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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1864 (Nr. 227-238)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1814#0042
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Bei der üderreichea Eatwicklung der Prosiliruug und der Portal-An-
lagen aa der Westsayade der kölner Tomthürme, wie solche in der AuS-
führung am südlichen Thurme bi« zum dritten Stockwerke bercits al« Mo-
del vorgezeichnet ist, war es mit Leginn der Bauardrttcn an den Thürmen
zunächst Ausgabe der Bauverwaltung, eine Gattung von Hausteinen aus-
findtg zu machen, die neben einer unbediagten Widerstandsfähigkeit gegea
daS Lerwittrrn gleichzeitig dte Möglichkeit der Besrbeitung zu den feinen
Profilirungen uad Blatt-Ornamenten zuließ und dabei im Farbentoae mit
dea Bauresten deS MittelalterS ausreichend -armonirte.

Tie Sandsteinbrüche vsn Obernkirche» dei Bückedurg, der Portastein-
forniation angehörend, lieferu seit dem Jahre 1848 Quadern zu dea äuße-
ren BerblendungSschichtea der Thürme, die allen Anforderungea der Dauer
und der Möglichkeit der Bearbettung entsprechea.

Nach dea vorläufig getrofferien Bau-Dtspofitionen werden nunmehr
alle diSponibeln Mittel für die Folge ausschließlich auf den Fortbau deS
aördlichen ThurmeS und des WestportalS zwischen den Thürmen verwendet
werden, dis dte Eindeckung und Linwölbung de« LangschiffeS zwischen den
Thurmhallen vollendet ist und der nördliche Thurm die Höhe des südlichen
erreicht hat. Gleichzeitig würde dann dte Fortnahme der provtsorischen Ab-
schlußmauer de« LangschiffeS wie der Seitenschtffe gegen Westen erfolgen
ond somit die ganze Länge deS DomeS im Jnnera von 450 Fuß frei gelegt
werden.

Der mehr oder minder retchliche Zuschuß zu den Baumitteln durch die
Erträge der »on Seiner Majeftät dem Lönige Allerhöchst vsrläufig auf etn
Jahr genehmigten Dombau-Prämien-Collecte wird die baldige Berlängerung
de« LaagschiffeS nach Westen um 50 Fuß und d:e Einfügung de« von Sei-
ncr trönigttchen Hoheit dem Kronprinzen zur AuSschmrckang des DemeS gc-
schenkten großen Westportal-FcnfterS hauptsächlich bedingen.

Der Wunsch aller Freunde und Förderer deS D-mbaueS, die Vollen-
dung de« kölner DomeS, einschließlich der beiden Westthürme, nicht drn
wechseluden Zufällen und Ereigniffen innerhalb eines Zeitraume« v»n 25
bi« 30 Jahrea nochmals anhetm ;u geben, welche Zeitdauer bei einer jähr-
lichen Bausumme »on 90« bi« 100,000 Thlrn. in AuSficht genommen wer-
dea muß, hat zu verschiedenen Zeiten Borschläge einzelner Mitglieder der
Dombauvereine und Anträge auf Genehmigung einer Finanz-Operation zur
Sicherung einer festen iährlichen Bausumm, hervorgerufen, denen dte Aller-
höchste Genehmtgung jedoch biSher nicht zu Theil geworden war.

llnter dem 10. December 1803 hat e« der Central-Dombauverein zu
Köln gewsgt, in einer Jmmedtat-Eingabe an Seine Majestät den lkönig
unter gleichzeitiger Borlage cine« PianeS für etne Dombau-Prämien-
Collecte, dte Bitte um Gewährung derselben auf eine Dauer von acht Jah-
ren nochmals ehrerbietigst vorzutragen, und ist bierauf mittel« hohen Mtni-
steiial-Erlaffe« vom 3l. Mai 1864 die einmalige Veranstaltung etner Prä-
mien-Collecte Behufs Beschaffung reichlicherer Mittel für den Fortbau der
Domthürme Allerhöchsten OrtS, vorbehaltlich der Ausdehnung auf die bean-
tragten acht Jahre, huldreichst gcnehmigt worden.

Rachdem der Central-Dombauverein zu Köln seit dem 1. September c.
mit dem Bertriebe der Dombau-Prämienloose begonnen und der Debtt der-
selben in allea größeren deutschen BundeSstaaien mit AuSschluß Oestsrreichs
genehmigt ist, hat die feste Uebernahme innerhalb acht Wochen die Summe
von circa 200,000 Loosen erreicht, so daß mit Sicherheit auf einen einma-
ligen Zuschuß zum Dombaufonds biS zur Höhe von circa 300,000 Thlrn. in
rrächster Zeit zu rechnen ist.

