1») io 8»lge de- Aufrufe« vou „Fra«ci<cu-" in der
vorigrn Nummer d. Ll.!
von He*rn Pfarrer Jumpertz in Bürrig drei
öslerreichische SilkniNünzen ....
vou-Tk.N. mttdem Mokto: .Dcr erste Fritz
»va einem cktrqenannten Franz" .
vsn Franz Maudach in Aöln .
vom „Franz zu Maischvß"
von I. Otto in Neifse
ö) Ertrag der Fremdea-Collecte im Dom .
6) Bom HülsS-Bereine im Decanat Nideggen
Thlr.Sgr.Pf.
7)
»)
S)
10)
N)
zu
Brauweiler
Düffeldorf.
Barmen a. d. Roer
Stommela
Neuß, und zwar: ». au« der
Ge«. Neuß 4Z„2i„—, b. durch Herrn Rel.-stehrer vr.
Sleinheidt aus einer Samml. »on den Tymnaffalschülern
7„I0„—, e. aus einer Sammlung in den Llementar-
Schulea zu Neuß 7„28„3, ä. au« der Pfarre Tleh»
12„—, «. au« der Pfarre Heerdt 5„S„—, k. von
Herrn Pfarrer Frieten zu Kaarst 1„—, x. von
Herrn Gut«befftzer F. Weidenfeld zu Birkhof 2„—
12) Bom asademischen Dombau-Berein zn BraunSberg .
13) Nachtraglich »ro 2. Semester 18L3 au« der Privat-
schule von Frl. Riphahn hier . . . .
14) Lus den Llementar-Schulen de« Decanate« Lövenich
(durch Herrn Pfarrer und Schulpfleger Sieben i»
Stonnneln).
1b) Ertrag der D»mbüchsc im „Freischütz" bei Herr»
Hamspohn ..
16) Bon „Schiffer vowrnl" (2. Bektrag pr» 1864)
17) Lu« der Pfarrgemeinde Dürb»«lar
18) Bon Familic Schiklingl-Tnglerth in Sirzenich
15) L»n Hrrrn LehrerHaffe in Oltafchln bei Breskau .
20) Zinse» »on dem»nd Pos.2 aufgeführten Vermächtnisse
21) An Zeugengebbhren von den Herren I. Fischer, V.
Schmittgen, C. Bendel und »on Frau Th. Müller
I
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6
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301
2 5
20 —
4 2
14 -
Summa 12558 21 5
Hierzu die Einnahmen pro Januar c., laut 245. Gaben-
Lerzeichniß (ol. Nr. 227 d. Bl.) mit . . . . 2873 27 4
Einnahme pr« Januar und Februar 1864 . . . 15432 18 9
Löln, den 29. Fedruar 1864.
Der BerwaltungS-AuSschuß
deS Central-Dombau-Berein«.
Die ivuere AuSstattuttg der Mmoritettkirche
zu Kölu.
Unser Zeitalter ist da« Zeitalter der Restaurationen. Eelbst die vie--
len Umwäizungen, deren Zeugen wir waren und stnd, snhren meist wider
Willen und Wiffen ihrer Urheber zur Wiederherstellung von, wenigstenS dem
Princip nach, schon früher Dagewcsenem. Am klarsten ergibt fich daS Ge-
sagie auf dem Sebiete der Runst, und ganz inSbesondere auf dem der Acchi-
tekmr. Durch eine sehr allmählich, aber unwiderstehlich foctschreitende Be-
wegung ist daS Eystem deS akademischen ClasstciSmuS gebrochen und der
angestammten, echt voikSthümlichen Kunstweise Bahn gemacht worden. Jm
Gegensotzs zu der so lange Zeit hindurch herrschend gewesenen Doctrin ver-
jüngen stch unsere seit Jahrhunderten vernachläsfigten und verunstaltetcn va-
terlöndischen Baudenkmale und eiheben fich neue im Geiste der alte».
