Aikllichk Milkßlilungen ßts Etnkrnl-DoWvku-Btrtins,
mit gefchichtlichen, artistischen und literarischen Bekträgen,
herausgegeben vom Vsrstaude.
Nr. 51._Köln, Sonntag, II. Zuni _1843.
Das „Kölner Domblatt" erschemt jeden Sonntaz als Äratis-Iugabe zur ,, Kölnischen Ieitung", wird außecdem aber auch besonders
ausgegeben und (jedoch erst Montags) versandt. Der Pranumerations-Preis für die Einzel-Ausgabe, dercn Reinertrag der Dombau-Vercins-Eaffe zufließt,
betragt hier bei der Expedition der „Kölnischen Ieitung" wie auswirts bsi allen k. preuß. Poffan^alten 10 Sar. kür den Jahrgang.
Amtliche Mittheilrrngen.
L e k a n n t m a ch u n g.
Mit Vezugnahn-.e auf unsere Einladung vom 17. Februar d. I.,
Nr. 35 des „Kölner Domblattes", zeigen wir an, daß die Verloosung
von Kunstwerken und anderen werthvoilen Gegenständen zur Förderung
des kölner Dombaues Donnerslag den 29. Juni d. J>, Nachmittags
vier Uhr, auf der Rheinau Statt sinden wlcd. Es soll damit eim
muflcalische Unkcrhaltung verbundcn und ein Eintxlttspreis von fünf
Silbergroschen zum Besten des Dombaues erhoben werden.
Jndem wlr hiikzu ergebenst cinladen, bemerken wir noch, daß die
zu verlooftndrn Gegenstände einige Tage vorhec im Saale des städli.
schen SingvereinS zuc Anflcht ausgestellt sein werden und daß die
noch vorhandenen circa 170 Loose auf unserm Secrclariate, so wie in
den Buchhandlungen von DuMont-Schauberg und Eisen hierselbst
zu haben sind.
Köln, 6. Juni 1843. Der Verwaltungs-Ausschuß
des Central-Dombau-Vereins.
Schlul; des Sendlchreibens aus Nr. 50.
Kehren wir nach dicftc Abschwiifung zum Allare zurück, so ka n eö
für unftcn Zweck uaS qleichgtiitig sein, vb in dsr alien Kirche, w e
Einige unrichlig "^) glauben, ein einziger Altar (anch -rron als Mäi-
tyrerschrein genannt) odcr wie in der alcen Kicche "°) zn Iork dreißig
Aitäce wacen; genug, der Altar war ein einfacher Opfectisch. Man
würde sich aber dennoch einr falsche Vorstellung vom alten Altare ma-
chen, wemr man bloß den cinfachen Opftctisch festhalten wollte. Um
diefts zn erlärttern, -vollen wir de.n nenern bekannten Altar nehmen.
G?gen das dreizehnke Jahrhundert erhielken die Altäre allmählich
die jetzige Gestalk, verlorsn den innern hohlen Raum, kragen aber
noch immer nach der Sitte drr ersten Ehristenheit em heiligcs Ueder-
bleibsel in sich. Bis zu dieser Aeit standen die Priestcr dem Volks zn-
gekehrt an der östlichen Seite des Altars, also mit dem Gcflchte
"0 Bei der Kirchweihe zu Jerrisalem zur Zeit Konstantin's sagt der
Aeitgenosse Eusebius (Vivt. Lonst. IV. 45., vgl. Binterim, Denk-
würd. IV. i. S. 109 ff.) ganz klar, daß mehrere Bischöfe dem
Herr» das unblutige Opfsr am Weihetage dargebracht hätten,
woraus also die mehreren Altare von selbst folgen, welche wir
auch in der Kirche des h. Ambrosius «. s. w. finden.
"') Alcuin im achten Jahrhundert beschreibt ffe als Baumeister in
seinem Gedichte (oll. 6slo 16SI):
tzase triAiots tenet vsriis oroatibus aras.
Uoo rlno lliseipuli templom voctore judvote
i4eäiücavoroat Lobalckus vt ^lcuious.
Eine deutsche Herausgabe dieseS Gedichtes von einem Kundigen
könnte lehrreich werden.
nach Westen gewendet, oa die übrige Gemeinde nach Osten'") bei
dem Gebete fich richtcn mußle. Zugleich rückte der Altar näher an die
L-chlußwand, oft sie ganz verbcckend, und sv entstand von selbst die
Nothwendl'gkeik, daß dsr Pn'estec voc die westliche Seite des AltarS
trcten, also dem Volke den Rücksn zudrehen, ebenfails Lie Kakhedra
nebst den üb.igcn Si'tzen bes Presbyteriums verlegk werden mußte.
