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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1843 (Nr. 28-80)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1490#0221
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Amllichk Mittßtilurtgkn hes Lknkral-Domvau-Bertius,

mit gefchichtlichen, artistifchen und literarifcheu Beiträgeu,

herausgegeben vom Borstande.

Rr. 80._Köln, Sonntag, 31. December_1843.

Das „Kölner Domblatt"

erscheint auch im Jahre 1844 in dcr bisherigen Art, und wird jeden Sonntag alö Gratis-Zugabe zur „Kölmfcher» Ze!-
tung" deren sämmtlichen Lesern mitgetheilt, außerdem aber auch,

jedoch nur gegen Pränumeration auf den ganzen Zahrgang, besonders ausgegeben,

und zwar so, daß jedem in Köln wohnenden Ertra-Abonnenten das von ihm bestellte Eremplar Sonntag Morgens zngestellt wird, dl'e
Versendung nach auswärts aber erst Montags geschieht. Der Preis für die Einzel-Ausgabe beträgt hier bei der Erpedktion der
„Kölnischen Zeitung" (Hochstraße Nr. 133), wie auswärts bei allen königl. preuß. Postanstalten zehn Sgr. für den Jahrgang. Der
nach Abzug der Kosten diefer einzelnen Eremplare sich ergcbcnde Reinertrag fließt der Dombau-Vereins-Casse zu.

Bestellungen auf das „Kölner Domblatt" für den Jahrgang 1844 wolle man baldigst unter Vorauszahlung de-
BctrageS in Köln bei der Erpeditton der „Kölnischen Zeitung", auswärts bei der nächsten Postanstalt machen.

Semerkungen zu Lem Vorfchlag, eine Dombau-Sru-erlchakt
;u errichten.

Zweimal schon ist in diesen Blättern der Gedanke angeregt und er-
örtert worden, daß es zweckdienlich sein möchte, zur Förderung und
Sicherstellnng des Fortbaues unseres Domes eine eigene religiöse Jn-
nung zu gründen (Nr. 77, 78). Die HH. Verfaffer haben nicht er-
mangelt, das Verhältniß anzudeuten, in welches diese Bruderschast zu
dem schon bestehenden Dombau-Vereine treten würde, und habcn sofort
die Art und Weise besprochen, in welcher eine solche geistliche Ver-
brüderung zu errichten und aufrecht zu erhalten sein möchte. Der letz-
tere Punct scheint mir vor der Hand von gecingerer Wichtigkeit, weil
er, falls einmal der Gedanke selbst stch Geltung erworben, ohne große
Schwierigkeit durch die competente kirchliche Behörde zur Erledigung
gebracht werden kann, welcher allein es zukommt, in solchen rein kirch-
lichen Angelegenheiten den Ausschlag zu geben. Jch zweifle keinen Au-
genblick daran: ist für die Sache sclbst einmal Empfänglichkeit und
guter Will« bei den Gläubigen vorhanden, die geeigneteWahrnehmung
und Fürsorge wird nicht ausbleiben. Es sei mir daher vecgönnt, le-
diglich über den Gedanken selbst etliche Bemerkungen nachzutragen.

Als unsere Zeit das Werk der Altvocdern wieder aufnahm, war das
Gefühl der Wehmuth zum Durchbruche gekommen, welches die Gemü-
ther schon lange her über die Mißgeschicke unseres Volkes durch einc
Reihe von Jahrhunderten erfüllt hatte. Wir beklagten den Unstern der
Zriten, der die ruhmreichsten Unternehmungen ins Stocken gebracht,
die erhabensten Gedankcn der Vergeffenheit überankwortet hatle. Wir
besannen uns, daß es nur an uns liege, nicht nur die Schmach von
uns fern zu halten, sondern würdig in die Aufgabe der Väter einzu-
treten und an deren wohlbegründetem Ruhme persönlichen Antheil ;u
gcwinnen.

Jn dieser Skimmung richteten wir unsere Augen auf den kölner
Dom, und es bedurfte nur des dolmeischenden Wortes, das Gefühl zu
einer wirklichen, schaffenden, einigenden, Opfer bringenden Macht zu
erheben. So geschah es gleichsam von selbst, daß bei der Wiederauf-
nahme des Dombaues zunächst das nationale Sclbstbewußtsein an
die Spitze trat und stch zur Beischaffung der Mitkel anheischig machte.
Wir wollten an den abgebrochenen Faden der ruhmreichen Geschichte
unseres Volkes wieder anknüpfen und den thatsächlichen Beweis lie-
fern, daß wir ein unserer Vergangenheit würdiges Volk seien.