Nirgendwo in Deutschland macht die vorstehend charakterifirte, wenn
man so will, rückläufige Bewegung fich in entschicdenerer Weise geltend, alS
in unserer Etadt Köin; ja, man kann wohl sagcn, daß von hier auS durch
den Dombau der entscheidends Anstoß dazu gegeben worden ist. W!e VieleS
auch die von Fcankreich her über unS gekommene Revolution niedergeworsen
haite, so konnte doch keine andere Stadt einen solchen Kranz auSgcwählter
Monumenle verschiedener Etylgattung aufweisen. Da der Etaat die zu ihrer
Uniechaltung bestimmt gewesenen Miitel an fich gezogen hatte und wenig
Seneigtheit zeigte, auch nur einen Theil davon dem ursprünglichen Zwecke
zurückzugeben, so konnte meist nur die Opfsrwilligkeit der Privaten, unter
Beihülfe der Semeinden, dem drohenden Verfalle begegnen. Und eS hat,
Sottlob, diese Opferwilligkeii, tvie durch so viele Werke christlicher Barm-
herzigkeit, fich auch auf dem in Rede stehenden Lebiete in wahrhaft glänzen-
der Weise bethätigt. Mit gerechtem Stolze können die Kölner auf daSjenige
hinweifen, waü alleS innerhalb ihrer Mauern dem Verfalle entzogen und
neu gegründet worden ist, ohne daß ein andecer ZmpulS dabei wicksam war,
alS die Liebe zum Suten und Echönen.
Segenübec den vielfachen Klagen über den MaterialiSmuS und die Ge-
nußsucht dec lebenden Generation ist eS wohl gestattet, mituntec auch ein-
mal ouf die Lichtseiten dec Segenwart hinzuweisen.
Zu den heworragenden monumentalen Zierden KölnS gehört unstreiiig
die Minoritenkicche. Wie die Kirche zu Akienberg ifl fie so recht geeignet,
darzuihun, daß die Echönheit der gothischen Conftructionen in keinec Weise
durch reicheS und mannigsalligcS Zisrwerk bedlngt ist, sondern wesentllch in
dem Grundgedanken, den dominirenden Linien und in den Verhältniffen be-
ruht. Lange Zeit hindurch schien diese Kicche dem Verderben schlechthin PceiS
gegeben zu sein, da eg on einer befonderen golteSdienstlichen Bestimmung
derselben fehlte, und ihre Schäden bereils so tief gingen, daß fie nur mit einem
schr erheblichen Kostenaufwande geheilt werden konnten. Zu um so größerer
Shre gereicht eS Denjenigen. welche unbeirrt durch den dem Anscheine nach
verzweifelten Zustand deS Bauwerke« zu einem „Minoritenkirchen-Bauverein"
zusammentraten und zunächst die Rcstauration deS LhoreS flch angelegen sein
ließen. Aber immsr noch blieb dcssen nächste Zukunft in hohcm Maße be-
droht, a!S der Aeiter in dec Noth in der Person unsercS Johgnn Hsinrich
Richartz erschien, deffen edlem Sinne.cS widerstrehie, an dec S-ite deg von
ihm gegründeten staitlichen MuseumS Vie K:r^e zur Nuine werden zu lassen.
Nicht wenigec alS 42,000 Thalec wuldeft ducch thn der Restaui-afton zuge-
wendet, welchs demzufolgedenn auch ingrüMicher^uiw umfaffsnber Weise be-
weckstelligt werden konnte. DaS nach seinem Ablcben noch Fehlende wurd«
abermalS durch Sammiung von steiwilligen Gaben und schlicßlich durch
Herrn Kolping beigebrachl, welcher inmitlelS die RecloraiSstelle bei derKirche
übernommen haiie.
Somit ifi nunmehr der Bau alS solcher glücklich gereitet; allcin zu seiner
künstlecischen Vollendung fthlt noch gac Viei, man kann wohl sagen,
AlleS.
Bei solchen Bauten aber ist die ornamentale AuSstaitung nicht bloß eine
verschönernde Zuihat, sondern ein schlechthin unentbehrlicher, iniegrirender
Bestandtheil. Dec nackie Sieinbau ist gewiffer Maßen nur daS Knochengerüste
deS KunstwerkeS; eS fehlt ihm die höyece Belebung wie einer ausgetrock-
neten Blume oder dem Carton zu einem Gemäldö.' Jn allen großen Kunst-
psrioden wac man fich denn auch d-S weftntlichen Zusammenhangeg dec
Acchiiektur mit der Biidnerei, und noch mehr mit der Malerei vollkommen
bewußt, namentlich aber hat daS Mittelalter fich seine Baudenkmale und
deren Gliederwerk stetS alS durch K-rben gehoben und harmonisirt gedacht.
