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6 ir 11l v t o n

Fünf Minuten in einem Fröbel'fchen Kindergarten.
Die Lehrerin. Liebes Rickchen, was hast Dn Dir aus dem Struwwel-
peter behalten?
Riekchen. „Da kam der große NikolaS mit seinem großen Dintcnsaß."
Lehrerin. Gut! WaS hast Du, Mielchen, aus Deinem Lcsebuche be-
halten?
Mielchen. Moritz war nie recht zufrieden, was ihm wurde auch be-
schiedcn.
Lehrerin. Gut, und Du Pinchen?
Pinche». Der Fuchs, der ist ein Böscwicht, er wagt sich nicht an'S
Tageslicht.
Lehrerin. Tinchen, hast Du »och das lustige Liedchen behalten, das wir
gestern gesungen?
Tinchen. Wie machcn'S denn die Schneider? So machen sie'S:
Hier ein Läppchen, da ein Läppchen,
Machen draus ein Kinderjäckchen. So mache» sie'S.
Lehrerin. Linchen, wie heißt Dein LicblingSlied?
Linchcn. Vetter Michel wohnt auf der Lämmer-LLmmer-Straß,
Kann machen, was er will.
Lehrerin. Und Deines, Malche»?
Molche». Fröhlich und wohlgcmuth wandert das junge Blut.
Lehrerin. Schön meine Kinder, nun wollen wir ein Stündchen spielen.
Ein Fremder, welcher bis dahin schweigend zugehört. Erlauben
Sie, Madame, daß ich mich von den Kenntnissen der Kinder überzeuge?
Lehrerin. Mit Vergnügen!
Fremder. WaS ist ein Geist?
(Die Kinder sperren die Mäuler auf.)
Lehrerin. Mein Herr bedenke» Sie, daß Sie hier Kinder von 2—6
Jahren vor sich haben.
Fremder. Was versteht Ihr unter Offenbarung?
(Stille.)
Lehrerin. Aber mein Herr-
Fremder. Welche Staatöform ist die beste? — Malchcn, ist daS Zwei-
kammersystem haltbar? Pinche», willst Du den CommunismuS verwerfen?
Tinchen, ist Proudhon nicht der wahrhaftige Beelzebub? —
(Minchcn, Pinchen, Linchcn, Malchen u. s. w. lachen laut auf.)
Fremder. Gut Madame, ich weiß, was ich zu berichten habe! Es wer-
den hier nach FröbelS System Sachen von Struve vorgetragen, welcher unter
dem Namen Struwwelpeter hier cingcschwärzt wird, die Potentaten werden
in dem Namen Nicolaus h-rabgewürdigt, Deutschland wird als ein Mann
geschildert, der machen kann, was er will, die Kinder habe» keine Idee von Re-
ligio»; SocialiSmuS, CommunismuS und Atheismus sind Gegenstände, über die
sie offenbare Freude empfinden, und mit dem Schneiderlicdc kann Niemand anders
gemeint sei», als der durchlauchtigste Bundestag.
Lehrerin. Aber, mein Herr —
Fremder. Wir werden dergleichen staatSgefährliche Institute zu beseiti-
gen wisse»! (Er geht.)
Sämmtliche Kinder: Adje! Adje! Leben Sie gesund! Hurrah!
Kladderadatsch.

Damit nicht etwa durch eine leicht mögliche Verwechselung meines ehrlichen
Namens mit denen meiner wühlerischen Neffen Friedrich und Julius auch
meiner segensreichen Wirksamkeit ein Hinderniß in den Weg gelegt werde, mache
ich hiermit ergebenst darauf aufmerksam, daß ich nicht anders zeichne als
Carl Müller.
Auch ich nenne mir Carl und warne eine» Jede» auf meinem Namen zu
borjen, da ich vor meinen Neffen nicht jut bin.
Carl Schnitze mit'» Tezett.