Wenn daher der Priester bei dem „Dec Herr fti mit euch!" das Volk
begrüßt oder es ftgnet, so muß er flch jetzt zu i'hm umwenden, was
bei dcc alten Stellung auf der östlichen Seite nicht nöthig war.
Wodurch mig diese Beränderung des Altars veranlaßt worden ftin?
Der Gcund ist fthr einfach. Jm Mittelaltrc nämlich hatte flch das
Christenthum überall befestigt, an Heiden war nicht zu denken, und
offcn konnte dargelegi ivrrden, was in dec ersten christlichen Zeit
verhüllt ward und verhüllt werden mußle. Auch, der Altar, jetzt
offen, wac in altec Aeit verhüllt, l'o.vohl w.'gen dec Lehrlinge (Kate-
chumenen), die bloß der Beleh.ung, nicht dem A tarwerke, dem Opfer,
beiwohnten, alS auch wegen der Hei'den, die einen unrrwacteten Uebec-
fa!I machen konnten und, wi'e Chosrors "") beweif'r, machken. Die
heiligen Gefäße, der Märtyrerschrein un» alleS Opfergerä'lhe wurden
deher KiS zu dem Beqinne dcs Opsers vsrhüllt. Nachdem aber di'e
Kmdertaufe eingetreten war, die aite Katechumeneneinrichtung also flch
wesentlich umgestaltete, irozn sollte nun noch eine V-rhnllung des Nl-
tars dienen, die keincn Zweck mehr hatt« und obendrcin ihre Mißstände
und Unb quemllchreltkn? So erklärt fich die Altarveränderung leicht.
W e war drnn aber der eii fache Opferlisch früher? Ueberdeckt
war cr von einem schützinden Oberbau, gleichsam einek deckenden Laub-
bütke, die noch jetzr ta ist >m Tragchimmel, der bei feierlichen
U nzüzen gebrauchr wird. Dieftr Tragehimmel bildete ein Schutzdach,
untec welchem au-b nnch j-tz der Priellsr das alte Kleid, die easnln,
tragt, und cs hieß bei Grischen und Lateinrrn Ciborium. Dieses
Cldocium ruhle gewöhnlich anf viec bünnen festst-henden Säulchen
unS überschattete ven offenen Alkar, so daß der Priestec mit Rechk am
Anfange der Mcffe saqk: „Jch will eingeh-n zum Altare des Herrn"
(illtrnibn ns llltars llei). Außerdem hatte das Ciborium zwischen den
Saulchen ^oi>) Borhä'nge (noch bis auf die jüngste Zeit in Columba
a!S Andeutung vsrhanden), die nur in Gegenwart der Gläubigen beim
Opfer geöffnct, bei der Anwrftnheit der Lehrlinge aber oder bei plötz-
S. Vrißvn. 4s orstione p. 270. 271. nebst Anmerkungen. klem.
Klex. 8trom. VII. und vllinsscenus äe üäo IV. 13. ergo oon-
versi sü orieatem respicimus et säorllmus ksciem Lüristi
cruoiüxi. Dieses kscivm ist wichtig, da es deutlich die noch be-
stehende Kirchensitte bewers't, daß auf den alten Kreuzen dcr Ge-
kreuzigte selbst mit abgebildet war. Ueberhaupt möchte fich die
Meinung von Kreuzen ohne das Bild des Heilandes schwer nach-
weisen laffen, da hingegen die gewöhnlichs Meinung vielfach sich
begründet. S. die Malersage bei 6eo Vrammst. p. 114 Bgl.
ttoilill. Lxcerpt. p 20. or«vpö§ öc« röv avra' TrpoeHlMAsvr«
rr oa^xi ^rov.
'") S. Püvoplixlact. 8imocatt. üist. V. 2. rr/r7rkr, 7-- 4 />mzr«7o, r«
ry; Apyoxrcax rrrlovr zrvor^pl«. Daß zroirri/yia so wie V. 12
'zrvkiral - «Tröyp^r« Nllr von dem h. Meßopfer zu verstehen ist,
braucht keinem Keuner bewiesen z» werden. Bgl. die Geschichte
des h. Babylas und Numerianns in S>ncoII p. 724 und -Vna-
stas. kist. ecol. p. 40
'"">) Ueber diese Worhänge f. va 0-aeo clescr. h. SS p. 12S.
mit gefchichtlichen, artistischen und literarischen Bekträgen,
herausgegeben vom Vsrstaude.