Mit der constcuctiven Jdee starb demnächst auch daS Bewußisein dieftS Zu-
sammenhangeS allmähüch ab; die farbenstrahlenden Kenster und Wände
wucden eingeschlagen und beziehungSweise übertüncht.
Rachdem in uyftrer Zeil der Geist deS VolkeS stch wieder den Monu-
menten der Vorzeit zugewandt und letztereS endlich nach langen JrrgLngen
ftin innersteS Wefen darin wiedergefunden hatte, gelangte zunächst die Con-
stcucüonSkunst zur Wiederbelebung.
Bei unS zu Lande. lvie in England und Frankceich, hat in dieser Hin-
flcht die Theorie sowohk alS die ProxiS bereitS Riesenschritte gemacht. Wir
eritmern nur eben beispielSweise an die Werke von Pugin und Scott, LaffuS
und Liollet-Seduc, Schmidt, Statz, Ferstel, Ungewitter*) u. s. w., die ge-
bauken wie dik gefchriebenen und gezöichneken, und glaübcn fchon damli
allein jeden Zweiftl an dec LebeiiSfähigkeit dec wiedererwachten Golhik be-
ftitigt zu haben. AnderS aber verhält eS fich zuc Zeit noch mit den Schwe-
sterkunsten der Architektur, in so weit fie derfelbsn zudienen den Beruf haben.
Zwar find schon an verschiedenen Orten mehc oder wmiger glückliche Ver«
suche gemacht worden; allein im Ganzsn ist unstreiüg die ornamentale Wand-
und SlaSmolerei noch nicht auf die Höhe der Archuekiur gestiegen, wie un-
ecmeßüch und wie lohnend auch daS Feld ist, welcheS den Künstlern fich hier
bietet. ES muß tndeß auch anerkannt werden, daß die Aufgabe eine überauS
schwierige ist und im Beginnr-cin nicht gsringeS Maß von Selbstoerläug-
nung SeitenS dec Maler erfordert, welche die lhnen zurRoutine gewordenen
Principien der Staffileimalerei dran geben müffen, um sich dem baulichen
Sedanken und Zwsck« anschmiegen zu können. IleberdieS fehlen alle Tca-
diiionen und Ecfahrungen, wie fie im Mttelaüer von Meister zu Meister,
ja, biS in die unterste LehrlingSstuft herab fich oererbten. DaS Augs muß
ecst wieder bcsonderS gebildet werden süc die Harmonie der einsachsten Töne
und decen Zusammenstimmen mit den Formen der Architcktur.
- Ein gewöhnlicheS Semälde erfordert nothwendig einen bestimmten Augen-
punct und eine bestimmte Lichtwirkung; nuc von Einem Standpuncte auS will
und soll eS gesehen werden.Die Zopfjeit hal kühndag Pcincip der Stafftleimalerei
aus die Wände übertcagen und dahin gestcebt, dem Beschauer, wenn auch nuc
von einem bestimmien Puncte auS, eine möglichst übecraschenve Jllufion zu be-
reiten. Viollet-Leduc hat aber gewiß nichl Unrecht, wenn er in feinem Ar«
tikel keintur« bemeckt, daß der Beschauec Gesahc läuft, falls er stch unter
einem so bemalten Plafond herumbewegi, Anwandlungen von Seekrankheit
zu bekommen; er hat abec auch nicht minder Recht, wenn er fernec aufstellt,
daß dieft ZopfmethoLe doch noch bsi weüem der heuizutage leider sehr ver-
breiteten anderen Methode voczuziehen fti, welche beide Systeme, daS deS
Zopfts und daS deS MitielalterS, mit einander zu verbinden stcebt, daß ver-
nünfliger Werse nichtS Andecss übrig bleibe, als cinfach zu letzterem zurück-
zukehcen, wie eg denn auch allein daS rationel begründete sei. Wer flch füc
den Gegenstand näher interesfirt, thut wohl daran, den citirten, sehr einge-
henden Acükel nachzulesen, deffen Gründe ich hier nicht wiederholen will.
