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Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0072
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66

Beschreibung der Farben und Formen. Wir versuchen nicht auf-
zuzählen sondern zu analysieren, d.h. die Ordnung im Bilderpaar
zu erkennen.

Die beiden Bilder sind in einem so guten Zustand erhalten, dass
nichts Wesentliches in der Vorstellung rekonstruiert werden muss.
Höchstens muss mit einer leichten Verschmutzung, Vergilbung und
Verdunkelung der Farben gerechnet werden. Die Farben dürften ur-
sprünglich etwas leuchtender gewesen sein. Nach Angabe des jet-
zigen Besitzers sind die Bilder kurz nach ihrem Auftauchen im
Kunsthandel in München (bei Kinkelin) restauriert worden, wobei
man wenige Spuren von Uebermalung entfernt hat. Die Masse der
Holztafeln, die nicht beschnitten sind (184), betragen je 59 auf
45 cm - eine stattliche Grösse. Streng genommen ist das Dipty-
chon insofern ein Fragment, als die ursprünglichen Rahmen feh-
len. Dieses Manko darf man nicht unterschätzen. Denn die Maler
jener Zeit pflegten die Rahmen selber zu entwerfen und die Bil-
der in bereits gerahmtem Zustand zu malen (185). Cranach selber
hat bei manchen seiner Altarbildentwürfe die Rahmen dazugezeich-

- * Ruhner 1963, Abb. 4-5;

Kunstschätze in der Schweiz, Zürich 1964, Taf. 34) ,*Dora
Schwarz, Lukas Cranach (Galerie der grossen Maler Nr. 13),
Bergisch Gladbach (Bastei-Verlag) 1967, Taf. Ii Bildnis
des Mannes» 0. Benesch, Die deutsche Malerei von Dürer bis
Holbein, Genf 1966, Abb. S. 66: Bildnis des Mannes; H.
Keller: Meisterwerke europäischer Malerei des XV.-XIX.
Jahrhunderts aus der Sammlung Oskar Reinhart, Mappe IV,
Bern (Iris): Bildnis der Frau. Kleine, kaum brauchbare Farb-
abbildungen beider Porträts bei H.W. Kaiser, Cranach, Berlin
1937, bei Descargues 1959, 14 f. und bei H. Kuenzel, Lucas
Cranach l'ancien, Paris (Flammarion) 1967, 6 f..

(184) Die Tafeln der "Reuss"-Ehebildnisse (Friedländer/Rosenberg
1932, Nr. 8 u. 9) waren im unbeschnittenen Zustand vermut-
lich genau gleich gross.

(185) Vgl. die Darstellungen des hl. Lukas, der die Madonna malt,
im 15. und 16. Jhdt. - Irmtraut Schmidt, Der gotische Bil-
derrahmen in Deutschland und den Niederlanden, Diss. Frei-
burg i.Br. 1954 (maschinengeschr., Univ.bibl. Freiburgt U
Ma 4579/2). Die Schreiner, die die "geheuse" herstellen,
dürfen von den Malern in ihren Werkstätten beschäftigt wer-
den, Nürnberger Ratsdekret vom 8. Juli 1482: Gümbel in:

Rep. f. Kunstwissenschaft XLIII, 1922, 284 Anm. 116 (s. auch:
Jb.d.preuss. Kunstsammlungen XLVIII, 1927, 118). Manche Bil-
der Cranachs besitzen noch die originalen Rahmen, von den
Bildnissen u.a. das 15o9 datierte Porträt Christoph Scheurl
(Friedländer/Rosenberg 1932 Nr. 22) u.zwei Bildnisse von
15o9 (Publikation durch Koepplin, in: Pantheon 1/1974).
 
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