Beim Vorherrschen dieses Gedankens war indessen die religiöse
Bedeutung des Unternehmens nicht verkannt. Die Deutschen stnd ein
frommes Volk, und die Frivolität ist denselben unnatürlich; denn wic
stnd nicht oberflächlich und leichtstnnig. Wo wir daher das Un-
glück hatten, dem Christenthume den Rücken zu kehren, waren wir
daran, von unserer nationalen Ei'genthümlichkeit abzufallen und aus-
ländische Errungenschaften, wenn man's so nennen darf, bei uns ein-

heimisch zu machen. Das Unnatürliche mußte fallen, sobald wir z«
uns selber kamen. Anstakt also ein weltlich Werk zu unternehmea
und ein Pantheon im Herzen des Vaterlandes zu erri'chten, ruhte unser
Auge auf einem Tempel deS lebendi^enGotkes in der Nähe der Gränz-
scheide der Völker, und gedachten, derselbe solle Zeugniß geben von un-
serer nationalen Größe in der Einigkeit, so »on dcr Frömmigkeit un-
seres VolkeS. Beide Gedanken gehörten und g-hören so sehr zusam-
men, daß der eine mit dem andern steht und fällt.

Es war daher auch von vorn herei'n die Aufgabe der berufenen Ver-
treter der religiösen Jntereffen, auf ihre Weise das große Werk
mitzufördern. Es war ein dem katholischen Gottesdienste bestimm-
ter und zugewiesener Tempel, dessen Vollendung erreicht werden sollte.
DaS katholische Deutschland und zumal der kölner Erzsprengck
hatke den nächsten Beruf, die religiöse Theilnahme zu repräsentiren.
Denn betrachten wir auch alle die Glaubenstrennung als ein bloß
temporäres Eceigniß, dem eine lebcndkge Einigung folgen muß, so ist
sie doch bis zur Stunde eine Thatsache, welche nicht übersehen werde»
darf, wenn eine Verletzung auf der einen oder andern Seite nicht un-
ausbleiblich wcrden soll.

Diese Anschauung ist meines Wiffens so sehr in der Natur der
Sache selbst begründet, daß fle einer wei'tern Beleuchtung gar nicht
bedarf. Frage kann nur sein, ob sich der specielle Antheil, den die
Katholiken an dem nationalen Unternehmen haben, durch Grün.
dung einer geistlichen Verbrüderung bethätigen solle. Jch glaub«
mich entschieden bejahend ausspechen zu können; denn:

1) Die Zeit ist vorüber, daß man in den Jnnungen ein nicht z«
duldendes parti'cularistischcs und separalistisches Gebaren erschaute und
in dem Leben der Besonderheit den Bestand und daS Gedeihen der
Allgemeinheit gefährdet wähnte. Unsere Zeit ist fruchtbar an Affoci'a-
tionen allerlei Art und findek sich wohler dabei, als in der allgemeine»
Erstarrung.

2) Die katholisthe Kicche war von je an Verbrüderungen rei'ch: jed«
derselben sollte einen wohlberechtigten besondcren Gedanken vertrete«
und verwirklichen. Nur wenn eine Bruderschaft ihren Gedanken flch
entwinden ließ, oder auch über die Lösung ihrer eigenthümlichen Auf-
gabe hinaus noch bestehen wollte, war ihr Zerfall unvermeidlich. Hier
liegt wieder ein großer praklischer Gedanke vor, würdig, die Geister
Jahrhunderte hindurch zu beschäftigen.

31 Unser Volk soü bis in die untersten Schichten hinab für die ge-
meinsamen Jnteresscn in Anspruch genommen werden. Es ist klar,
daß hiefür eine religiöse Jnnung am zweckdienlichsten wirkt, nicht nur
weil diese auch dem Dürfkigsten offen steht, sondern weil ste einen Ge-
danken darbietet, für welchen die Empfä'ngll'chkeit weit allgemei'ner ist, als
für jenen der nationalen Begeisterung, die zunächst nur bei der höher
stehenden Claffe eine bewußte werden kann.

4) Das Unternehmen, um daS es fich handelt, crfordert nicht «ur
 
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