Jch bin ledigüch um deßwillen zu dieftr AuSsührung gekommen, weil ich den
Wunsch daran knüpftn möchte, daß unsere Minocitenkirche, der eS
zurZeit noch anallem und jedem ornamentalenBeiwerke sehlt,
zu sinem wahrenMusterbaue in den obengeoachten Beziehungen
werden möchte. Zn pafftnderer Weift könnte auch daS Andenken ihreS
großherzigen NeubegcünderS gewip ntcht geehrt werden.
Zu allem Glück ist denn auch Herr Kolping, welcher die schwere Sorge
für die ornamentale Vollendung deS BaueS auf fich genommsn hat, sicherem
Vernehmen nach fest entschlosssn, jens wohlfeile, gemeinplätzige Schnellmacherei,
weiche nur auf eine augenblickiiche Befriedigung speculirt, von dem Wecke
fern zu halten; es soll AlleS echt und gediegen, dec besten alten Muster
wücdig, hsrgrrichtet werden, und die bewährte Energie deS genannten ManneS
«icd gewiß vor den kommenden Schwierigkeiten, mogcn sie auch noch fo groß
stin, nichi zurückweichen. Ec füc fich allrin kann frcilich daS Uniernehmen
nicht zu solchem Ende führen; allein cS darf züversichtiich erwariet werden,
daß sowohk der eigentlichr Bauherr, unser hochwürdigeS Domcapitel nämlich,
mit seinem kunstiiebenden Erzbischoft an der Epitze, alS auch die übrige Ein-
wohnerschast KölnS helftnd die Hanv bieten, von wie vielen Seitsn herauch
bereitS Ansprüche auf ihre Fceigebigkeit gemacht werden. Abgesehen von der
Verdicnstlichksit, wird solche Hülfs socauoflchtlich überdieS noch durch einen
hohen und ftltenen Kunstgenuß belohnt, wsßhalb denn auch bei Uniernehmungen
*1 Von Unaewitter ist eben ein Werk unicc dem Tiiel: Gothlsche Eon-
strustionSlehre (Leipzig bei T. O. Weigel, mit vielen Abbiloungen), zum Ab-
schluß gekommen, welcheS neben dem allecdingS reichhaltigeren und glänzen-
deren DlvtwunLir« 4» 1'^reliitseturs von Liollet-Leduc mit Ehren genannt
werden kann, und daS wir im Befitze aller deuischen Archileklen zu wissen
wünschten.
vorigrn Nummer d. Ll.!
von He*rn Pfarrer Jumpertz in Bürrig drei
öslerreichische SilkniNünzen ....
vou-Tk.N. mttdem Mokto: .Dcr erste Fritz
»va einem cktrqenannten Franz" .
vsn Franz Maudach in Aöln .
vom „Franz zu Maischvß"
von I. Otto in Neifse
ö) Ertrag der Fremdea-Collecte im Dom .
6) Bom HülsS-Bereine im Decanat Nideggen
Thlr.Sgr.Pf.
7)
»)
S)
10)
N)
zu
Brauweiler
Düffeldorf.
Barmen a. d. Roer
Stommela
Neuß, und zwar: ». au« der
Ge«. Neuß 4Z„2i„—, b. durch Herrn Rel.-stehrer vr.
Sleinheidt aus einer Samml. »on den Tymnaffalschülern
7„I0„—, e. aus einer Sammlung in den Llementar-
Schulea zu Neuß 7„28„3, ä. au« der Pfarre Tleh»
12„—, «. au« der Pfarre Heerdt 5„S„—, k. von
Herrn Pfarrer Frieten zu Kaarst 1„—, x. von
Herrn Gut«befftzer F. Weidenfeld zu Birkhof 2„—
12) Bom asademischen Dombau-Berein zn BraunSberg .
13) Nachtraglich »ro 2. Semester 18L3 au« der Privat-
schule von Frl. Riphahn hier . . . .
14) Lus den Llementar-Schulen de« Decanate« Lövenich
(durch Herrn Pfarrer und Schulpfleger Sieben i»
Stonnneln).
1b) Ertrag der D»mbüchsc im „Freischütz" bei Herr»
Hamspohn ..
16) Bon „Schiffer vowrnl" (2. Bektrag pr» 1864)
17) Lu« der Pfarrgemeinde Dürb»«lar
18) Bon Familic Schiklingl-Tnglerth in Sirzenich
15) L»n Hrrrn LehrerHaffe in Oltafchln bei Breskau .
