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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1843 (Nr. 28-80)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1490#0048
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dss Cavitrl auf rknigr Zrit «r.uächtigt stin sollt, durch stine ficherrn
Knappen und Werkleute ungrhindrrt („»!» eiaxen Lru», Verpott ok
Siogernisse^) Stein« zu drechen und zum Baue dts Domes wtgzu-
sühren, aber nur für drn Dombau, nicht zu anderen Zwecken, und
nur so viel Sieine, als zu diesem Baue erforderlich seien. Dafür solle
da« Eapitel gehalten sein, in jedem Jahr, in wrlchem der Steinbruch
benutzt werde, vor dem Beginu der Ardeiten dreißig Schilling alter
greßer „Vorouso «ie!, voo d'rsolcroiok" *) oder der;n Werkh

in anderen zur Zahlzeir in Köln gangdaren Münzen, und zwar an
Slelle der 5 und der 2 Mark zu entcichrcn, wvzu das Capitel nach dem
Verkrage vom Zah.e 1306 verpflichkek war.

Wenn man den damaligen Wcrth der Grundstücke und des Geldes
in Anschlag bcingt, so sieht man, daß die Burgherrschafr vom Dra-
chenfeks, weit entfernt, dem Domcapitel elwas zu schenken, dasselbe
vielmehr rccht küchtig für di« Grundstücke bei der Abtretuug und noch
üderdic« durch eine Äbgabe für bie Benutzung hat bezahlen lassen.

Ob «in anderer, ziemlich großer Steinbruch, welcher sich an der ge-
gen Westcn nach dem Rheine hin zugrkehrlen steilen Wand des dra-
chenfelser Kegels befindek, auch schvn in altrc Zeit für den Dombau
betrieben worden ist, waqe ich nicht zu bestimmen. Man hak aber
darin im Zahre 1828 Ärbeitswerkzeuge (Gezähe) unter dem Stein-
bruchsschuiie qefunden, welche in der Form wesentlich von den noch
jetzt gebräuchlichen abweichen. Pollcriliche Rücksichken füc die Sicher-
heit der unten licqendcn Besitzungcn und drr am Drachrnfels unten
vorbeiführenden Strafie hakken schon in der französischen Vcrwal-
tungsepoche des Großkerzogthum« Bcrg die Nothwendigkcil herbsiqe-
führr, daß der Bcrrieb di'eseS Skeinbruches untersagt wurde. Man
nahm denselben aber im Jahre 1828 wieder aus. Da dadurch dcr
Smrz eineS bedeutenden Maucrstücke« von der Ruine, welcheü sei-
ncr Gestalt wegen der „Mönch" genannt wurde und 315 Cubikfuß
Znhalt hatte, und eincs Felsenstuckes von 864 Fuß Jnhalt veranlaßt
wurde, welche in ein paar Bogenspcüngen bis nur einige Hundert Fuß
von der Landstraße entfernt, beinahe am Fuße des Drachenfels, nie-
dergefallen waren, so wurde dadurch ei'ne neue Ministcrial-Bestim-
munq unter dem 30. Juli 1828 hervorgerufen, nach welcher die Wic-
dereröffnung und Fortsetzung der Steinbrüche an der westlichen Seite
des Drachenfels auS policeilichcn Gründen für immer untersagt
wurde; und zur völligen Sicherung der schönen Ruinc auf dem Ke-
gelberge und zum freien Besuche derselben für Je'oermann kaufte di<
kinigl. Regierung im Jshre 1836 den ganzen obern Theil des Ber-
ges mit der Ruine auS Privathänden an sich.

Das Gestein de« Drachenfels ist also Trachyt, und da diese
Mitihcilungen nicht zunächst sür wissenschafiliche Geognosten und Mi-
neralogen bestimmt sind, so dürfte es nicht unangemessen sein, den Be-
griff von derjenigen FelSart im Allgemei'nen «iniger Maßen festzusetzcn,
welche wir mit diesem Namen belegen. Dcr Trachyr, früher auch
Trapp-Porphyr genannk **) und in seinen mehr erdigen Abän-
derungen mi't dem Namen Domik belegt (weil gerade diesc vorzüq.
lich am kua' >ls vöme in Frankreich vorkommcn), ist kcine einsache
Felsart, sondern krystallinisch aus mehren Mineralien (so genannten
Gcmengiheilen), wie alle plutonischen und vulkanischen, durch Schmel-
zung und darauf erfolgte Erkaltung entstandcnen Gestei'nmassen, zusam-
mengesetzl. Jm Tcachyt im Allgemeincn lieqen in einer frinkörnigen,
fast erdigen, matlen Feldspath-Brundmasse von lichkcr, seltencr dunkler
Färbung, qcringer Härte und oft poröser Beschaffenheik, mit dieser
Grundmasse innig verwachsene krystallinische Einmengungen von Albir;
und in vielen Trachyten kommen noch qrößere Krystalie von ausge-
bildetem glaflgem Feldspathe vor. Der Albir ist leicht durch seine weißs
Farbe und den Perlmutterglanz von dem glasi'gen Felvspathe m!t
lebhaftem Glasglanze zu unterscheiden. Als mindcr frequente Gemenq-
theile zeigen stch noch am häusiqsten Hornblende und Glimmer, und
nuc in sehc wenigen Trachyten Äugit alS Veckreter dcr Hornblende.
Titanhaltiqer Magneteisenstein und gclbcr Sphcn, beide in'> sehr klci.
nen Krystallen, kommen ebenfalls noch ofl Larin vor. Noch einige
andere Mineralien kann man mehr als besondere Erscheinungcn be-
trachten, wclche gewisscr Maßcn nur wenigen Trachyten individue!
angehören.

