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Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0256
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2 5o

wie man vermutet hat, dann würde sich auch dies in die ange-
nommene astrologische Symbolik einfügen. Auf dem Titelblatt
des 15o2 erschienen Livre d'heures von Simon Vostre mit der
Darstellung der vier Temperamente befindet sich der leichtle-
bige und sinnliche Sanguiniker in Gesellschaft eines Affen
und eines Papageis (744). Wäre Anna durch den Papagei als San-
guinikerin gekennzeichnet, so wäre cuspinian eine astrologisch
günstige Ehe eingegangen: Er hätte indirekt die temperierende
Wirkung Iuppiters auf sich gezogen, denn die "sanguinischen,
schönen und verehrungswürdigen Menschen" tragen nach Ficino die
Wirkung Iuppiters in sich (745) und strahlen sie auch wieder
aus, was besonders den Saturnmenschen angenehm berührt.

Aber halten wir hier mit der astrologischen Deutung inne. Ist
es wirklich erlaubt, diese Symbole mit Ficino, den Cuspinian
studiert hat, aufzuschlüsseln?

(744) Panofsky/Saxl 1923, 143 Anm. 2 und Abb. 16; Klibansky/
Panofsky/Saxl 1964, Abb. 82; gleiche Attribute schon 1493
in Pariser Kalendern. Auf Grund dieses Hinweises vermute-
te Ankwicz-Kleehoven (1959, 33), dass der Papagei bei
Anna Cuspinian das sanguinische Temperament anzeige. Cus-
pinian kannte die Pariser Drucke wahrscheinlich nicht.

(745) III 1 (Cuspinian hat "Jovialia" an den Rand notiert):
"inter homines eiusmodi sanguineosque et pulchros vene-
rabilesque versabere" (darauf folgt ein Hinweis auf das
Gold). Anmut, Klugheit, Treue = Iuppiter gemäss nach
Agrippa von Nettesheim: s. Anm. 548.

Detail aus der Sonntagstafel 1503 (vgl.Abb.19), zu S.234 ff.
 
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