Nr. 51._Köln, Sonntag, II. Zuni _1843.
Das „Kölner Domblatt" erschemt jeden Sonntaz als Äratis-Iugabe zur ,, Kölnischen Ieitung", wird außecdem aber auch besonders
ausgegeben und (jedoch erst Montags) versandt. Der Pranumerations-Preis für die Einzel-Ausgabe, dercn Reinertrag der Dombau-Vercins-Eaffe zufließt,
betragt hier bei der Expedition der „Kölnischen Ieitung" wie auswirts bsi allen k. preuß. Poffan^alten 10 Sar. kür den Jahrgang.
Amtliche Mittheilrrngen.
L e k a n n t m a ch u n g.
Mit Vezugnahn-.e auf unsere Einladung vom 17. Februar d. I.,
Nr. 35 des „Kölner Domblattes", zeigen wir an, daß die Verloosung
von Kunstwerken und anderen werthvoilen Gegenständen zur Förderung
des kölner Dombaues Donnerslag den 29. Juni d. J>, Nachmittags
vier Uhr, auf der Rheinau Statt sinden wlcd. Es soll damit eim
muflcalische Unkcrhaltung verbundcn und ein Eintxlttspreis von fünf
Silbergroschen zum Besten des Dombaues erhoben werden.
Jndem wlr hiikzu ergebenst cinladen, bemerken wir noch, daß die
zu verlooftndrn Gegenstände einige Tage vorhec im Saale des städli.
schen SingvereinS zuc Anflcht ausgestellt sein werden und daß die
noch vorhandenen circa 170 Loose auf unserm Secrclariate, so wie in
den Buchhandlungen von DuMont-Schauberg und Eisen hierselbst
zu haben sind.
Köln, 6. Juni 1843. Der Verwaltungs-Ausschuß
des Central-Dombau-Vereins.
Schlul; des Sendlchreibens aus Nr. 50.
Kehren wir nach dicftc Abschwiifung zum Allare zurück, so ka n eö
für unftcn Zweck uaS qleichgtiitig sein, vb in dsr alien Kirche, w e
Einige unrichlig "^) glauben, ein einziger Altar (anch -rron als Mäi-
tyrerschrein genannt) odcr wie in der alcen Kicche "°) zn Iork dreißig
Aitäce wacen; genug, der Altar war ein einfacher Opfectisch. Man
würde sich aber dennoch einr falsche Vorstellung vom alten Altare ma-
chen, wemr man bloß den cinfachen Opftctisch festhalten wollte. Um
diefts zn erlärttern, -vollen wir de.n nenern bekannten Altar nehmen.
G?gen das dreizehnke Jahrhundert erhielken die Altäre allmählich
die jetzige Gestalk, verlorsn den innern hohlen Raum, kragen aber
noch immer nach der Sitte drr ersten Ehristenheit em heiligcs Ueder-
bleibsel in sich. Bis zu dieser Aeit standen die Priestcr dem Volks zn-
gekehrt an der östlichen Seite des Altars, also mit dem Gcflchte
"0 Bei der Kirchweihe zu Jerrisalem zur Zeit Konstantin's sagt der
Aeitgenosse Eusebius (Vivt. Lonst. IV. 45., vgl. Binterim, Denk-
würd. IV. i. S. 109 ff.) ganz klar, daß mehrere Bischöfe dem
Herr» das unblutige Opfsr am Weihetage dargebracht hätten,
woraus also die mehreren Altare von selbst folgen, welche wir
auch in der Kirche des h. Ambrosius «. s. w. finden.
"') Alcuin im achten Jahrhundert beschreibt ffe als Baumeister in
seinem Gedichte (oll. 6slo 16SI):
tzase triAiots tenet vsriis oroatibus aras.
Uoo rlno lliseipuli templom voctore judvote
i4eäiücavoroat Lobalckus vt ^lcuious.
Eine deutsche Herausgabe dieseS Gedichtes von einem Kundigen
könnte lehrreich werden.
nach Westen gewendet, oa die übrige Gemeinde nach Osten'") bei
dem Gebete fich richtcn mußle. Zugleich rückte der Altar näher an die
L-chlußwand, oft sie ganz verbcckend, und sv entstand von selbst die
Nothwendl'gkeik, daß dsr Pn'estec voc die westliche Seite des AltarS
trcten, also dem Volke den Rücksn zudrehen, ebenfails Lie Kakhedra
nebst den üb.igcn Si'tzen bes Presbyteriums verlegk werden mußte.