Am 8. September d. I. verschied zu Köln Seine Eniinenz der hoch-
würdigste Erzbtschof JohanneS Cardinal von Geiffcl, Ehren-Präfident des
Central-Dombauvereins, unter deffcn psrsönlichem Borfitze alS Coadjntor
dcS ErzstifteS Köln am 16. März 1842 der Dombauveretn zu Köl» durch
Berathung der GeschäftSordnung constituirt wurde. Seine Asche ruht in
den Hallen dsr unter seincm Pontlficate yollendeten Domkirche, deren Fort-
bau in dem heimgegangcnen Kirchenfürsten den begeisteitsten Begrönder und
«tfrigsten Förderer gefunden hat.

Als eifreulicheS Zeichen der auch im AuSlande dem Dombau zu Köln
geschenkten Beachtung und Anerkennung ist durch das Karserlich franzöfische
Haus-Mrnisterium als Geschenk für die Bibliotbek deS Dombaues das von
der Katserlichen Regierung herauSgezebene Wsrk über die h'storischen Mo-
»umente Frankreichs übersrndet worden und die Ueberweisung der noch er-
scheinenden Hefte dieses umfangreichen ArchiteklurwerkcS gleichzeitig tn AuS-r
ficht gestsllt.

Außer dem Allerhöchst bewilligten StaatS-Zuschuffe von 50,000 ThlM
zum Dombau, der jedoch durch Rückzahlung eines im Jahre 1861 Geitens
der Köntglichen RegierunaS-Hauptcaffe zu Köln geleisteten VorschusseS nur
mit 40,000 Thlrn. alS Einnahme pio 1864 erscheint, wsist die Caffe de«
Central-DombauveretnS »ur Zett eine JahreS-Einnahme von 40,000 Thlrn.
au« Sarnmlungen und Vermächtniffen nach.

Der Dombaumeister,
Boigtel.

Jn diesem Jahre find bereits zwelunddreißigtausend Thaler der erzbi-
schöflichen Behörde al« Geschenk für den Domdau überwiesen worden. Auf
Antrag dcs VeiwaltungS-AuSschuffes beschließt der Bsistand, daß fernere
zehntausend Thaler zu demselben Zwecke der erzbischöffichen Behörde als
Geschenk angebolen werden sollen, so daß also in diesem Jahre eine Total-
summe von zweiundvierzigtausend Thalern Seitens deS Beretnes
dem Dombau zugewandt wurde.

Bon Seiteu deS Fieiherrn v. Waldbott-Bassenheim-Bornheim
ist folgender Aufruf an die Geuossen des rheinisch-wekfälischen Adels zur
llebernahme der Vollerdung der großen Fcuster im Quer- und Langschiffe
des Dome« ergangen:

Untcr den monumcotalen Wsrken der neueren Zeit ist keineS, wel-
ches an Schönheil und Bediutnng den kölner Dsm überragt. Seine
Schönheit ist weltb.kannt, und seine nationale Bedeutuog liegt darin,
daß er die alte mit der neucn Zeit verbindet und rm neun-
zehnten Jahrhundert die Fädsn wieder anknüpft, welche daS
zwölste, dreizehnte und vierzehnts Jahrhundert webten, das fünf-
zehnte vernachläsfigte, daS sechszehnte zerriß und das flebenzebnte
und achtzehnte Jahrhundert verwarfen. So ist der Dom gewiffer

Maßen «in Spmbol dcs WeltheilandeS gewordeo, den die heilige
Schrift alS dcn Slein bezeichnet, den die Bauleute verwarfen und
der dinnoch zum Eckstein geworden ist. So zum Spmbol der heiligen
Kirche, deren Schicksale in Deulschland er theilte: im Glanze des
Mittelalters, in der Berdunkelung der drei letzten Jahrhunderte und
in der Wicderbelebung unserer Zeit. So aber auch zum Spmbol des
heiltgen römrschcn ReicheS deutscher Nati'on, welchcs seine Einheit
verlor, als die Religion es entzweite, und nun in dcm Maße zur
Einheit zurückzukehren scheint, als Gottesfurcht die Leidenschaften zum
Schweigen brrngt und da« Licht und die Wärme der Wahrheit dte
Nebel der Jrrthümer auslbst und zerstreut. — Der monumeritale Bau
ist biS auf die Thürme vollendet. Aber a» der inneren AuSschmückung
sehlt noch Bieles, so viel auch deutsche Fürsten geschenkt und, dem
Charakter der neuesten Zeit eutsprechend, deutsche Bereine geleistet
haben. Hier bietet fich nun auch dem Adel eine Gelegenheit, an die
alte Zeit wieder anzuknüpfen und im neunzehnten Jahrhundert den
Flor der edeln Geschlechter zu documentiren, deren Vorfahren tm
Jahre 1322 die Glasfenfter im Dome schenkten und mit ihren Wap-
pen verzierteo. Lchtundzwanzig Fenster, jedes zu vier Figuren, harren
nsch dcr AuSmalung, wie die anliegende Zeichnung und Zusamnien-
stellunz ausweist. Jedcs aus vier Bildern bestehende Fenster fordert
einen Kostenauswand von 1400 Thalern, so daß, wenn fich je vier
Familienhäupter zur Uebernahme e nes Fensters etnigen, jedeS 350
Thalcr zu bezahlen haben würde. Der Bedeutung dcs Domes ent-
sprechend, find diejenigen Bildor festgestellt, welche, wie i» der An-
lage bezeichnet ist, die frnen Stellen einzunchmen haben, und ist der
Dombaumetster damit beschäftigt, sowobl schvne Entwürfe dazu her-
stellen zu laffen. als die in der Aussirhrung das Bests liefernden
Künstler aufzusuchen.

