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Klodnicki-Orlowski, Agnes
Studien zu Jacob Ruß, einem spätgotischen Bildschnitzer aus Ravensburg ([Hauptbd.]) — 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.30551#0169
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kein Holzzapfen zur Befestigung eines solchen vorhanden ist, und
da die Hände der Gestalt besetzt sind, darf gemutmaßt werden, daß
der heute verlorene Schild an dem an der rechten Brust der Statu-
ette befindlichen Zapfen angebracht war. Dem Ritter ist kein
Schildhalter zugeordnet, sondern nur das Wappen der von Andlau
(rotes Kreuz in Gold)**^; es sitzt an entsprechender Stelle wie
die Schildträger der anderen hier dargestellten Reichsständever-
treter .
Der Ritter von Frauenberg links und der von Strundeck rechts,
ersterer kleiner als letzterer gearbeitet, stehen unter einem Bal-
dachin, jedoch jeweils auf einer eigenen Standkonsole. Der Ritter
von Frauenberg ist dem von Strundeck zugewandt, während jener fron-
tal zur Raummitte ausgerichtet ist. Die Fußspitzen der jeweils
rechten Beine der Skulpturen zeigen nach vorne, die der linken
nach rechts. Beide Gestalten halten in Brusthöhe in den äußeren
Händen seitlich der Körper lange Lanzen, deren Klingen über ihre
Köpfe hinausragen und deren Schäfte neben den Füßen enden. Die
Waffe der linken Figur ist auf die Standkonsole gestellt, die der
rechten hängt frei in der Luft. Durch die Anordnung der sich senk-
recht erstreckenden Lanzen wird eine Art seitliche Rahmung für
die Skulpturen geschaffen. In gleicher Höhe wie die Lanzen halten
die Ritter in den anderen Händen die Schriftbänder, deren In-
schriften "+ der + ritt [er] + vo(n) + / frowenberg +" und
"+ der + riter von Strondeck +" lauten und die sich zwischen den
Statuetten nach unten hin entfalten. Beide Ritter sind in glei-
cher Rüstung gekleidet, identisch mit der des Ritters von Andlau.
Während der von Frauenberg sein Visier tief heruntergezogen hat,
so daß die Augen gerade noch erkennbar sind, und der Mund hinter
dem Ansteckbart versteckt ist, trägt der von Strundeck das Visier
hochgeschlagen und den Ansteckbart so, daß zwar der Mund sichtbar,
die obere Kinnpartie aber verdeckt ist. An der Standkonsole des
Ritters von Frauenberg befindet sich ein Holzzapfen, der darauf
hindeutet, daß ursprünglich an ihm das heute verlorengegangene
frauenbergsche Wappen befestigt war. Das Wappen des Ritters von
Strundeck (goldgekrönter roter Löwe in Silber)*^ dagegen hat
sich erhalten und ist an dessen Standkonsole angebracht. Während
letzterem weder ein Schildhalter mit einem Wappen noch ein zweites
 
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