Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42

46

Monopol- Glosse.

T“

Der Gntsbrsthrr.

Der Nrichvltniizler.

Endlich athmct auf der Landwirth!
Koninicil wird daS Geld i» Haufen,
Wen» daS Reich von uns muß kaufen,
WaS im ganzen Jahr gebrannt wird.
Laß gefüllt wird auS den Kaffen
Andrer Leute meine Truhe,

Will ich trage» und voll Ruhe
All die Neider schelten lassen.

Klar ist doch in jedem Falle,

Wo der eine soll lucrircn,

Muß ein anderer verlieren —

Eines schickt sich nicht für alle.

Die „Frrijiunigc Zeitung".

Für den Kampf mit Monopolen
Halt' ich allen freien Männern,
Rauchern, Trinkern, Händlern, Brennern,
Auf daS Beste mich empfohlen.

Jetzo gilt cs, sich zu rühren!

Seht, der Kanzler, den ich hasse, , r-
Ist beflissen, mir in Masse
Abonnenten zuzuführen'.

Tag für Tag dasselbe schreibe
Ich mit Lust, die Geister lenke
Ich in jeder Branntwcinschenkc —

Sehe jeder, wie rr's treibe.

Schlecht, ich seh' cS, stehn die Sachen.
Mit dem Reichstag ist — seit Jahren
Haben wir das ja erfahren —

Kaum noch ein Geschäft zu machen.

Doch das macht mich nicht verlegen;
Muß ich hier dem Richter weichen,
Denk' ich sicher zu erreichen
Doch mein Ziel auf ander» Wegen.
Wie's der Reichstag immer treibe,

Kühl und ruhig mag ich's sehen:

In den Landtag werd' ich gehen —
Sehe jeder wo er bleibe.

Der vorsichtige ttrichvbotc.

Ob ich „Ja", ob „Nein" soll sagen, >
Macht viel Pein mir und Beschwerde.
Eh' ich mich entscheide, werde
Meine Wähler erst ich fragen. —

Klarer wird mir schon die Sache:
Drohend ruft man in Adreffen:

„Nie wird dir ein „Ja" vergessen!"

Ha, jetzt weiß ich, wie ich's mache.

„Mit dem Monopol, so schalle

Laut mein Ruf, bleibt mir vom Leibe!"

Sehe jeder, wo er bleibe,

Und wer steht, daß er nicht falle.

Kladderadatsch.

Jinis Poloniae und der umliegenden Länder.

Bon einem alten Privat-Aflronomen, dessen Bekanntschaft wir bei seinem
vorübergehenden Aufenthalt in Dalldorf machten und dessen Vertrauen ge-
wannen, haben wir so schreckliche Aufschlüsse über das interessante Benehmen
der Sonne in den letzten Monaten erhalten, daß wir sie unseren Abon-
nenten gern vorenthalten möchten.

Aber es geht nicht.

Bekanntlich hat sich die Sonne schon seit undenklichen Zeiten der
Laplace'schcn Abwerfungstheorie, als der einzig practischen, bedient und
von Zeit zu Zeit einen Planeten in die Welt gesetzt. Jeder neue Ankömmling
vcranlaßte die älteren zu der acht Millionen Meilen weiteren Entfernung
von der Sonne, welche den gesetzlichen Raum zwischen je zwei Planeten bilden.

Nun hat unser Gewährsmann die Sonne in den nebeligen Tagen deS
Februars, als sie sich unbemerkt glaubte, unausgesetzt beobachtet und ist zu
dem Resultat gekommen, daß sie das Abwerfen immer noch nicht lassen kann
und am I. April einem interessanten Ereigniß entgcgcnsieht.

Der jüngste Planet wird so klein sein, daß ihn die ältesten Leute nicht
mit bloßen Augen werden sehen könne», und soll „Ultimo" heißen.