Wenn daher der Priester bei dem „Dec Herr fti mit euch!" das Volk
begrüßt oder es ftgnet, so muß er flch jetzt zu i'hm umwenden, was
bei dcc alten Stellung auf der östlichen Seite nicht nöthig war.
Wodurch mig diese Beränderung des Altars veranlaßt worden ftin?
Der Gcund ist fthr einfach. Jm Mittelaltrc nämlich hatte flch das
Christenthum überall befestigt, an Heiden war nicht zu denken, und
offcn konnte dargelegi ivrrden, was in dec ersten christlichen Zeit
verhüllt ward und verhüllt werden mußle. Auch, der Altar, jetzt
offen, wac in altec Aeit verhüllt, l'o.vohl w.'gen dec Lehrlinge (Kate-
chumenen), die bloß der Beleh.ung, nicht dem A tarwerke, dem Opfer,
beiwohnten, alS auch wegen der Hei'den, die einen unrrwacteten Uebec-
fa!I machen konnten und, wi'e Chosrors "") beweif'r, machken. Die
heiligen Gefäße, der Märtyrerschrein un» alleS Opfergerä'lhe wurden
deher KiS zu dem Beqinne dcs Opsers vsrhüllt. Nachdem aber di'e
Kmdertaufe eingetreten war, die aite Katechumeneneinrichtung also flch
wesentlich umgestaltete, irozn sollte nun noch eine V-rhnllung des Nl-
tars dienen, die keincn Zweck mehr hatt« und obendrcin ihre Mißstände
und Unb quemllchreltkn? So erklärt fich die Altarveränderung leicht.
W e war drnn aber der eii fache Opferlisch früher? Ueberdeckt
war cr von einem schützinden Oberbau, gleichsam einek deckenden Laub-
bütke, die noch jetzr ta ist >m Tragchimmel, der bei feierlichen
U nzüzen gebrauchr wird. Dieftr Tragehimmel bildete ein Schutzdach,
untec welchem au-b nnch j-tz der Priellsr das alte Kleid, die easnln,
tragt, und cs hieß bei Grischen und Lateinrrn Ciborium. Dieses
Cldocium ruhle gewöhnlich anf viec bünnen festst-henden Säulchen
unS überschattete ven offenen Alkar, so daß der Priestec mit Rechk am
Anfange der Mcffe saqk: „Jch will eingeh-n zum Altare des Herrn"
(illtrnibn ns llltars llei). Außerdem hatte das Ciborium zwischen den
Saulchen ^oi>) Borhä'nge (noch bis auf die jüngste Zeit in Columba
a!S Andeutung vsrhanden), die nur in Gegenwart der Gläubigen beim
Opfer geöffnct, bei der Anwrftnheit der Lehrlinge aber oder bei plötz-
S. Vrißvn. 4s orstione p. 270. 271. nebst Anmerkungen. klem.
Klex. 8trom. VII. und vllinsscenus äe üäo IV. 13. ergo oon-
versi sü orieatem respicimus et säorllmus ksciem Lüristi
cruoiüxi. Dieses kscivm ist wichtig, da es deutlich die noch be-
stehende Kirchensitte bewers't, daß auf den alten Kreuzen dcr Ge-
kreuzigte selbst mit abgebildet war. Ueberhaupt möchte fich die
Meinung von Kreuzen ohne das Bild des Heilandes schwer nach-
weisen laffen, da hingegen die gewöhnlichs Meinung vielfach sich
begründet. S. die Malersage bei 6eo Vrammst. p. 114 Bgl.
ttoilill. Lxcerpt. p 20. or«vpö§ öc« röv avra' TrpoeHlMAsvr«
rr oa^xi ^rov.
'") S. Püvoplixlact. 8imocatt. üist. V. 2. rr/r7rkr, 7-- 4 />mzr«7o, r«
ry; Apyoxrcax rrrlovr zrvor^pl«. Daß zroirri/yia so wie V. 12
'zrvkiral - «Tröyp^r« Nllr von dem h. Meßopfer zu verstehen ist,
braucht keinem Keuner bewiesen z» werden. Bgl. die Geschichte
des h. Babylas und Numerianns in S>ncoII p. 724 und -Vna-
stas. kist. ecol. p. 40
'"">) Ueber diese Worhänge f. va 0-aeo clescr. h. SS p. 12S.