Die Tcachyke erscheinen meist auf der Oberfläche der Erde als ke-
qel- oder glockenförmige Berge, als Domc, wie man sie auch nach
ihrer Form qenannt hat. Es sind vulkanische Massen, welche aus dem
Jnnrrn der Erde in zähem, teigartigem Zustanoe heraufgehoben wor-
den ssnd. Oi'e Tcachylberqe liegen oft in qanzen Gruppen zusammen,
aber jeder Berq hat für fich eine eiqene Abänderunq des Gestelns und
zeugt so unverkennbar von sciner gesvnderten Bildung; nach und nach,
nicht auf einmal oder plötzlich, sind z. B. die Bcrqe des Siebenqebir-
ges aus dem ältern Gedirge heraufgestiegen. G-ologische Gründe l!e-
gen sogar bei dem Drachenfels und der Wolkenburq vor, daß der
letzte Berg schon vorhanden war, wlc der Drachenftls sich aus dem

*) 3V Schilllng alter Tournoisen sind im Jahre 1347 das Stück
ebenfalls zu 4 Srlbergroschen 6 Pfennigen pr. C. zu berechnen,
also iu Sunima 4 Lhaler 15 Silbergrvschcn pr. C.

**) Unter dieser Bezeichnung wies L. von Bnch zuerst im Jahre
1816 scharf die vulkanische Bildung dieser Gebirgsart nach.

Boden erhob. Trachytberge gehören ni'cht gerade zu den gemeinsten.
Deutschland hat zwar noch einiqe kkeine Gruppen davon, aber kei'ne
so ausgezeichnete mehr, wir daS Sicbengebirge ist. Jn dem so genann-
ten Kai'serstuhle bei Freidurg, welche Gebirgsgruppe man der Form
nach eioe Wiederholung des Siebengebirges am Rheine nennen könnte,
stnd die trachytischen Massen nur sehr untergeordnet. Sonst sinden
sich Tiachykberge in dcr Auvergne (?ni- <te vüms, l»out-ä'or u. s. w.),
im Velay, in den Euganeen, in Sardinien, Ungarn, Siebenbürgen,
den Karp.iihen, in Africa (Provi'nzen Algier und T'ltery), in Peru,
Zava u. s. w. Jn den Sleinbrücken sind die trachytischen Gebirgs-
massen meist in kolossale, irreguläre Säulen zerklüftet, welche eine
Folge der Zusammenziehuog deS Gesteins bei seincm Uebergangr aus
dem teigartigen in den ftsten Zustand, durch die Erkaltung, flnd.

Nach di'esen gedrängten Mittheilungen über das Trachyt-Gestekn im
Allgcmeinen wsllen wir zunächst zu demjenigen übergehen, von wel-
chem es sich h'ier speciel handelt, nä'mlich zum Trachytvom Dra-
chenfels. Dieser Tcachyt kann als eine wahre Normal-Felsart für
den allgemeinen Begriff des Trachyls betrachket werden: daher paßt
auch die voiher gegebene allqemeine Schilderung der Zusammensetzung
des Trachyls sehc gut auf dieselbe. Die Grundmass« desselbe» ist gräu-
lich-weiß, !n einigen Variekäten mehr bläulich-grau; Krystalle von gla-
sigcm Feldspalh in veihältnißmäßig bedeutender Große sind immer
diesem Trachyte poiphyrartig einzemengt, und dadurch wird er sehr
augenschcinlich unterscheidbac von allen übrigen Trachyten aus dem
Siebengebirge, welche zu Werksteinen verwendet werden.

