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SHiusr uuö

Eine Anterhakkung per

Zrogelpost.

Schisser. Endlich bist du auch so weit, daß sie dir in der deutschen
Reichshauptstadt ein Denkmal gesetzt haben.

Goethe. ES hat freilich eine ganze Zeit gedauert. Wie lange z. B.
steht schon der Graf Brandenburg da und lein wenig gereizt) wie lange
stehst auch du schon hinter deinem Gitter! Ich weiß eigentlich nicht, weshalb
du so viel früher an die Reihe gekommen bist.

Schisser (grobartig). Vielleicht weil ich beim Volke im Ganzen be-
liebter bin.

Goethe (bedeutend). Bilde dir das doch ja nicht ein. Der Grund kann
meines Bedünkens nur der sein, daß du einmal Militärarzt gewesen bist.

Schiller. Und du Goethe, der du Geheimrath und Minffter warst?

Goethe. Rühren wir doch den alten Streit, wer von »ns Beiden
größer ist, nicht wieder auf. Indessen das find' ich doch nicht ganz in der
Ordnung, daß sic dir außerdem auch noch einen bessern Platz gegeben haben.

Schisser. Einen bessern Platz? Du träumst wohl, Goethe? Meinst
du, daß cs mir Vergnügen macht, vor dem Teinpel zu stehen, in dem unser
Beider Werke oft auf so grausame Weise zerstört werden? Wenn ich nicht
immer so ängstlich den Mantel Zusammenhalten müßte, hätte ich längst
schon manchmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Und meinst
du, daß es besonders angenehm ist, den Wocheumarkt unter sich zu haben?
Der Geruch der Heringe, des Käses und der abgezogenen Felle macht Einen
zuletzt ganz confuse. So begegnete es mir neulich, daß ich die tragische
Muse zu meinen Füßen aus Versehen für eine Marktfrau hielt und mich
bei ihr nach den Preisen der Radieschen erkundigte/ Erst als sie mir
erwiderte: Gemeine Menschen

Erhalten heute

- Drei Bündchen— wisst cs! —

Für einen Fünfer
In grauem Nickel;

Dir aber gäb' ich
Dreimal drei Bündchen
Für einen Pfennig
In rothem Kupfer,

Wenn ich sie hätte —

Liebling Apollo s! —

Von Herzen gern!

— erst dann bemerkte ich, daß ich einen Mißgriff begangen hatte und bat
tausendmal um Entschuldigung.

Goethe. Und ist denn wirklich mein Platz so sehr viel bester als
der deine?

Schisser. Du stehst im Thiergarten, hörst das Schmettern der Nachtigall,
sichst Geheimräthe vorübergehen, Generale vorübcrfahrcn und athmcst den
Duft köstlicher Rosen ein.

Goethe. Nun statt des Nosenduftcs wird wohl einmal etwas Anderes

durch die Wipfel wehe». WaS aber die schmetternden Nachtigallen anbetrifft,
so weiß ich — es ist ja lange her — nicht mehr so recht, wie dieselben aus-
sehcn. Sage mir, steht nicht immer ein Mann dabei und dreht und bekommt
dann etwas von den Vonibergehenden ? Warum, Schiller, haben diese Priester
der Nachtigall in der Regel nur ein Bein?

Schisser. Ich.kann mich auch nicht mehr darauf besinnen. Lasten wir
die Sache auf sich beruhen und freuen wir uns, daß wir endlich beide ordent-
lich ausgehauen und richtig ausgestellt sind. — Du sichst sehr gut aus!
Sch aper hat dich wirklich überaus glücklich aufgefaßt.

Goethe. Ich hatte doch den Wunsch, auf eine andere Art dargestellt
zu werden.

Schisser. Auf welche denn?

Goethe. Zu Pferde vielleicht.

Schisser. Aber Goethe!

Goethe. Ist das so furchtbar? Kannst du dir nicht einen reitenden
Dichter denken ? Ich dachte wirklich, die Berliner, die doch sonst ein sehr ver-
wegenes Volk sind, würden eininal auf diesen Gedanken kommen.

Schisser. Sei froh, daß c8 nicht geschehen ist. Wäre cs dir denn
angenehm, wenn du rittest und ich müßte immer noch zu Fuß dastchen? —
Rede» wir von anderen Dingen! Es scheint mir, als ob ein finsterer Geist
durch das Land ginge. — Wie lauteten doch nur die letzten Worte, die dn
vor deinem Tode sprachest?

