Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1843 (Nr. 28-80)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1490#0004
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
«ine kleine Schrist vorlegen zu können, die jüngst über Li'eftn Gegen-
stand von «inem der ausgezeichnelsten französtschen Archiiekten, M.
Eesar Daly, Herausgeber der „»evue xeiieralL äe I'.^rokitccturo ei
<lvz rravaux pudiics", geschrieben und in Pari's erschienen ist. Der
Berf. beginnt mit einer kurzen Geschichte dcs DombaueS von der er-
sten Grundstcinlegung b!s zur Ankunst ftincr Landsleute in Köln in
Folg« der Kriegs-Ereignisse des Jahres 1794. Diese Skizze ist treu
meist nach S. Boisseree's Werk gearbeiter, aus dem sast alle Nach-
solger ihre geschichtlichen Notizen über diesen Gegenstand geschöpft ha-
ben. Er verschrveigt keineswegs die Entweihung, die seine Lands-
keute sowohl an unserer Domkirchr, alS an ihrsn eigenen Kunstdenk-
malen verschuldet, darin gerechter und gründlicher, als manche junge
deutsche Enthustasten, die es schon als eine „Versünd igung" an
der göttlichen Revolution selbst anfthen und stch entrüsten, wenn
man die wirklich Statt gefundenen revolutionären Gräuel, in deren
Folge so manche der trrfflichstcn, nie mehr zu ersetzenden Kunst-
werke, sowohl in Frankreich selbst, als nach der Ankunst der republi-
canischen Tcuppen auch in Jtalien und Deutschland, untergegangen
sind, nach Verdienst mit gerechter Erbilterung brandmarkt. Er sagt:
„Auch dürfen wir eine Entweihung nicht verschweigen, deren Opfer
dieS herrliche Gebäude (der kölner Dom) ward. Die Soldaten der
Republik, welche in ihrer Ueberspannung sogar die Achtung, die sie
den Gräbern der großen Männer Fcankreichs schuldeten,
vergessen konnten, welche die Kirchen in Fabriken verwandelt, und in
den Schmelzofen die Glocken auS den Äirchthürmen und die metal-
lenen Aierathen, von den Gräbern abgerissen, geworfen, welche nur
Lhren hattcn, um Freiheitslieder anzuhören, Hände, um die Waffen
zu ergreifen, Stimmen, um alle Völker aufzurufen, ihr Beispiel nach-
zuahmen; dics« Enlhustasten waren keincswegs gencigt, in fremden
Ländern die heiligen Orte mehr zu achten, als ste es in ihrem Vater-
lande gethan. Der kölner Dom diente ihnen zum Pferdestall und
Fourage-Magazin. Die Hcrabwürdigung, welche davon die Folge
war, verbunden mit dem Mangel an Unterhaltung, drohte das
Denkmal zu zerstören u. s. w." *). Die kaiserliche Regierung übergeht
«r gänzlich mit Srillschweigen, erwähnt daS Erhaltungswerk, wo-
mit schon nicht lange nach dem zweiten pariscr Frieden, im Jahre
1816, begonnen, und läßt dann eine ausführlichere Beschreibung des
eigentlichen Herstellungsbaues vom Jahre 1826 bis zur Gegen-
wart folgen. Die Nolizen, die er zu sciner Darstellung benutzte, ver-
Lankt er nach seiner Angabe den gefälligen Mittheilungen eines jun-
gen kölner Architekten, I. Fuss, der längere Aeit in Paris studirte
und dort zuerst die Jdee zur Bildung von Hülfsvereinen anregtc.

Der Berf. zvllt nun, als Mann vom Fach, der Sorgfalt und
dem ungemeinen Talente, welches den Herstellungsbau geleitet, seinen
vollsten Beifall, rühmr unter Andcrm die weise Vorstcht dcs Dom-
baumeisters, zuc Befestigung dcs Mauerwerks nie das Eisen benutzt
zu haben, sondern daß er in allen Fällen, wo er einen stärkern An-
schluß der Steine für nöthig erachtet, als schon aus ihrem kunstmä-
ßigen Verbande (StspoMiou steröotowigue) selbst hervorgehe, stäts
Stücke von Steinen in Schwalben schwanz-Form bearbeitet (taiilös
«n queue S'arouilo) angewendet oder bronzene Dübel (s»>i)oos Se
dronoe), wenn die erstern keinen hinreichenden Widerstand leisteten**).

(Schluß folgt.)

Eorrefpondenf-Narhricht.

