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033

i sich tüchtig

würde der
lorden

,es Gerücht,

Niederlage

ersehen ist,
,qj,-tüusch'

Schul tz e. Die Franzosen sollen ja '» dollen Utk mit die russische
Schisse jemacht haben, die in 'n Hasen von Cherbourg »s ihren Jros,fürsten
lauerten.

Müller. DeS wäre ja noch ville scheener jeworden, wen» die Russen
ihren Jrosisürsten »ich abjewunken hätten.

Schultz«. Wahrscheinlich, um des Ausschn zu vermeiden.

Müller. Na natürlich! Die Franzosen wäre» ja janz aus det
Häuschen >ekommen.

Schnitze. Jewiß. Sie sollen ja alleweile schon man bloS von Caviar

Müller. Den» hätten se jewiß ooch brennende Lichte in de» Mund
jestochen, um den Hafen zu beleuchten.

Schnitze. IIn hätten se nachher runterjeschluckt.

Müller. Hurrah! Soviel Liebenswürdigkeit hätte» denn die Rügen
»ich weiter widerstehen können.

Schnitze. Es is 'n wahres Jlück, deß die Franzosen noch keenen Talg
essen können.

Müller. Und deß die Russen von 'n Bundesjenossen doch mehr ver-
langen als Lichte schlucken.

Schnitze. Und deß die Franzosen allens jebe», wat nischt kost't, aberst
nie keen Jeld »ich.

Müller. So iS es!

A»« [feil Setiddeu ifes fliaßeiiElieiiteiiaiils Le Boeuf.

Dresden, im Hclober. Längere Zeit habe ich nichts Erhebliches be-
richten können, da die deutschen Posten zu gut auspassen. Will ich mir ein
Geschütz elivas näher ansehen, so weist man mich höflich fort, versuche ich die
Mauer eines Kasernenhofs zu erklettern, so zieht man mich freundlich an den
Beinen zurück. Heute aber kann ich endlich etwas Wichtiges meldenl

Durch Vermittlung einer Dienstmagd habe ich sechs Soldaten, die in
einem Bürgerhause in Quartier liegen, beim Einnehmen ihres Mittagessens
belauscht. Das Essen bestand aus Bohnen und Speck, und während sie dies
ekelhafte Gericht augenscheinlich mit großem Behagen verzehrten, beobachtete
ich aus sicherem Versteck ihre unglaublich schwerfälligen Beivegungen und die
von Stnmpssinn zeugenden Grimassen, die sie schnitten. Kein Ziveisel, diese
germanischen Tölpel sind dem Elan unserer Krieger nicht gewachsen!

.... Gestern hatte ich wieder einen glücklichen Tag! Al« ich vor der
Stadt einige Mägde beobachtete, die auf einer Wiese Wäsche zum Trocknen
ausbreiteten, kamen mehrere Soldaten vorüber. Nachdem einige Zurufe und
Bemerkungen gewechselt waren, von denen ich nichts verstand, rückten die
Burschen allmählich auf die Wiese vor und begannen die Weibspersonen in
die dicken Arme zu kneifen.

Da sich die einzelnen Paare nun bald zerstreuten und auch die Dunkel-
heit herabsank, konnte ich meine Beobachtungen leider nicht fortsetzen. Das
aber kann ich verbürgen: gehen die unisormirten Tölpel, ivelche das deutsche
Heer bilden, ebenso ungeschickt und planlos gegen unsere Krieger vor, ivie
gegen diese Waschmädchen, so sind sie verloren.

Hoffentlich habe ich bald wieder gleich Wichtiges zu melde»!

Ein. uuuorfidlf,ines IDoii.

In seiner famosen Revancherede sagte der sranzösische General Miribel
n. a., indem er Müsset citirte: „Den Weg, den einst der Vater fand,
wird auch der Sohn wohl finden."

Ja, das klingt recht schön, wer weiß aber doch, ob die Franzosen 1870
und 71 den Weg nach Berlin gesunden haben würden, wenn nicht deutsche
Soldaten sie sicher dorthin gebracht hätten.

3nr römischen Frage.

Noch ist die römische Frage „offen I"

Noch immer spielt Leo das alle Spiel,

Obgleich er schon längst erreicht das Ziel,

Zu welchem das Harren führt und das Hoffen!

E,,(solle am Ltammüsch.

_Solche Unternehmungen haben immer ihre Schwierigkeiten

und kosten eine Menge Mühe und Ausdauer; nachher aber bringen sie auch

— Wat soll uns denn die Colonie in Afrika inbringen? Elephanten- I
zähne werden immer rarer, die zoolojischen Järten haben bald Löwen die I
Hülle und die Fülle, und Joid jibts da »ich zu buddeln. []

— Können Sie alles nicht wissen, warten Sie's man ab.