Gemäß vorläufiger RLcksprache mit dem Dombaumeister Voigtel
würden die von einem guien Künstler anzuferttgenden Zeichnungen
den Tebern zur Begutachtung vorgelegt werden, über deren Geeig-
netheit indeffen selbflverständlich dis letzte Entscheidung allein der
Cardinal Erzbischof zu treffen hat.

Hoffend auf eine recht zahlreiche Betheiligung unserer Standes-
genoffen, damit wo möglich in zusammenbangender Folge daS ganze
nördliche oder südliche Querschiff oder ai-ch vlelleicht daS Langschiff
mit Bildern geziert werden können, welche die Wappcn deuischer
Adelsgeschlechter tragev, verpflichten fich die Unterzetchneten, jeder
eine der vier ein Fenster füllenden Figuren, mtt dem Familienwappen
versehen, ä L50 Thaler aussühren zu lassen.

Düffeldorf, den 2. April 1861.

Jn Folge dieses Aufrnfes haben bereits dle folgenden Mitglieder der
gedachten Geaoffenschaft fich^zur Herstellung von vier Fenstern cntschloffen:

Freiherr vsn Waldbott-Dassenheim-Bornheim. — Cl. Frei-
herr von Eltz. — Graf von und zu HoenSbroech. — A. Graf
Spee. — Fr. L. Freiherr von Fürstenberg-Borbeck. — Leo-
pold Graf Spee. — W Graf Spee. — Julius Freiherr von
Dalwigk-Lichtenfels — Freiherr von Nagel-Dornick. —
Levin Graf von Wolff-Metternich zu Gracht. — Wilh. Graf
Mirbach. — Julius Graf Schaesberg-Thunnheim. — Ru-
dolph Graf Schaesberg-Krickenbeck.

Der Vorstand nimmt diese Mittheilung, an welche der Präsident die
Namen der Frau Witwe A. Schaaffhausen und deS Herrn Präfioenten
von Wittgenstein als Geschenkgeder je eineS ganzen Fensters, welche
beide Fenster bereits best-llt und in AuSführung begriffen seien, oud der
Herren Geh. Commercienrath Deichmann, W Joest und D. Leiden
alS Stifter dreier Figuren in einem Fenstsr anreiht, mit besonderer Freude
als «än erfreulichss Zeichen dsr Theilnabme an der Ausschmückung unsereS
Domös und der Hoffnung entgegen, daß nach diesen nachahmungswerthen
Beispielen auch die Stifter für die 21 Fenster, wofür jeßi noch Fürsorge zu
treffen, fich finden werden.

v Bon Seiten des VerwaltungS-Ausschuffes wird folgender Antrag nach
'einer eingehenden Molivirung durch den Präsidenten eingebracht:

Der Borstand wolle beschließsn:

daß der in der Sitzuug vom 11. Junr d. I. für die Fübrung
der Geschäfte der Dombau-Prämien-Lollecte verstärkte Berwal-
tungs-Ausschuß nach seiner Wahl aus dem Dorstande des Ccntral-
Dombauvsreins und dem Vorstande, resp. Ausschusse des Kölni-
schen KunstvereinS zwöls Mitglieder zuziehe, die mit rhm zusam-
men das hiernach aus 25 Mitgliederu bestehende Comite dilden,
welchem die Ausführung und Leitung der am 2. Januar k. I. im
hiefigen Museum begtnnenden öffentlichen Ausstellung der.Werke
lebender deutscher Künstler, so wie die Auswahl und der Änkauf
der Prämien für dte Dombau-Prämien-Collecte übertragen und
die Festsetzung der Normen, so wie jede sonst zu dlesem Zwecke
erforderliche Anordnung überlaffen ist.

Der Borstand ertheilt diesem Antrage seine Zuflimmung.

Echließlich berichtet der Präsident öber den Fortgang der Prämien-
Collecte in folgender Weise:

AuS den abgesetzten Loosen seien bei dem Bankhause Thlr. Sgr. Pf.
Salomon Oppenheim jr. L Comp. bi« heute zinslragend
hinterlegt. 130633 9 9

Caffavorrath sei vorhanden mit . . . . 1366 20 3

An AuSlagen seiea direct auS den aus der Prämien-
Collecte eingegaagenen Geldern bestritten:

») an die StaatSdruckerei für Anfertigung der

Loose. 2062 15 —

1>) an Druckkosten für Jnserate.... 92 14 —

o) an Frachtea und Ports .... 28 19 —

Summa der Baar-Einnahme . . 134183 18 —
 
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