Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0065
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6o

Cuspinian hat sich aus Anlass seiner Vermählung von Cranach
porträtieren lassen. Er konnte auf seine Gemahlin stolz sein.
Er hatte die etwa siebzehnjährige Anna, Tochter des kaiserli-
chen Kämmerers Ulrich Putsch, heimgeführt, die Schwester des
Johann Putsch, der 15o3 Probst von St. Stephan in Wien und als
solcher Vizekanzler der Universität wurde.

anstatt des Kaisers) zu verschaffen; im nächsten Monat
ginge er zum Kaiser. Kurz darauf muss Aldus Cuspinian
(und nicht zuerst Celtis, obwohl er mit diesem schon seit
längerer Zeit korrespondiert hatte) in seinen Plan einge-
weiht haben, unter dem Patronat Maximilians in Deutschland
eine "Neoacademia" (d.h. eine neue platonische Akademie)
zur Pflege griechischer und hebräischer Studien sowie
kriegerischer (also maximilianisch-ritterlicher) Künste
zu errichten (Rupprich 1934, Nr. 96; H. Ankwicz v. Klee-
hoven, Aldus Manutius und der Plan einer deutschen Ritter-
akademie, in: Scritti sopra Aldo Manuzio, ed. R. Ridolfi,
1955, 49-57): eine "neue Akademie" im Moment, da die gei-
stig mächtigste Akademie der Renaissance, diejenige der
Florentiner Neuplatoniker, praktisch eingegangen war, zu-
mal nach dem Tod von Ficino, Pico und Poliziano (Ficino
hatte kurz vor seinem Tod 1499 wegen seiner Editionen mit
Aldus korrespondiert) und nachdem auch der Patron Lorenzo
Medici gestorben war und Piero Medici nach Venedig (!) ins
Exil hatte gehen müssen - zu schweigen von der Finanzkrise
und von den sonstigen politischen Wirren (vgl. Chastel
1959, 341 f) . - Zu den Hoffnungen des K. Celtis auf das
Wendejahr 15oo: s. Anm. 565.

Nachtrag zu Ann, 175, Cuspinians Epitaph im Stephansdom:
Tilman Falk macht mich aufmerksam auf ein Brustbild Cuspinians,
für das das Steinepitaph in St. Stephan als Vorbild benutzt
wurde: Stich Taf. 5o in "Veterum aliquot ac recentium MEDICORVM
PHILOSOPHORVM. Icones, Ex Bibliotheca IOHANNIS SAMBVCI...", Ex
Officina Plantiniana Raphelengii, [Antwerpen] 16o3; 1615 noch-
mals herausgegeben von Ioannes iansonius in Amsterdam.
 
Annotationen