Die Krystalle dcs glastgen Feldspalhs in unserm Trachyt sind den
Mineralogen genugsam bekannt, und deßhalb unterlasse ich es, i'n ei'ne
genaue, für den qegcnwärtigen Zwcck nicht geeignei«, kiystallographische
Beschreibung derftlden einzugshen, und will hiec nur «rwähnen, daß
sie 1 bis 2 Aoll groß sind und sowohl einfach als zwillingsartig ver-
bunden erscheinen. Die Kcyftalle der erstern Art flnd verhältnißmäßig
viel ftltener, als die ZwillingSkrystalle, und rcchtwinkelig, vierseitig,
säulenförmig mit schicftc Endflächc; die häufi'qeren Zwillinqskiystalle
sir.d stäls sechsseilig, taftlförmig. Dieft Zwilüngskrystalle sinden stch
hin und wieder zerbrochen in der Grundmaffe eingewachsen, so daß
ihre bciden Hälftcn in etwas gegcn einandcr abweichenden Ebenen lie-
gcn. Aus dicftr Erscheinunq müssen w!r schließen, daß dir Krystalle
von glasigem Zeldspaih schon ihre völlige Erhärtung «rhalten hatten,
so daß sie mit undulirten, selbst oft m!t eckiq aus- und einspringen-
dcn Rissen brechen konnien, als die übri'ge Masse des Gesteins noch
eine gewisse Weichheit besaß. Bcim Zusammenziehen der Masse, durch
die fortschreitende Erkaltung erfolql, können daher hin und wieder die
schon ausgebildelen KrystaUe zerbrochen srin. Die Krystalle von gla-
sigcm Keldspath entheilten oft in ihrcm Jnnern litanhaltiqen Magnet-
Eisenstein und sind dadurch nicht ganz selten schwärzlich qefärbt. Auch
kommen wohl, doch nicht häusiq, ci'ngcschlossme Bruchstücke eines blaß
violblauen Quarzes, eingeschlossen im drachenfelser Trackyt, vor, und
auf den Bruchflächen der zerbrochenen Krystalle von glasigem Feldspath
sitzen zuweilcn ganz kleine Krystalle von Bccqkrystall, welche von spä-
tcrec Bildung nothwendig sein müssen, als die -öruchflächen selbst.

Die Kiystalle von qlasigem Feldspalh sind dem drachenfelser Gcstein
vorzüglich in parallelen Lagen .ingewachsen, welche Lagcn schrä'g
durch die natürlichen Trachyisäulen !n den Sieinbrüchen sitzen. Doch
kommen auch einzelne Krystalle, verhältnißmäßig viel sparsamer, unab-
hängig von diesem Paralleljsmus, im Gesteine vor. Nach der Richtung
der parallelen Lagen dieser Kiystalle läßt sich das Gistein viel leichter
spalten; auch lösst cS sich in der Derwittcrung nach dicser Richtung
irreguläc schieftrig ab. Wo bei dem Dombaue die Werkstücke so ver-
setzt sind, daß die Krystalle wagcrecht li'egen, zeigen sich die Skeine
durchgängig gur crhalten; wo aber die Laqen von Krystallen aufrrcht
stehen, blätiert sich der Stein leicht in der Verwikterung nach den mit
den Krystalllagen gleichlaufenden Sciten ab. Es ist dics eine noth-
wendigr Folge der Textur deS LracdyiS vom Drachenftls, welche mcin
verehrter Freund, Herr Reqierungsrakh und Dombaumeister Zwirner,
überall beim Domdaue bestätiqk gcfundcn hat. Es ist daher zu be-
daucrn, daß man in frühern Zeiten nicht auf diese Eiqenthümlichkeit
des Gesteins qeachtet hat, wodnrch jeht viele Auswechselungen von
Werkstücken bei dem Baue nölki'g gcworden sind. Witterung und
Frost haben die in jener Weift versetzten Werksteine im Lauft der Zeit
mehr oder weniger zecstörl. Es ist dics die '-vesenllichste Einwendung,
wclche man gegen die ftühere Anwendung dec drachenftlser Werksteine
macken kann, die übriqens nicht mehr vorkommt, da auch der Stein-
bruchsbeirieb am Krgel des Dcachrnftls gänzlich aufgeköit kat. Er-
frculich ist übrigens der Ausspruch, Len der um die deutsche Baukunst
so verdiente Moller über dre Haltbarkeit der drachenftlftr Werkstücke
am Dome gethan hat: „Die eiqenkliche Massc dcs GebäudeS, welche
zum Tcagen besiimmt ist, hat noch nichts von ihrer ursprünglichen
Stärke verloren, ist vielmehr durch die Jahrhunderte bewährt worden."

(D!e Fortsetzung folqt.)

Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.

Druck und Commisstons-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMonl-Schauberg.
 
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