Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schnitze. Die Jeschichle sicht jetzt recht faul aus Ueberall sinken
die Arbeiter.

Müller. Des macht »ich viel aus.

Schnitze. Na hör mal, der Strike von die Erdarbeiter in Paris sieht
doch recht faul aus!

Müller. Hat nischl zu bedeuten Die wer» sich jeben.

Schnitze. Na, und in Irland die Pächter?

Müller. Die wer'» se schonst »j'n Kopp kommen.

Schnitze. Ueberall sangen jetzt die Arbeiter an!

Müller. Des is noch lange »ich des Schlimmste.

Schnitze. Na, Wat soll denn noch Schlimmrcs komme»?

Müller. Haste denn »ich jelesen, des, der Kaiser jetzt überall rumreist,
um Frieden zu stiften?

Schnitze. Na jewiß! Und'n dreifaches Hoch aufs Jelingen!!!

Müller. Du redst wieder, wie du's verstehst.

Schnitze. Da soll der Deibel wissen, wo du wieder raus willst!

Müller. Na janz einfach. Wen» überall Friede» is, wat solle» denn
die armen Soldaten anfangen? Wenn die »u ooch erst loslejen und striken?

Schnitze. Donnerweller, da haste recht! Jlttcklicherweise habe» wir
■ immer »och de Franzosen, die schonst davor sorjen werden, des; der Friede
»ich anbrennt!

Neuste Aufgaben tlec regiila do tri.

Sßon sechs Großmächten sind alle für den Frieden und keine für den
Krieg. Wer sängt an?

Vier bulgarisch- Minister kosten 220,000 Frauke». Wieviel Lösegeld
erhalten die Räuber von Bellova?

Fünfundzwanzig Berliner Theaterunternehmer gründen in drei Monaten
hundertzweiundzwanzig neue Theater. Wer sorgt für die Hinterbliebenen?

* * *

Hundertunddrei auswärtige Correspondenten bilden sich in vierzehn
Tagen zweihundertneunundsünfzig verschiedene Meinungen über den serbischen
Ehezwist. — Wer hat die Hosen an?

Verehrer Eugens haben demselben zu seinem sünfztgsten Geburtstag
die Summe von 100,000 Mark zur Verwendung für Parieizwecke überreicht.

In Rücksicht auf die besondere Liebhaberei Eugens soll dieser Fonds den
Namen „kleiner Reptiliensonds" führen. Er ist vornehmlich zum
Ankauf von Originalartikeln für die „Freisinnige Zeitung" bestinimt.

Nit (feil Sfuerarjt Antoine.

Ein Deutscher willst du sein, bis Ivir
Das Reichsland einst zurückgegeben?

Bon Herzen gratulir' ich dir:

Du wirst noch manches Jährchen leben.

fi c t u j j e i i u n 9 s g l ü di.

Glück muß ein ordentlicher Mensch haben, und die „Kreuzzeitung" hat
es. In demselben Augenblick beinahe, in deni sie alle Mannen gegen
Bismarck aufruft, stattet der deutsche Kaiser dem greisen Reichskanzler in
dessen Heim einen Besuch ab.

Möge die neue Schilderhebung der Kreuzzeitungsniänner ebenso glorreich
enden, wie vor Jahren der samose Declarantenpulsch!

Nachdem der deutsche Reichskanzler von den Schneidern Berlins zum
Ehrenmeister ernannt ist, brenn« natürlich ein hervorragender Führer der
Deutschfreisinnigen darauf, eine ähnliche Ehre zu erlangen.

Aber von wem sollte das ausgehen? Gibt es vielleicht eine Zunft der
Radauschläger?

Wie kommen die Schneider eigentlich dazu, Bismarck zu ihrem Ehren-
meister zu ernennen?

Das liegt doch sehr nahe. Hat er nicht seit langen Jahren schon seinen
Posten mit Ehren bekleidet?

Lieber Pankraz!