20) Zinse» »on dem»nd Pos.2 aufgeführten Vermächtnisse
21) An Zeugengebbhren von den Herren I. Fischer, V.
Schmittgen, C. Bendel und »on Frau Th. Müller
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Summa 12558 21 5
Hierzu die Einnahmen pro Januar c., laut 245. Gaben-
Lerzeichniß (ol. Nr. 227 d. Bl.) mit . . . . 2873 27 4
Einnahme pr« Januar und Februar 1864 . . . 15432 18 9
Löln, den 29. Fedruar 1864.
Der BerwaltungS-AuSschuß
deS Central-Dombau-Berein«.
Die ivuere AuSstattuttg der Mmoritettkirche
zu Kölu.
Unser Zeitalter ist da« Zeitalter der Restaurationen. Eelbst die vie--
len Umwäizungen, deren Zeugen wir waren und stnd, snhren meist wider
Willen und Wiffen ihrer Urheber zur Wiederherstellung von, wenigstenS dem
Princip nach, schon früher Dagewcsenem. Am klarsten ergibt fich daS Ge-
sagie auf dem Sebiete der Runst, und ganz inSbesondere auf dem der Acchi-
tekmr. Durch eine sehr allmählich, aber unwiderstehlich foctschreitende Be-
wegung ist daS Eystem deS akademischen ClasstciSmuS gebrochen und der
angestammten, echt voikSthümlichen Kunstweise Bahn gemacht worden. Jm
Gegensotzs zu der so lange Zeit hindurch herrschend gewesenen Doctrin ver-
jüngen stch unsere seit Jahrhunderten vernachläsfigten und verunstaltetcn va-
terlöndischen Baudenkmale und eiheben fich neue im Geiste der alte».
Nirgendwo in Deutschland macht die vorstehend charakterifirte, wenn
man so will, rückläufige Bewegung fich in entschicdenerer Weise geltend, alS
in unserer Etadt Köin; ja, man kann wohl sagcn, daß von hier auS durch
den Dombau der entscheidends Anstoß dazu gegeben worden ist. W!e VieleS
auch die von Fcankreich her über unS gekommene Revolution niedergeworsen
haite, so konnte doch keine andere Stadt einen solchen Kranz auSgcwählter
Monumenle verschiedener Etylgattung aufweisen. Da der Etaat die zu ihrer
Uniechaltung bestimmt gewesenen Miitel an fich gezogen hatte und wenig
Seneigtheit zeigte, auch nur einen Theil davon dem ursprünglichen Zwecke
zurückzugeben, so konnte meist nur die Opfsrwilligkeit der Privaten, unter
Beihülfe der Semeinden, dem drohenden Verfalle begegnen. Und eS hat,
Sottlob, diese Opferwilligkeii, tvie durch so viele Werke christlicher Barm-
herzigkeit, fich auch auf dem in Rede stehenden Lebiete in wahrhaft glänzen-
der Weise bethätigt. Mit gerechtem Stolze können die Kölner auf daSjenige
hinweifen, waü alleS innerhalb ihrer Mauern dem Verfalle entzogen und
neu gegründet worden ist, ohne daß ein andecer ZmpulS dabei wicksam war,
alS die Liebe zum Suten und Echönen.
Segenübec den vielfachen Klagen über den MaterialiSmuS und die Ge-
nußsucht dec lebenden Generation ist eS wohl gestattet, mituntec auch ein-
mal ouf die Lichtseiten dec Segenwart hinzuweisen.
Zu den heworragenden monumentalen Zierden KölnS gehört unstreiiig
die Minoritenkicche. Wie die Kirche zu Akienberg ifl fie so recht geeignet,
darzuihun, daß die Echönheit der gothischen Conftructionen in keinec Weise
durch reicheS und mannigsalligcS Zisrwerk bedlngt ist, sondern wesentllch in
dem Grundgedanken, den dominirenden Linien und in den Verhältniffen be-
ruht. Lange Zeit hindurch schien diese Kicche dem Verderben schlechthin PceiS
gegeben zu sein, da eg on einer befonderen golteSdienstlichen Bestimmung
derselben fehlte, und ihre Schäden bereils so tief gingen, daß fie nur mit einem
schr erheblichen Kostenaufwande geheilt werden konnten. Zu um so größerer
Shre gereicht eS Denjenigen. welche unbeirrt durch den dem Anscheine nach
verzweifelten Zustand deS Bauwerke« zu einem „Minoritenkirchen-Bauverein"
zusammentraten und zunächst die Rcstauration deS LhoreS flch angelegen sein
ließen. Aber immsr noch blieb dcssen nächste Zukunft in hohcm Maße be-
droht, a!S der Aeiter in dec Noth in der Person unsercS Johgnn Hsinrich
Richartz erschien, deffen edlem Sinne.cS widerstrehie, an dec S-ite deg von
ihm gegründeten staitlichen MuseumS Vie K:r^e zur Nuine werden zu lassen.