Goethe. Wer kann daS behalten?

Schisser. Mir ist so, als ob du den Wunsch ausdrücktest, von irgend
einer(Sache mehr zu.haben.

Goethe. Es war vielleicht bei einem Diner und meine Mehrsorderung
bezog sich auf Reis oder Huininersalat.

Schisser. Nein, nein!

Goethe. So werde ich mehr Gehalt beansprucht haben. Du wirst dich
erinnern, daß die damaligen Gehalte und Honorare den heutigen Verhält-
nisten gegenüber sehr klein waren.

Schisser. Nein, das war es auch nicht.

Goethe. Wovon kann ich denn mehr haben haben, wollen?

Schisser. Es fing mit einem 8 an. Jetzt weiß ich, du riefest: Mehr

Goethe. Ich bitte dich, sprich nicht weiter! Willst du, daß wir Beide
von den Postamenten gestoßen und in die Pankc geworfen werde», wo sie
am dicksten ist — daß Windthorst und Stöcker unsere Plätze einnehmen?
Wenn du noch ein Wort sagst, schicke ich dir ein CvrpS Sperlinge auf den
Kopf, die sollen dich so zurichten, daß du nie wieder deine Augen zu den
Marktfrauen niederzuschlagcn wagst.

Schisser. Ich bin ja schon ganz stille, (für sich.) Er ist doch immer
noch der Alte! Seelengut, aber furchtbar grob. Und das Richtige trifft er
immer mit merkwürdiger Genauigkeit!

IrllillrkMl.

Die preußische Regierung hat beim Bundesrathe die Einverleibung der
Unter-Elbe in das Zollgebiet beantragt, und zwar soll der Elbstroni von
Altona und Harburg abwärts bis Cuxhafcn in das Zollgebiet cingeschlosten
werden. Die Motive der Vorlage betonen ausdrücklich, eS sei eine unbe-
gründete Anschauung, daß durch die Verlegung der Zollgrenze „dem Handel
des Freihafengebietes eine so empfindliche Belästigung bereitet werde, daß
Hamburg gezwungen sein werde, auf seine Freihafenstcllung zu verzichten."

Da auch wir uns im gleichen Sinne wie die Motive in unsrem
prophetischen, wider Erwarten schnell in Erfüllung gegangenen, Zukunfts-
Wochenkalender <Nr. 22) ausgesprochen haben, so können wir heut zur
Beruhigung der lieben Hamburger nur wiederholen: Die Rechte üeS Frei-
Hafens werden nicht im Mindesten beeinträchtigt. Der Hafen bleibt, wie
und wo er jetzt ist. Er ist den Schiffen aller Nationen offen. Die Fahr-
zeuge dürfen ein- und auslaufen, sobald sie sich — was eigentlich selbst-
verständlich — den an der deutschen RcichSgrenze üblichen Zollvorschriften
unterworfen haben. Nur Widerjpänslige werden zurückgewiescn, resp.
zurückbehalten. Den Hamburgern wird, falls sie ihren Freihafen für sich
haben wollen, kein Zwang angethan, sondern der freie Verkehr, sowohl auf
der Elbe und ,deren Zuflüßen und Kanälen innerhalb der Stadt als auch
auf der Alster gestattet. Desgleichen wird der Binnenhandel von Thor zu
Thor in keiner Weise belästigt.

Die günstige Älimachung.

Peter. Nun wollen wir die Sache in Ordnung bringen. Hier find
wir zwei und hier ist ein Pferd. Jetzt also abgemacht: wenn du gehst,
reite ich und du gehst, wenn ich reite!

Michel. Ist das wirklich so in der Ordnung?

Peter. Ohne allen Zweifel!

Michel. Aber, alle Wetter! Das ist ja mein Pferd!

Peter. Gewiß ist es das.

Michel. Dann komme ich ja heillos schlecht dabei fort. Hole der
Kukuk die Abmachung!

Peter. Nun, wenn du so wenig Einsehen hast, dann kann ich dir
überhaupt nicht die Hand zum Frieden bieten.

Verwahrung.

Hiermit verwahre ich niich ausdrücklich gegen den Vorwurf mit der
„officiosa scdulitas“ (cf. Epist. I. 7, 8) die Thätigkeit gewisser all-
gemein norddeutscher officiöjcr Organe gemeint zu haben.

Q. Horacius Flaccus, poela laureatus emerit.
 
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