Ich Hab' es ja immer gesagt: Wer sich in der Gesahr begibt, den fressen
die Wölfe. Nun sitzen wir hier an das ewige Meer, wie es in die poetischen
Bücher heißt, und bekncken uns Tag vor Tag zwölf klockenige Stunden das
in die See befindliche Wasser und dasjenigte, was aus die Wolken kommt,
und tvas sie hier „Niederschläge" benennen, Vvnwcgen die uiederschlagende
Wirkung, was meine Dörthe „deprümirende" benennt. Es ist indessen ganz
ordinärer Regen, und Assesscr von Sch lappig hat schon vor Langcweilich-
keit die Trichinen gekriegt, tooniit ich gänzlich einverstanden bin, indem nieine
Dörthe, geborne von linke, nun wohl zu die Erkenntlichkeit kommen wird,
daß dieser junge Mensch vor unsere Friederike nichts nicht ist, denn vor
einem Schwiegersöhne mit'n bloßes „von" und denn Trichine» bedanke ich
mir recht intensies. lind wenn sie, was nehmlich Dörthe ist, sich in der
greisnasse» , Säsong befühlt als wie die Jmm in dem sauren Syrupe, denn
sage ich: Tü la vnlü, Schorsch Dandäng! Ich hab's ja immer gesagt,
aber Helsen Ihat's ja nicht, ivir mußten Parin an der See. Denn aber auch
alla Gähr komm alla Gähr, und ich halte mir an steifem Krock und Skat
als moralische Rettnngsankers, und damit Boston! — Was sonsten in die
Welt passiren Ihut, davon kriegt einen hier was zu wissen, ivenn's vorbei
ist, und Bulangjcheh ist entweder dodt oder gekurirt, tvenn einen hier erfährt,
daß er Prügel gekriegt hat. lind wenn der große und die kleinen Päpste
mal wieder lchimpsen über solche Jnstatute, die ihnen unpässlich sind, denn
ist der Geruch von diese Schimpsiningc» längstens verdustet, ehe wir ihn
bemorke» haben, gottlob und Dank, denn es gibt sonsten noch genug
Stänkereicn in der Welt, lind wenn Dörthe mir pisacke» will, denn ver-
tröste ich mir mit dem Könige von Serbien, der ihr indessen allein reisen
läßt, nämlich seine Frau. Jndesien durch alle diese verdrußreichen Extreh-
milälen leuchtet vor uns Deutschen ein große» Freudensicrir ani vaterländischen
Himmel, das ist die Forschichkeit von unfern jungen Kaiser, und die
Jmposantichkeit womit er weisen Ihut: Das sind wir! lind ein neuen kleinen
Hosinungsstern läßt mittlertveile unsere Kaiserin ihm leuchte», nehmlich den
fünften Prinzen. Lieber Pankraz, thu mich den Gefallen und stoße mal in
deinem Geiste mit mich an: Der jüngste Prinz soll leben, hoch, und immer
wieder hoch! ivomit ich Dir begrüße als Dein erfreulichen Freund

Heinrich Hamel.

An der See, im Austmond, ohne Paleloh
und Wasserstiebeln, die leidergotts zu Hause sind.

Lieber Hinrik!

Bleibe im Lande und nähre dir röthlich, sagt Jochen Heisterhagen,
un der Mann hat recht Denn worum? Du bekuckst Dir das große Wasser,
UN thust Dir emigriren und trinkst Krock for Deinem Gelde, UN ich bekucke
die Garens un die Feller in einer jedenmöchlichen Verfassung un trinke auch
Krock, indessen nur 's Abends. Du kriegst die Neuigkeiten, wenn sie alt
geworden siind, un ich habe ihnen hier aus erster Hand, indein Schaulmeister
Zippel uns jedweden Abend die neusten Nachrichten vorlesen lhut. Iln
hat uns das neuste sranzösche Lied übergesetzt, tvorin es heißen Ihut: „Herr
Flock eh kriegt dem Sabel her un haut Dich um die Ohren, —O Bulangsche,
0 Bulangscheh, wo hast du dir blamoren!" — Iln wenn Du über der
Dustrigkeit in der Witterung schimpsen thust, was Dich kein Deubel nich
verbieten kann, ivorum sollen denn die verschiedentlichen Päpste nich ins
konträre Gegentheil ihr Pläsir darin suche», über der Hellichkeit in der Mensch-
heit zu schimpfen? Das frage ich Dir! Der Sparling schirpt, un die Gaus
schnaddert, aber der Sparling kann nich die Klarnett blasen, un die Gaus

kann nich die Figeline spielen. Ein jeden Vogel singt, wo's in das Herz

ihm klingt, aus einer innerlichen Natur, un wem die Natur das Schimpsen
in dem Gemüthe legen thät, der schimpfet seinen Lauf, un tvenn er genug
geschumpsen hat, denn hört er ivieder auf — un den» is es auch noch so.
Iln wenn zur Stunde die politischen Koribanden, als Schaulmeister Zippel
sagt, in dem Schiinpsen das boberste Preh haben thun, denn is daran ja

woll die entsamigte Witterung schuld, indem sie ja sonsten in einer rehlatiesen

Verträglichkeit assisliren thätcn. Der Mensch will seine Motion haben, un
Schullens Trine is nach die sobeuenntcu heiligen Gethümer in Aachen
tuest, sonwegen ihrem langen un ihren, kurzen Beine, is indessen gradeniang
so humpelich retuhr gekommen, indem die Pasters in Aachen ihr frugen, ob
sie das kurze Bein lang haben wollte oder fize-fersa unigekehrl das lange
Bein kurz. Dies thät sie nu siilben nich tvisse», wo es sie am schönsten lassen
würd', un dessentwegen konnten sie ihr nich wunderlich helfen. Begreifst Du
diese Steinpöttigkeit der menschlichen Kretur? Ich nich! Was ich indessen
hellschen begreifen thue, das is Dein Fivat hoch auf unsen Kaiser un feinen
vorhalbdutzlichen Prinzen. Ich thue mit: Hoch soll er leben! Womit ich
Dir begrüße als Dein üinmcrzu praten Freund

Pancratius, Oekonomiker.

Dammberg i. Mklnbrg., in bissen Austmond,
mehr sag' ich nich.

Wir bitten, die Beiblätter zu beachten.
 
Annotationen