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Klodnicki-Orlowski, Agnes
Studien zu Jacob Ruß, einem spätgotischen Bildschnitzer aus Ravensburg ([Hauptbd.]) — 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.30551#0228
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220

V. RESÜMEE
Die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Arbeit lassen sich
wie folgt zusammenfassen. Innerhalb der Erörterung biographischer
Daten zu Jacob Ruß wurden die Forschungsliteratur und die schrift-
lichen Quellen kritisch untersucht. Dabei ergab sich für die Früh-
zeit - 147$ bis 1484 -, daß es neben dem späteren Schöpfer des
Churer Hochaltarretabels, der 1482 zum ersten Mal in schriftli-
chen Quellen genannt ist, in jener Zeit in Ravensburg mindestens
einen weiteren Bildhauer Jacob, wenn nicht gar einen dritten gege-
ben hat. Dieser Sachverhalt verbietet es, den Wortlaut aller
Schriftzeugnisse von 1479 und 1484 bedenkenlos auf Ruß zu bezie-
hen. Dies bedeutet, daß die Frühzeit des Künstlers wenigstens zum
Teil im Verborgenen liegt; Spekulationen der älteren Forschung
sind als solche zu bezeichnen und unter wissenschaftlichen Aspek-
ten zurückzuweisen.
Auch für die Churer Jahre des Jacob Ruß ergaben Untersuchungen
der Schriftzeugnisse, daß es neben dem Ravensburger Meister in je-
nem Zeitraum einen weiteren 3ildhauer namens Jacob gegeben hat.
Ferner ist entgegen der Feststellung bei Teilen der Forschung
eine Mitarbeit von Jacob Ruß am Sakramentshaus der Kathedrale zu
Chur aufgrund erhaltener Schriftquellen nicht nachweisbar.
Für die frühe Churer Schaffenszeit konnte durch genaues Quel-
lenstudium neben dem Tumbengrab des Bischofs Ortlieb von Brandis
ein weiteres Werk für Ruß erschlossen werden, und zwar das Epi-
taph desselben Bischofs, das von der Forschung bisher nicht be-
rücksichtigt wurde.
Für den Churer Hochaltar konnte dessen in der spätgotischen
Altarkunst einmalige geschnitzte Rückseite endlich schlüssig ge-
deutet werden. Es wurde festgestellt - dazu trug u.a. die Ent-
deckung der Drehbarkeit der Schreinwächter bei -, daß die Konzep-
tion des Flügelaltares .auf Umgehbarkeit angelegt ist. Dies ergab
unter Berücksichtigung des originalen Standortes des Schnitzreta-
bels, daß es im ausgehenden 15- Jahrhundert eine Wallfahrt in die
Kathedrale zu den hinter dem Altar in einem Reliquienhaus aufbe-
 
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