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Eine Altmeister-Versammlung.
Der Vorsitzende. Meine Herren! Wir find hier versammelt, »m
un« über dem Arrangement de« großen Zuge« zu vereinbaren, welchen wir auf
den 31. Mai, als am Tage der Feier der Enthüllung des Monuments des Größ-
ten der Könige des Volkes von Preuße», begehen wollen. Meine Herren! Wir
find Preußen! (Bravo). Meine Herren! Wodurch find wir Preußen? Meine
Herren! Wir sind cS nur durch der Gnade unsrer Könige. (Bravo.) Darum
wollen wir diesen Tag feiern zu», Andenken an allem Guten, wag der alte
Fritze, oder um mir anständiger aiiSzudrücken, Früdrüä, der Zwcute, für dem
Wohlc seines Volkes gethau. (Bravo). Und wenn mancher einer es bedauert,
daß das Militair den Vorzug haben soll vor uns Bürger, so ist cS man bloß
traurig, daß wir nur Bürger und am Ende nicht alle Militair sein können.
Denn wo soll denn am Ende Alles Herkommen? Aber darum keine Feindschaft
»ich! Meine Herren! Ich werde mir für den Bürgern verwenden, und cS wird
sich allen« machen laaßcn. Die Debatte ist eröffnet. (Bravo).
Gürtlern, cistcr Jul chen. Ich bin mit dem geehrten Herrn Vorredner
ganz einverstanden. Allccnc aber dadrübcr inuß ich mir denn doch wundern, daß
man zu diese patriotische Arbeit hat fremde Kräfte zugczogen. Meine Herren,
ich habe alle Achtung vor Rauch'»; denn er ist ein Ehrenmann und versteht
auch sein Metier so gut wie wir. Aber wag Recht ist, muß Recht bleiben; und
Rauch ist kein Preuße nicht, ja nicht einmal ein Berliner, sonder» man
bloß aus Arolsen, w.iS die Hauptstadt von Waldcck ist. Und Waldcck?!
Meine Herren, ich brauche Sic hier weiter nichts zu sagen; aber wenn ich bloß
sage Waldeck — denn werden Sic mir verstanden haben. (Bravo). UebrigenS
ist die ganze Arbeit eigentlich Gürtler-Arbeit, und es ist eine Schande und
eine Sünde, daß man sie nicht den, hochlöbliebcn Gürilergewerk übertragen hat.
Wenigstens sollten doch die Gürller den Zug eröffnen. Und somit sag' ich Ihnen
hier, mit Ja und Nein: Entweder die Gürtler gehen vorne us, oder wir gehen
gar nicht mit! So iS et! (Bravo und Zischen).
Gelbgießermcistcr Albcrtche». Auch ich bin mit dem Herrn Vor-
redner in allen Punkten ganz einig. Nur darin muß ich ihm widersprechen, daß
die Arbeit an dem Monument vorzugsweise Gürtler«,beit sein soll. Sic Ist
nichts weniger als das, sonder» cs ist Gclbgießcr-Arbcit. Und auS diesem
Grunde muß ich mit Recht und mit demselben Ernst wie der geehrte Herr Vor-
redner den Vortritt beim Zuge für meine Innung in Anspruch nehmen. Mein
Wahlspruch ist: Thue recht und scheue Niemand! Entweder voran oder gar nicht!
Schlächtermeister Chammcr. Meine Herren! Auf der Art kommen
wir nie zum Ziele; ich will deshalb eine» vermittelnden Vorschlag mache».
Meine Herren! Nur nicht streiten! DaS ist mein Grundsatz. Halte» wir es,
wie es immer gehalten worden ist! Das ist mein Vorschlag.
Stimme aus dem Centrum. Wie ist es denn immer gehalten worden?
CHammer. DaS weiß ich nicht! Ich weiß nur, daß das löbliche Schlächter-
gewcrk von jeher die Spitze gebildet hat.
(Großer Tumult. Die Altmeister sämmtlicher Gewerke drängen sich
stürmisch zum Worte).
Vorsitzender. Meine Herren! Auf der Manier kommen wir niemals zu
keiner Vereinbarung nicht; denn da könnte ja Jeder kommen! Ich schließe die
Debatte!
(Allge,„eines Staunen. Zeichen der Mißbilligung. Endlich bricht man auf, in-
dem beim Weggehen Jeder versichert, sich am Zuge nicht belheiligen zu
wollen, wenn sein Gewerk nicht vorangehe.)
D i t t e.
Zur Feier der Enthüllung des großen Königs sollen die unverschuldeten
Armen Berlins gespeist werden. Wir bitten uni gefällige Berücksichtigung,
da wir grade am heutigen Tage unsere schönsten Aussichten —
verloren haben.
Die armen Bewohner der Häuser hinter den Tribünen.

