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geht durch das mittlere Thor des Schlosses und den Garten von Schwetzingen, dann durch
den Wald bis an den Rhein. Zugleich bestimmte er die Entsernungen verschiedener aus-
gezeichneter Puncte dieser Gegend von der Sternwarte zu Schwetzingen. Indem er auf
solche Art Gassini's Triangulirung auf der rechten Rheinseite fortsetzte, bediente er sich
einer eisernen Toise (oben S. 33, Num. 3o), welche in Paris genau nach derjenigen war
gemacht worden, deren man sich bei der Gradmessung in Peru um das J. 1740 bedient
hatte, und eines dritthalbsussigen Quadranten (oben S. 52, Num. 15), welchen ihm der
Abbe de la Caille durch Canivet hatte machen lassen, und wozu Mayer diejenige Summe
uneigennützig verwendete, welche Kursürst Carl Theodor ihm zu einer Reise nach Mar~
seilte bewilligt hatte. Diese Bemühungen dienten als Grundlage bei seiner nachher entwor-
fenen Landcharte von Mannheim bis Basel. Es war der erste Versuch dieser Art in Teutsch-
land, sür die Erdbeschreibung nützlich und nothwendig, und von der pariser Akademie der
"Wissenschasten mit Beisall ausgenommen. Verdienstlich bleibt diese Arbeit immer, wenn
auch die Basis, die Dreiecke, die Ortsbestimmungen, nicht denjenigen hohen Grad von
Genauigkeit haben, welchen zu sordern man jetzt sich für berechtigt hält a), Ueberhaupt
dars man, wenn Mayers Arbeit gehörig soll gewürdigt werden, nicht vergessen, dafs man-
che vollkommenere BeobachtungsMethoden und Kunstgrisse der neuern Astronomie, damals
unbekannt waren, dass andere Astronomen von grossem Namen, z.B. Cassini b), eben so
beträchtlich fehlten, dafs also Manches nicht sowohl dem Beobachter, als vielmehr dem
damaligen Zustande der Wissenschaft zuzuschreiben ist.
Astronomische Beobachtungen, welche Mayer zu Schwetzingen gemacht hatte, wurden
von den Societäten der Wissenschaften zu London und Petersburg in ihre gedruckten
Sammlungen ausgenommen. Bald solgten zwei andere öffentliche Beweise seiner Bemü-
hungen auf der sc.hwetzinger Sternwarte: die Beschreibung einer Sonnen- und Mondsm-
sternifs, verglichen mit den Beobachtungen anderer berühmten Astronomen, und eine Be-
stimmung der Polhöhe der Sternwarte von Schwetzingen. Den MittagsUnterschied zwischen
dieser Sternwarte und Paris, sand er ".^ 15" östlich, mithin geographische Länge 260 x8'
45"; die Breite 490 ab' 4", 5 c).
a) Vergl. Bibliographie astronomique, par de la Lande, p. 706.
b) In seinen Ortsbestimmungen von Teutschland entdeckte Hr. Ammann Fehler, bis zu füns Minuten. Man s. dessen
Geographische Ortsbestimmungen im östl. Schwaben. Dillingen 1796.
e) So giebt Mayer die Länge und Breite von Schwetzingen an, aus seiner Basis novae chartae Palatinae, obsewat-
ionibus geometricis ac coelestibus desinita (1773, ein Blatt in Fol.). Dagegen iteht in v. Zachs monatl. Correspondenz,
Bd. I, S. 279: „Schwetzingen, nach Christian Mayer, Länge = s6° 14' 2"; mithin MeridianUnterschied =z 24', 59"".
geht durch das mittlere Thor des Schlosses und den Garten von Schwetzingen, dann durch
den Wald bis an den Rhein. Zugleich bestimmte er die Entsernungen verschiedener aus-
gezeichneter Puncte dieser Gegend von der Sternwarte zu Schwetzingen. Indem er auf
solche Art Gassini's Triangulirung auf der rechten Rheinseite fortsetzte, bediente er sich
einer eisernen Toise (oben S. 33, Num. 3o), welche in Paris genau nach derjenigen war
gemacht worden, deren man sich bei der Gradmessung in Peru um das J. 1740 bedient
hatte, und eines dritthalbsussigen Quadranten (oben S. 52, Num. 15), welchen ihm der
Abbe de la Caille durch Canivet hatte machen lassen, und wozu Mayer diejenige Summe
uneigennützig verwendete, welche Kursürst Carl Theodor ihm zu einer Reise nach Mar~
seilte bewilligt hatte. Diese Bemühungen dienten als Grundlage bei seiner nachher entwor-
fenen Landcharte von Mannheim bis Basel. Es war der erste Versuch dieser Art in Teutsch-
land, sür die Erdbeschreibung nützlich und nothwendig, und von der pariser Akademie der
"Wissenschasten mit Beisall ausgenommen. Verdienstlich bleibt diese Arbeit immer, wenn
auch die Basis, die Dreiecke, die Ortsbestimmungen, nicht denjenigen hohen Grad von
Genauigkeit haben, welchen zu sordern man jetzt sich für berechtigt hält a), Ueberhaupt
dars man, wenn Mayers Arbeit gehörig soll gewürdigt werden, nicht vergessen, dafs man-
che vollkommenere BeobachtungsMethoden und Kunstgrisse der neuern Astronomie, damals
unbekannt waren, dass andere Astronomen von grossem Namen, z.B. Cassini b), eben so
beträchtlich fehlten, dafs also Manches nicht sowohl dem Beobachter, als vielmehr dem
damaligen Zustande der Wissenschaft zuzuschreiben ist.
Astronomische Beobachtungen, welche Mayer zu Schwetzingen gemacht hatte, wurden
von den Societäten der Wissenschaften zu London und Petersburg in ihre gedruckten
Sammlungen ausgenommen. Bald solgten zwei andere öffentliche Beweise seiner Bemü-
hungen auf der sc.hwetzinger Sternwarte: die Beschreibung einer Sonnen- und Mondsm-
sternifs, verglichen mit den Beobachtungen anderer berühmten Astronomen, und eine Be-
stimmung der Polhöhe der Sternwarte von Schwetzingen. Den MittagsUnterschied zwischen
dieser Sternwarte und Paris, sand er ".^ 15" östlich, mithin geographische Länge 260 x8'
45"; die Breite 490 ab' 4", 5 c).
a) Vergl. Bibliographie astronomique, par de la Lande, p. 706.
b) In seinen Ortsbestimmungen von Teutschland entdeckte Hr. Ammann Fehler, bis zu füns Minuten. Man s. dessen
Geographische Ortsbestimmungen im östl. Schwaben. Dillingen 1796.
e) So giebt Mayer die Länge und Breite von Schwetzingen an, aus seiner Basis novae chartae Palatinae, obsewat-
ionibus geometricis ac coelestibus desinita (1773, ein Blatt in Fol.). Dagegen iteht in v. Zachs monatl. Correspondenz,
Bd. I, S. 279: „Schwetzingen, nach Christian Mayer, Länge = s6° 14' 2"; mithin MeridianUnterschied =z 24', 59"".