In Nr. 2lX> der Neuen Preußischen Zeitung findet sich in einem Be-
richt aus Hechingcn vom 23. August wörtlich Folgendes: „Ucbcrschattct von
einer mächtigen Eiche war der Thron errichtet ic." Und dann: „ .... aus den
Stufen des Throns, der unter einer Linde errichtet war."
I» der „Historie von der Susan na und Daniel" heißt cs V. 54:
„Hast du nun diese gesehen, so sage an, unter welchem Baum hast du sic bei
einander gefunden? Er aber antwortete: Unter einer Linde." — V. 58:
„Nun sage an, unter welchem Baum hast du sic bei einander ergriffen? Er
antwortete: Unter einer Eiche." — V. 59: „Da sprach Daniel: O recht,
der Engel des Herr» wird dich zeichne» und wird dich zerhauen; denn mit
deiner Lüge bringst du dich selbst um dein Leben."

DaS Frankfurter Volksblatt bringt „Actcnstückc über das Dcnun-
ciantenwcsei, in Frankfurt a. M." Wir ersehen aus denselben, daß der berühmte
Brennoel, glücklich aus Amerika zurückgekehrt und zum Doctor promovirt.
seine literarische Thätigkeit unter dem Schriststcllcrnamcn Sigmund Zirn-
dorfer wieder ausgenommen hat.

Brennoel. Ew. Gnaden, der Herr Geheime Rath bei der BundeS-Central-
Polizci, haben befohlen. Hier bin ich.
Geh. Rath. Nun, wie fieht's im Lande aus? Fluche» sie noch?
Brennoel. Ne, Herr Geh. Rath, sie schimpfen bloß.
Geh. Rath. DaS schadet nichts, daS macht ihnen Luft.
Brennoel. Sic schimpfen auch nur noch ganz leise und verstohlen.
Geh. Rath. DaS ist mir nicht lieb. Nun, wenn sic ganz aufhoren
sollten, dann komm' Er wieder und meld' Er'S.
Brennoel. Zu dienen, Euer Gnaden. (Im Abgchen.) Wcnn'S dann
nur nicht wieder zu spät ist. Na, meinetwegen! Mir schad't'S nicht!

Die Oesterrcichischc Negierung will jetzt den verwerflichen Abschweifungen
von der Mode, zumal der Hüte, mit Gewalt ein Ende machen. DaS Tragen
von brcitkrämpigcn, weiße», rothbraunen, zu hohen, zu niedrigen, überhaupt allen
irgendwie auffallenden Hüten ist streng verboten, und die damit so wie die
dagegen Handelnden werden mit harten Strafen bedroht.
Als die für die Unterthanen passendste Normalform von Hüten schlagen
wir einen Deckel vor, ohne Krampe, woran der Kopf fehlt.

Die Kölnische Zeitung berichtet von einer Unterhaltung auf dem Schloß
Johannisberg, welcher durch eine» leichten Regenschauer ein Ende ge-
macht wurde. _
In dem Prcußenliedc heißt eS:
„Nicht jeder Tag kann glüh'n im Sonnenlichte,
Ein Wölkchen und ein Sckiauer kömmt zur Zeit."

Ein gutgesinnter Hühneraugcn-Opcrateur, aber nur ein solcher, eine nicht
sowohl durch Handfertigkeit als vielmehr durch Gesinnung approbirtc Hebeamme,
eine Wickclfrau, von der nicht zu befürchten steht, daß sic ihre Stellung benutzen
wird, um die ihr vertrauten Kinder mit gefährlichen Staatslehren bekannt zu
machen, eine Amme mit rein aristokratischer Milch, ein Thierarzt, welcher von
den verderblichen Lehre» des Atheismus nicht angesteckt ist, sondern bei Behand-
lung der Klauenseuche das theologische statt des rationellen Verfahrens, beobach-
tet, sowie ein Zahnarzt, welcher nicht im Stande ist, sich Vertraue» zu erwerben,
könne» im Breslauer Regierungsbezirk Unterkommen finden.

Also uns will der Majcstrat coch in sein Weechbild rinzoddeln?
Na wart' man, wir wer'n eich schonst ufweechcn!
Einige an der zweiten Pauke liegende Voigtländer.

In Mecklenburg herrscht die Maulfäule. Wo nichts mehr zu sagen
ist, da ist wohl kein Wunder, wenn man maulfaul wird.

Aussige, je w'sppeulle Olrsrlse et ue xas ckuies ou bbeäerue.
2 wie Korr.
 
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