Crefeld, 16. Dec. Jn der auf den 26. October o. anberaumten
General-Vcrsammlung hat stch der unterm 28. Sept. bereits zusam-
mrngetretene Dombau-Hülfsverein für den Kreis Crefeld definitiv con-
siituirt und seine Statuten festgestellt. Durch Stimmenmehrheit wur-

*) „II est eneore nne proksostion, llunt ce noble öSiüv« kut Is vic-
time et gu« nous oe äevoos pss tsire. l-es solästs Se la kepu-
bligue, gui svsieot pu oudlier äsos leur exsltstioo meme le
resxeet, 6ü sux tombesux ües grsnüs bommes üo Is k'rsoce,
gui svsient cooverti los exlisos en ksbriques et fete llsns Is
kouroaise les clocbes äescvoüues üe leurs tours et les cuivres
urracdes sux «epultures, gui o'avsieot eu ä'oreilles gue povr
eoteockrs ckes cdsots cke liberte, ckv maios gue pour ssisir ckes
armcs, cke voix gue pour appeler toos les peuples a imiter leur
vxewple; ces eordousisstes o'ötaient xuere ckisposös d wootrer
cksos les ps>8 etrsoxers plus cke respect pour les lieux ssiots
gu'ils o'eo avsieot moutre cdes eux. l,s 6stkeckrals cke Oologne
servit ck'ecuriv d leurs edevsux et ckewsKssin s kourraxes. l-es
cköxrackstioos, gui eo kureot la suite g'oiotes su msoguv ck'eotre-
tioo weoscsieot cko ruioer le mooumeot ete." p. 8.

**) Abgesehen von der Leichtigkeit, womit das Eisen fich orpdirt, crfordert
auch die Kraft der Ausdehnung immer sorgfältige Beachtung,
wenn Eisen auf irgend eine Weise mit weniger ausdehnsamen Mate-
rialien verbunden werden soll. Die Schlnßsteine der Mauern werden
zuweilen durch Klammern oder Riegel von Eisen zusammen gehalten;
find diese Klammern von Sußeisen, welches sxröde ist, so brechen fie
ost beim ersten Froste, weil fie fich stärker zusammenziehen möchten,
als es der Stein gestattet; find fie aber von Schmicdeeisen, welches
fest ist, so zerbrechen fie gewöhnlich den Stein und machen ihn locker
«seinem Lager.

den zum Vorstande gewählt die Herren: Franz Kacl Hagemann,
Eaplan Knors, mes. v. Löhr, Hermann von Bcckcrath, Eaplan Jo-
nas, Referendar Höni'nghaus und Gerichtschreiber ScheidgeS. Ferncr
gehören statutmäßig zum Vorstande: 1) der Landrath des Kreises Cre-
se!d, dec Bürgermeister, der Dechant und der ältest« Prediger der
evangelischen Gemeinde von Crefsld; 2) die Pfarrcr der übrigen Ge-
meinden des Kreises, welche sich durch die betceffenden Bürgermeister
können vertreten lassen, — und hat in den Gcmeinden, wo wenigstens
160 Vereinsmitglieder sind, außer dem Ortspfarrer auch noch dec Bür-
gcrmeister die Rrchte eines Vorstands-Mitgliedcs.

Des kölner Dombaues Nleihe.

Jhr Männer deutscher Gauen,

Herztreu und stark zugleich,

Jhr edeln deutschen Frauen,

Liebhold und minnereich,

Regt emfig eure Hände
Und füget Stein auf Stein,

Daß herrlich sich vollende
Der Wunderdom am Rein.

Jhr Bürger hoch und nieder,

3hr Fürsten nah' und fern,

So Diener als Gebieter,

Es spend' ein (eder gern,

Zu dem die heil'ge Kunde
Vom deutschen Dombau scholl,

Beipflichtend unserm Bunde
Dem Lcmpel ftinen Zoll.

Richt, daß wir Ruhm erlangen,

Der nur bei Thoren gilt,

Soll dieser Tempel prangen,

Ein hohles Steingebild;

Dem echten Christenflnne,

Der reinsten Frömmigkeit
Vom Grundstein bis zur Zinne
Sei unser Bau geweiht.

Nicht einer engen Meinung
Dien' er als Prachtaltar,

Des GlaubcoS Urvereinung
Stell' er im Gleichniß dar;

Er sei ein Bild der Treue,

Der Weisheit und der Kraft,

Die unS verband aufs Reue
Zu stätec Brüderschast.

Ein Denkstein all des Schönen,

Was deutscher Geist erfand,

Stäts sag' er unsern Söhnen:

„Liebt euer Heimatland!"

Dem Fremdling mög' er sagen,

Daß hoher Muth uns eint,

Soll hoch in Wolken ragen,

Ein Warnungsmal dem Feind.

Ja, wie aus tausend Steinen,

Aus Pfeilern mannigfalt
Der Dom fich wölbt zur Einen
Erhabnen Schöngestalt:

So, aus verschiednen Zweigen
Gegliedert wundersam,

Soll krästig blühn und steige«

Der deutsche Bölkerstamm.

So wollen wir ihn weihen,

Den Tempel, so ihn baun,

Kein Feind soll uns entzweien,

Wir reichen mit Vertraun
> Uns brudersam die Hände
Und sügen Stein auf Stein,

Daß herrlich fich vollende
Der Wunderdom am Rhein.

Eduard Brauer.

S e r i ch t i g u n g.

Zn dem Aufsatze: „Wie die christlichen Völkerschaften des Mittelalters
Kirchen bauten", in Nr. 26 des „Domblatts" muß bei der Stelle: „Der
Dom zu Köln, so eigenthümlich deutsch und rheinisch, kölnisch er ist, wenn
man seinen Stpl betrachtet, ist dennoch weder mit deutschem, noch mit köl-
nischem Gelde erbaut", nach weder und noch „b l o ß" eingeschoben werden.

Berantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.

Dmck und Commissions-Verlag des Verlegers der Kölmfchen Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
Annotationen