DaS schöne Buch: „Zimmer mann über die Einsamkeit" wird neu
aufgelegt werden unter dem zeitgemäßer» Titel: Zimmermann über das
«önigsfiädtifche Theater.


Müller. Ne, Schultze, Wat zu doll iS, dct iS zu doll! Sonst hatten
w,r J-ld und keenen Jewcrberath; alleweile haben wir 'n Jewerberath un keen
Jeld. Un was helft mich der Jewerberath, wenn er uich —
Schultze. I laaß mau, er hat ja alleene nischt; un nu sollen ihm noch
jar die armen Jescllen und LehrjungenS mit einen Silberjroschen jährlich verköstigen!
Müller. Sehst de, des is ooch Unrecht. Wovor haben wir denn Heydt'n?
Hat Heydt ihm in de Welt jesetzt, denn laaß Heydt'n ooch die Allcmentc
bezahlen!
Schnitze. So iS et! Wer bezahlt denn vor uns die Allementc?!

Müller, Also uf'n Ecnunddicißigstcn?
Schultze. Ja wol, uf'n Eenunddreißigstcn.
Müller. Schade, daß es so dichte bei die Bäume kommt; die verderben
den janzcn Standpunkt.
Schultze. Des iS wahr, der Standpunkt iS schlecht. Aber weeßt
de? Ick jlobe er is immer noch besser jewählt als wie der Zeitpunkt.

Schultze. Sag' mal, Müller, hast de den» gelesen in de Zeitungen
2t>0 JungenS kriejcn Plätze uf de Tribünen, „um so der Jugend den An-
blick des Festes und die Erinnerung daran für da« Leben zuzu-
wenden!"
Müller. Was Du sagst, — na, die I ungen-Wirthschaftl
Gespräch am 31. Mai, Vormittags 12 Uhr.
Plü meckc. Na, sag' mal, Striemer, wo steht denn eigentlich die
Schützengilde?
Striemer. Det will ick Dir sagen. Du nimmst Dir '»c Droschke »n
fährst janz ruhig nach Eharlottenburg, »n denn immer weiter über'n Spandauer
Bock, denn werden se woll langsam anfangen.
Plü,necke. Also janz die Erschien von Hinte».
Striemer. Nu ja, wegen de Barrikad cn-Dipl°me — so Wat
wird »ich vergessen!
P l ü m ecke. Na, ick freue mir übrigens darüber.
Striemer. Ick ooch — schrc! äußerst!

Allen Deputaten sind Prachtcremplare der Verfassung zugefertigt
worden. Sie sollen so ausgezeichnet gebunden, beschnitten, gepreßt und
bedruckt sein, daß sie als wahrhaft kostbares Souvenir aufbewahrt und vor
Spitzbuben sicher gestellt zu werden verdiene».
Den Gemeindcräthen find die Ketten wieder verliehen worden. Einem
gewissen Herrn, der sich so sehr a» dieselbe gewöhnt hatte, daß er sich, so weit
dies überhaupt möglich, gar nicht ohne die Kette denken konnte, war bei Ab-
lieferung der goldenen ein solcher Schmerz in die Glieder gefahren, daß er
sich interimistisch eine Goldbergerschc Nheumatismuökctte anlcgcn mußte. Jetzt
ist er plötzlich wicderhcrgcsiellt.

N a b e n l i e d.
Jetzt gang i ans Brünnelc, trunk aber n!t.
Da sucht i mein hcrztaus'gc Schatz, fand',, aber nit,
Da ließ i meine Acugelc rings umnie gehn,
Da sah i mein hcrztaus'gc Schatz bei 'nein Andern stehn!
Dul, da! dui da! dui da da dum!
 
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