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Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0126
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den der Mensch als ein Mikrokosmos hineingestellt sei (33o).

Die Welt, wie sie vom Humanisten Celtis und gewiss antspre-
chend auch von seinem Freund Cuspinian gesehen wird, ist
alles andere als ein totes und profanes Objekt, vielmehr ein
lebendiger Organismus, ähnlich dem Mikrokosmos des menschli-
chen Körpers und Geistes, von magischen Kräften zur Einheit
verbunden und von Gottes Geist direkt oder indirekt durch-
drungen. Diese panentheistische, virulente Welt, der sich der
Mensch mit Leib und Seele verbunden fühlt und deren Betrach-
tung geradezu als Gottesdienst begriffen wird, tritt den Hu-
manisten, ähnlich wie dem Maler Cranach, als Ganzheit entge-
gen und (noch) nicht als Gegenstand analytischer wissenschaft-
licher Betrachtung. Wo man aber,der religiösen Intuition bei
der Weltbetrachtung so sehr vertraut, da vermag die ganzheitli-
che Bildkraft der Kunst besonders deutlich und einfach auszu-
drücken, was mit theoretisierenden Worten von den Humanisten
nur schwer umschrieben werden konnte.

(33o) Cuspinians Exemplar mit zahlreichen handschriftlichen
Hervorhebungen, mit der Büchernummer 74 (danach dürfte
der Band rund um 15oo erworben sein): Wiener Ink. 12 C
14. Der besonders unterstrichene Satz steht im Vorwort
zum Heptaplus gleich am Anfang, Uber das Feuer: "Elemen-
taris urit, caelestis vivificat, supercaelestis amat"j
zuvor hat man gelesen: "Est apud nos ignis quod est elemen-
tum. Sol ignis in caelo est; est in regione ultramundana
ignis saraphicus intellectus. " (die letzten beiden Worte
von Cuspinian unterstrichen) Es folgt eine entsprechende
Ueberlegung über die Qualität des Wassers. Die Pico-Stel-
le wird in anderem Zusammenhang berücksichtigt von E.H.
Gombrich, Icones symbolicae, The Visual Image in Neo-
Platonic Thought, in: Journal of the Warburg and Cour-
tauld Institutes XI, 1948, 168.
 
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