abendmahl in den Wandgemälden der griechisch-orientalischen
Kirchen in der Bukowina
(Em Beitrag zur byzantinischen Ikonographie des XVI. und XVII. Jhs.)

Betrachtet man die bitdlichen Darsteilungen des
Altarraumes in den mit Freskomaiereien verzierten
griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina,
so gelangt man zur Ansicht, daß die in diesem
Raume gemalten Szenen in erster Linie auf den dort
tiblichen Gottesdienst zurückzuführen sind. Wenn im
Laufe des Jahres verschiedene Begebenheiten aus
dem Leben Christi und heiiiger Personen zum Gegen-
stande des Gottesdienstes werden, wird tägiich außer
den Stunden und den für diesen Tag bestimmten
Gebeten die Liturgie (== Messe) gehalten, welche
wiederum speziell von Erinnerungen an die letzten
Lebensmomente des Erlösers und an die Einsetzung
des hi. Abendmahles durchdrungen ist. Gleichzeitig
aber stehen die Hauptmomente der Liturgie mit den
auf den Gründonnerstag entfalienden Gebeten und
Evangelien in nahem Zusammenhange. Der Unter-
schied besteht hauptsächiich darin, daß der Gottes-
dienst am Gründonnerstage nur ais eine Art Er-
innerung an das Leiden Christi anzusehen ist, was
schon aus dem Lesen entsprechender Abschnitte aus
den Evangeiien und deren Paraphrasen erheltt, die
Liturgie aber eine Verrichtung des Altarsakramentes
in sich enthält und dadurch für Giäubige von beson-
derer Bedeutung ist. Nicht die Erinnerung an das
h). Abendmahl als soiches, sondern die Einsetzung
des Sakramentes, die Darbringung des neutestament-
iichen Opfers, wird hier zum integralen Teile des
Gottesdienstes. Demgemäß gibt es auch eine zwei-
fache Auffassung des hl. Abendmahies in der Kunst:
eine historische und eine liturgische, von denen
die erstere gewöhniich in der Apsis, manchmai aber
auch im Schiffe, die letztere in der Regel nur in der
Apsis zur Darsteliung kommt und für manche For-
scher als eine speziell für die Apsis (und nicht
z. B. für Kirchenbücher) bestimmte und an dieser
Stelle entstandene Konzeption gilt*). Es ist besser
und richtiger, diesem liturgischen Bilde den Namen
der Kommunion als den des hl. Abendmahles zu

geben; die Darstellung ist ja eine ideale Ableitung,
welche über die evangelische Erzählung weit hinaus-
geht und die Form eines kirchlich-rituellen Bildes
annimmt. Christus wird hier dem den täglichen
Gottesdienst verrichtenden Priester gleichgestellt,
das Bild selbst entstand auf dem Boden der rituellen
Gebräuche der griechisch-orientalischen Kirche. Dar-
aus folgt auch, daß man in derartigen Bildern immer
zwei Szenen begegnet, weil nach dem griechischen
Ritus die Kommunion unter zweierlei Gestalt an die
Laien verteilt wird. Dem betenden Priester gegen-
über, zu beiden Seiten des Mittelfensters der Haupt-
apsis, behndet sich links (vom Beschauer) in der
Regel die Brotspende, rechts die Weinspende. Über
dem ersteren Bilde liest man in Suczawitza folgende
Worte in der kirchenslawischen Sprache: „Nehmet,
esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen
wird zur Vergebung der Sünden" — über dem letz-
teren: „Trinket alle davon, das ist mein Blut des
neuen Testamentes, das für euch und für viele ver-
gossen wird zur Vergebung der Sünden." Die ange-
führten Worte sind nicht dem Evangelium, sondern
buchstäblich dem liturgischen Text entnommen und
werden durch den Priester in dem dritten Teile des
Gottesdienstes, d. i. in der sogenannten Liturgie der
Gläubigen vor der Segnung der heiligen Gaben aus-
gesprochen.
Das hl. Abendmahl — richtiger das evangelische
Pascha/— ist zwar nicht als ein Fest in dem Kirchen-
kalender bezeichnet, trotzdem aber wird es, infolge
der mit ihm verbundenen Einsetzung des Sakramentes,
als eines der wichtigsten evangelischen Ereignisse
angesehen, dessen Andenken durch besondere Zere-
*) DOBBERT E., Das Abendmahl Christi in der bil-
denden Kunst bis gegen den Sehlnß des XIV. Jhs., Re-
pertorium fiir Kunstwissenschaft, Bd. XIV (189t)
S. 455, Bd. XV ([892) S. 516; POKROWSKI, Das Evan-
gelium in den Denkmälern der Ikonograpbie, St. Petersburg
1892 (russisch), S. 28 t.
 
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