Nicht wenigec alS 42,000 Thalec wuldeft ducch thn der Restaui-afton zuge-
wendet, welchs demzufolgedenn auch ingrüMicher^uiw umfaffsnber Weise be-
weckstelligt werden konnte. DaS nach seinem Ablcben noch Fehlende wurd«
abermalS durch Sammiung von steiwilligen Gaben und schlicßlich durch
Herrn Kolping beigebrachl, welcher inmitlelS die RecloraiSstelle bei derKirche
übernommen haiie.
Somit ifi nunmehr der Bau alS solcher glücklich gereitet; allcin zu seiner
künstlecischen Vollendung fthlt noch gac Viei, man kann wohl sagen,
AlleS.
Bei solchen Bauten aber ist die ornamentale AuSstaitung nicht bloß eine
verschönernde Zuihat, sondern ein schlechthin unentbehrlicher, iniegrirender
Bestandtheil. Dec nackie Sieinbau ist gewiffer Maßen nur daS Knochengerüste
deS KunstwerkeS; eS fehlt ihm die höyece Belebung wie einer ausgetrock-
neten Blume oder dem Carton zu einem Gemäldö.' Jn allen großen Kunst-
psrioden wac man fich denn auch d-S weftntlichen Zusammenhangeg dec
Acchiiektur mit der Biidnerei, und noch mehr mit der Malerei vollkommen
bewußt, namentlich aber hat daS Mittelalter fich seine Baudenkmale und
deren Gliederwerk stetS alS durch K-rben gehoben und harmonisirt gedacht.
Mit der constcuctiven Jdee starb demnächst auch daS Bewußisein dieftS Zu-
sammenhangeS allmähüch ab; die farbenstrahlenden Kenster und Wände
wucden eingeschlagen und beziehungSweise übertüncht.
Rachdem in uyftrer Zeil der Geist deS VolkeS stch wieder den Monu-
menten der Vorzeit zugewandt und letztereS endlich nach langen JrrgLngen
ftin innersteS Wefen darin wiedergefunden hatte, gelangte zunächst die Con-
stcucüonSkunst zur Wiederbelebung.
Bei unS zu Lande. lvie in England und Frankceich, hat in dieser Hin-
flcht die Theorie sowohk alS die ProxiS bereitS Riesenschritte gemacht. Wir
eritmern nur eben beispielSweise an die Werke von Pugin und Scott, LaffuS
und Liollet-Seduc, Schmidt, Statz, Ferstel, Ungewitter*) u. s. w., die ge-
bauken wie dik gefchriebenen und gezöichneken, und glaübcn fchon damli
allein jeden Zweiftl an dec LebeiiSfähigkeit dec wiedererwachten Golhik be-
ftitigt zu haben. AnderS aber verhält eS fich zuc Zeit noch mit den Schwe-
sterkunsten der Architektur, in so weit fie derfelbsn zudienen den Beruf haben.
Zwar find schon an verschiedenen Orten mehc oder wmiger glückliche Ver«
suche gemacht worden; allein im Ganzsn ist unstreiüg die ornamentale Wand-
und SlaSmolerei noch nicht auf die Höhe der Archuekiur gestiegen, wie un-
ecmeßüch und wie lohnend auch daS Feld ist, welcheS den Künstlern fich hier
bietet. ES muß tndeß auch anerkannt werden, daß die Aufgabe eine überauS
schwierige ist und im Beginnr-cin nicht gsringeS Maß von Selbstoerläug-
nung SeitenS dec Maler erfordert, welche die lhnen zurRoutine gewordenen
Principien der Staffileimalerei dran geben müffen, um sich dem baulichen
Sedanken und Zwsck« anschmiegen zu können. IleberdieS fehlen alle Tca-
diiionen und Ecfahrungen, wie fie im Mttelaüer von Meister zu Meister,
ja, biS in die unterste LehrlingSstuft herab fich oererbten. DaS Augs muß
ecst wieder bcsonderS gebildet werden süc die Harmonie der einsachsten Töne
und decen Zusammenstimmen mit den Formen der Architcktur.
