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Schultz«. Wat sagst« zu den neuen Papst sein« Lebensweise?
Müller. Du ineenst, dcß er nlch so lebt wie die früheren Päpste
un besonders der vorigtc?

Schnitze. Ja wol, et is ja alleus janz anders bei ihm.

Müller. Er licjt nich uf Stroh.

Schultze. Er itzt nich allein zu Mittag.

Müller. Er ladet sich Jesellschasten ein.

Schultze. Er wird wahrscheinlich ovch Reisen machen.

Müller. Na hör", denn is eijenilich man blos een Schritt noch
bis zum Heirathen.

Die Eewissensbeißer

(Eine psycho-pathologische Gefängniß-Ctudie aus Gnesen)

Resignation des Steuerzahlers

Eine neue Arliiierievorlage Ilt ln Eicht,
weil Rohrrücklaufgeichütze eingesührt werden
lollen. Zeitungsnachricht.

Rohrrücklauf, Rohrrücklauf,

Legst mir neue Steuern auf.

Bald schafft nian dich an in Massen,

Dann mutz ich mein Letztes lassen
Für das Rohrrücklaufgeschütz.

Kaum gedacht, kaum gedacht,

Ist so ein Geschütz verkracht.

Gestern erst ganz.neu gegossen,

Heut' noch fleitzig eingeschossen,

Morgen schon zum alten Blech..

Ach, wie bald, ach, wie bald
Aendert Form sich und Gestalt!

Prahle nicht auf stolzer Schanze,

O Geschütz, mit deinem Glanze.

Ach, der Glanz verschwindet bald.

I

Die Reue quält den Missothäter
Bei Tage und noch mehr bei Nacht,

Sodatz er früher oder später
Schier zur Verzweiflung wird gebracht.

Viel' kleine schwarze Furien schickt sie,

Weit schlimmer als die des Orest,

Und mit unzähl'gcn Zangen zwickt sic
Sich i» dem sündigen Leibe fest.

Und ob sie auch verschieden heißen —

Die Namen theil' ich hier nicht mit —

Mit gleicher Kraft sie alle beißen,

Und leider Gotts nicht auf Granit!

Drum gibt's kür ihn kein Ruhekissen,

Er wird des süßen Schlafs nicht froh:

Er hat zu viel auf dem Gewissen
Und — ach, er sühlt's! — mich anderswo.

Nach langen Wochen solcher Bängniß
Schwört er, an Leib und Seele wund:

„Nie mehr, nie mehr in ein Gefängniß!"

Und bessert sich zur selb'gen Stund'.

Ob von Natur ihn auch die Parzen

Zur Mijscthat prädestiniert

Und drum mit Klumpfuß, Nascnwarzcn,

Schielaug' und Henkelohr geziert,

Er wird nicht rauben mehr noch mausen
Noch brechen in des Nächsten Haus,

Tenn Tag und Nacht solch' rastlos L—cidcn,

Das hält der Teufel selbst nicht aus!

Drum wirst zu Schanden d», Lombroso!

Hier bricht sich der Vererbung Macht;

Mit deiner Lehre ist's nur jo, so —

An so was hast du nicht gedacht!

Der Verbrauch an unechten Bieren, heißt es, ist in Berlin im
Rückgang begriffen.

Das sah ich kommen. Berlin wird zeitlebens sich daniit begnüge»
müssen, ein trocknes Spree-Athen zu heißen. Zu einem ordentliche»
Capua, wie München ist, hat es nicht das Zeug.

„Am weitesten", sagte, ein Neuseeländer Häuptling nach dem Essen,
„siitd wir Wilden doch in der Cultur. Wir sehen unsere Mitmenschen,
wir hören sie, wir riechen sic, wir fühlen sie, und wir wissen auch, wie
sie schmecken." _

Wie man hört, schreibt sich der Schloßherr von Küßnacht seit einiger
Zeit nicht mehr August, sondern Augustus.

Charakteristisch für ihn ist auch, daß er vor kurzein zu einem Ge-
nossen sagte: „Ich glaube, mir ist etwas in die Krone gefahren."

Ohne Rast, ohne Rast
Zahle, bis du nichts mehr hast.
Dann erst kannst du ruhig schlafen,
Denn dir winkt als Ruhchafen
Dann der Offenbarungseid.

Wie Gott will, wie Gott will!
Nehmt mein Geld, ich halte still.
Nehmt es hin zur Stcucrdeckung,
Bis bei inir die Zwangsvollstreckung
Fruchtlos ausfällt. Wie Gott will!

Ein Actuar Franke, der wegen eines Vergehens verhaftet war
und seinem Transporteur- während der Eisenbahnfahrt entsprang, wurde
von der Eisenbahnbchörde wegen Ausstcigens während der Fahrt
(Uebcrtretung dos § 16 Abs. 2-der Eisenbahn-Verkehrsordnung vom
28. Oktober 1869) in 10 M. Strafe genommen.

Die Eisenbahnverwaltung ist aber auch in anderen Fällen aus
dem Posten.

Ein Mörder, der einen Passagier erschlug und die Leiche aus dein
Coupö warf, wurde mit 2 M. bestraft, weil er einen Gegenstand aus
dem Wagen geworfen hatte, durch den Personen oder Sachen be-
schädigt werden können. (§ 22 Abs. 3).

Zwei Brandstifterinnen, die in einem Frauen-Coupö den Eiien-
bahnwagen vorsätzlich migcstcckt hatten, mußten je 1 M. Strafe zahlen,
weil in Frauen-Abthcilungen das Rauchen selbst mit Zustimmung der
Mitreisenden nicht gestattet ist. (§ 18 Abs. 3).

Ein Räuber, der den Postwagen eines Zuges während der Fahrt
erkletterte, von deni Postbeamten aber wieder hcruntergestoßen wurde,
niußte 6 M. bezahlen, weil er ohne gültige Fahrkarte im Zuge Platz
genommen hatte. (§ 21 Abs. 2).

Ein Anarchist, der durch eine Dynamitboinbe einen Zug in die
Luft gesprengt hatte, wobei 20 Personen getödtct und 45, darunter der
Attentäter selbst, schwer verwlindct worden waren, wurde von der
Weitersahrt ohne Ersatz des bezahlten Fahrgeldes ausgeschlossen, weil
er die Mitreisenden durch sein Verhalten während der Fahrt belästigt
hatte. (§ 20 Abs. 3).

Wahrlich, wo die Behörde so auf Ordnung sicht, da kann der
Bürger ruhig schlafen!

. Stoßseufzer eines Socialdemokraten

Dreißig Tyrannen haben auch die Griechen einmal gehabt, aber
cinundachtzig sind denn doch ein bischen viel.

Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter! Auf die Schanzen,
ihr Männer! Von Westen droht Gefahr. Noch ist kein Unglück ge-
schehen, aber schon balle» sich am Hiinmel dunkle Wolken zusanimen,
und wenn ihr in Unthätigkeit verharrt, so wird es bald um euch ge-
schehen sein. Und ihr, Frauen und Jungfrauen, helft! Wenn ihr an
die Seite der Männer tretet, denn ist das Unglück abgewendet. Darum
! auf zuni Kanipf gegen das nahende Unheil — gegen die Crinoline!

Vcroniworliichcr Rcdacleur: I. Trojan. — Verlag von A. Hojmann & (lamp., S.W. 12. — Druck von Hempc! & Co. ©. m. b. H. — Sämi

Hierzu drei Beilage»

bitten die Beiblätter zu beachten
 
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