— Aber die ville Menschenleben, die der Unsinn kost't! Z

— Wird schon noch mehr kosten, aber nachher bringt es auch was ein. ”

- Des bestreite ick, Ivir kommen da nu und nimmermehr uf unse »■

_ Abwarten. Ich spreche nämlich aus Erfahrung. Ich habe auch 'v
einmal vor Zeiten mit meinem Bruder so eine Gründung gemacht. n

— Bitte, erzählen Sie doch Herr-? -f

- Mein Name ist Condilor Wolf. Das heißt aus Adoption, meine g
rechten Eltern habe ich nicht einmal dem Namen nach gekannt. Meine »-
Ziehmutter war eine Wols, ihren Mann habe ich nie gesehen. Ich und «
mein Bruder waren tolle Jungen und hatten das Leben in der einfachen &•
Familie bald satt. Wir rückten also aus. Um es kurz zu machen, ivir q.
fanden auch bald eine Gegend, die uns zusagte, und colonisirten draus los, g
das heißt, wir ließen »ns vorläufig dort nieder. Zu Anfang hatten wir ^
auch, wie die meisten Colonisten, viel von den Nachbarn zu leiden, die mit n
Neid auf unsere Gründung sahen und uns alles, was sie uns nur an den -
Augen absehen konnten, in den Weg legten. Ganz dieselbe Geschichte, wie I
jetzt in Afrika. Na, ivie das immer so geht bei Colonien, ich kann mich >
daher kurz fassen. Zuletzt machten wir es mit ihnen, wie sie mit uns, und |
da wir inzwischen durch Cooptirung schon ganz hübsch angewachsen waren,

cs uns aber zum Colonisiren noch sehr an Frauen fehlte, machten wir
schließlich kurzen Prozeß. Als wir wieder einmal einen Angriff unserer
Nachbarn glücklich zurückgeschlagen und sie bis in ihr Dorf verfolgt hatten,
nahmen wir ihnen so viele Frauen und Mädchen ab, als wir gerade nöthig
hatten, und schleppten sie in unsere Colonie. Nun ging das gute Leben erst
an. Leider war damals mein guter Bruder bereits an einem Stein, der
von der Stadlmauer siel, zu Grunde gegangen. Der arme RemuS-

— Nanu, Remus war Ihr Bruder? Denn heißen Sie wol Ro-

— Und warum sollte ich nicht so heißen?

— Der reene Schwindel! Denn sind Sie ja schonst über 2000 Jahre
dot! (Allgemeines Gelächter.)

— Ich zog mich damals von der Gründung zurück, aber das kann ich
Ihnen sagen, es thut mir heutigen Tages noch leid, und ich bin überzeugt,
wenn ich jetzt noch mal wieder hinkäme, ich würde sie kaum wieder erkennen.

— Unsinn! Fauler Zauber!! (Gelächter.)

— Ist Ihnen vielleicht Rom noch nicht groß genug? Mir thut nur
niein armer Bruder leid, daß er damals die Gründung ausgab und ich ans
Kummer seinem Beispiel folgte; wir könnten heut so schön von den Zinsen
leben. Ich wollte übrigens damit nur sagen, daß es mit Afrika leicht auch
so kommen kann.

— Lächerlich! Der reine Blödsinn!!

— Das sagen Sie jetzt, meine Herren, aber warten Sie nur gehörig
die Zeit ab. Kellner! mir auch noch ein Seidel!

Aus Kom.

Der heilige Vater ist aus einen neuen Gedanken gekommen. „Wenn wir"

— ries er aus — „Stöcker für die Wiederherstellung unserer weltlichen
Macht gewinnen könnten!"

„Stöcker!" — ries entsetzt der diensithuende Jesuit — „Stöcker ist ja
ein eingefleischter Lutheraner und Ketzer!"

„Sachte, sachte!" beruhigte der heilige Vater. „Wollen wir behaupten,
daß ihm der oberste Grundsatz unseres herrlichen Jesuitenordens so ganz
fremd sei? Und sollte er nicht auch etwas Verehrung brig haben für den
heiligen Peter von ArbueS, der, ich glaube, 40 oder 10 000 Juden —
Zahlen behalte ich schwer - mit Feuer taufte?'

„Aber.", wollte der Jesuit wieder aufbransen.

„Ausreden lassen!" unterbrach ihn der Papst. „Stöcker hat es loS,
den Ungläubigen Geld für die Gläubigen abzuzapfen, deshalb wäre er eine
sehr geeignete Kraft für uns. Haben wir Geld genug, so können wir auf
eigene Hand einen Kreuzzug zur Befreiung Roms ausrüsten.'

„Soll ich also an Stöcker schreiben?" fragte der Jesuit.

„Ja", sagte der heilige Vater. „Nehmen Sie eine Weltpostkarle und
machen Sie die Adresse richtig. Der Berliner Wohnungsanzeiger steht da
hinten neben dem heiligen Thomas von Aquino."

Hier»« zwei Beiblätter.
 
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