- Ein gewöhnlicheS Semälde erfordert nothwendig einen bestimmten Augen-
punct und eine bestimmte Lichtwirkung; nuc von Einem Standpuncte auS will
und soll eS gesehen werden.Die Zopfjeit hal kühndag Pcincip der Stafftleimalerei
aus die Wände übertcagen und dahin gestcebt, dem Beschauer, wenn auch nuc
von einem bestimmien Puncte auS, eine möglichst übecraschenve Jllufion zu be-
reiten. Viollet-Leduc hat aber gewiß nichl Unrecht, wenn er in feinem Ar«
tikel keintur« bemeckt, daß der Beschauec Gesahc läuft, falls er stch unter
einem so bemalten Plafond herumbewegi, Anwandlungen von Seekrankheit
zu bekommen; er hat abec auch nicht minder Recht, wenn er fernec aufstellt,
daß dieft ZopfmethoLe doch noch bsi weüem der heuizutage leider sehr ver-
breiteten anderen Methode voczuziehen fti, welche beide Systeme, daS deS
Zopfts und daS deS MitielalterS, mit einander zu verbinden stcebt, daß ver-
nünfliger Werse nichtS Andecss übrig bleibe, als cinfach zu letzterem zurück-
zukehcen, wie eg denn auch allein daS rationel begründete sei. Wer flch füc
den Gegenstand näher interesfirt, thut wohl daran, den citirten, sehr einge-
henden Acükel nachzulesen, deffen Gründe ich hier nicht wiederholen will.
Jch bin ledigüch um deßwillen zu dieftr AuSsührung gekommen, weil ich den
Wunsch daran knüpftn möchte, daß unsere Minocitenkirche, der eS
zurZeit noch anallem und jedem ornamentalenBeiwerke sehlt,
zu sinem wahrenMusterbaue in den obengeoachten Beziehungen
werden möchte. Zn pafftnderer Weift könnte auch daS Andenken ihreS
großherzigen NeubegcünderS gewip ntcht geehrt werden.
Zu allem Glück ist denn auch Herr Kolping, welcher die schwere Sorge
für die ornamentale Vollendung deS BaueS auf fich genommsn hat, sicherem
Vernehmen nach fest entschlosssn, jens wohlfeile, gemeinplätzige Schnellmacherei,
weiche nur auf eine augenblickiiche Befriedigung speculirt, von dem Wecke
fern zu halten; es soll AlleS echt und gediegen, dec besten alten Muster
wücdig, hsrgrrichtet werden, und die bewährte Energie deS genannten ManneS
«icd gewiß vor den kommenden Schwierigkeiten, mogcn sie auch noch fo groß
stin, nichi zurückweichen. Ec füc fich allrin kann frcilich daS Uniernehmen
nicht zu solchem Ende führen; allein cS darf züversichtiich erwariet werden,
daß sowohk der eigentlichr Bauherr, unser hochwürdigeS Domcapitel nämlich,
mit seinem kunstiiebenden Erzbischoft an der Epitze, alS auch die übrige Ein-
wohnerschast KölnS helftnd die Hanv bieten, von wie vielen Seitsn herauch
bereitS Ansprüche auf ihre Fceigebigkeit gemacht werden. Abgesehen von der
Verdicnstlichksit, wird solche Hülfs socauoflchtlich überdieS noch durch einen
hohen und ftltenen Kunstgenuß belohnt, wsßhalb denn auch bei Uniernehmungen
*1 Von Unaewitter ist eben ein Werk unicc dem Tiiel: Gothlsche Eon-
strustionSlehre (Leipzig bei T. O. Weigel, mit vielen Abbiloungen), zum Ab-
schluß gekommen, welcheS neben dem allecdingS reichhaltigeren und glänzen-
deren DlvtwunLir« 4» 1'^reliitseturs von Liollet-Leduc mit Ehren genannt
werden kann, und daS wir im Befitze aller deuischen Archileklen zu wissen
wünschten.