Sobald wir den neuen Abstand von der Sonne gewonnen haben, wird
eine solche Kälte über den nördlichen und südlichen Thcil der Erde Herein-
brechen, daß ünmittelbar die dritte Eispcriodc beginnen kann. England zieht
nach Papua. Schweden und Norweger gehen nach dem Süden und lassen
sich für Geld sehen. Vom Nummelsburger See aufwärts bildet sich eine
spiegelglatte Eisfläche, auf der man leicht in Rennthicrschlitten mit Pelz-
beschlag den Nordpol erreichen kan», um sich zu überzeugen, daß er daS Auf-
sehen nicht verdient, welches er in letzter Zeit machte.

Eine nie geahnte Blüthe wird sich bei uns in der Pelzbranchc, dem Holz-,
Torf, und Kohlenhandel und der Eispacht auf dem neuen Sec und bei der
Rousseau-Jnsel entwickeln.

Dagegen werden Kunst und Wissenschaft, Politik, Cullnrkampf, Polen-
frage und Monopol immer tiefer versumpfen und einfricren.

DaS Oeffnen sämmtlichcr Schntzzollschlcuscn wird uns weder Getreide,
noch Nährvieh, die hier schon längst nicht mehr gedeihen werden, inS Land
ziehen.

In dieser schrecklichen Roth wird der letzte Gedanke, der vor Kälte noch
gedacht werden kan», der sein: ob man sich nicht mit der vom Staate in
weiser Voraussicht geplante» Colonisirung Mittel-Afrikas befreunden könne.

Kaum gedacht, geht die Auswanderung vor sich. Voran die Parteien,
welche am meisten gegen daS Project waren. In Folge dessen sind die
besten Lagen sofort vergriffen, und auf dem Aequator erheben sich Börsen,
Bankinstitute, Geldgeschäfte und Villen an Villen.

DaS Klima hat sich inzwischen dort so weit abgekühlt, daß Sommer-
getreide, Kartoffeln und Kernobst noch in, Freien gezogen werden können
Sonnenschirme, Fächer und Hemdärmel sind aber bereits aus der Mode ge^
kommen. Der Samum ist sehr gesucht! Da der Aequator zum größten
Thcil unter Ocean steht, wird der Andrang nach Afrika immer heftiger, und
die Einwandrer stehen zuletzt so dicht gedrängt, daß jeder auf der Brust daS
Kreuz des Vordermannes trägt. Hinlegcn ist nicht mehr. DaS Eis drängt
von den Polen immer näher an den Aequator. Man hört zuletzt HauSncr
rufen: Polen ist noch nicht verloren! Dann-

Wir hatten daS Ende vergessen und suchten unseren Gewährsmann auf,
um ihn darüber zu interviewen. Er war aber bereits wieder nach Dalldorf
gezogen.

DaS scharfe Rechnen war ihm in den Kopf gestiegen.

So werden wir wohl den !. April abwartcn und hier noch einmal die
Miethe bezahlen müssen.

Neuste Dtacfjricfjten.

Aus dem Dafeil von Kuba wird gemeldet: Auf der vereinigten Flotte
sicht man einem baldigen Zusammentreffen mit dem griechischen Geschwader
entgegen. Man trifft alle Vorbereitungen, um demselben einen warmen
Empfang zu bereiten; Conscrve-Büchsen werden abgeprotzt und Flaschen-
Batterien armirt. Geschützt liegende Schiffsräume werden zu Todtenkammern
hergcrichtet. . .

Der Fürst von Monaro denkt zur Hebung seines Landes in Montccarlo
eine Universität zu gründen.

Man hofft namentlich auf einen starken Zuzug von Mcdicinern, da daS
Material für die anatomischen Demonstrationen hier bedeutend reicher ist nl-S
an jeder anderen Hochschule.

Paul Mroulide will Italien und Oestcrreich-Nngarn besuchen. AuS
beiden Ländern gehen ihm stündlich zahllose Telegramme zu: „Schnell I
Schnell! Die Carnevalzcit ist gleich zu Ende!"
 
Annotationen