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Koepplin, Dieter; Falk, Tilman; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik ; Ausstellung im Kunstmuseum Basel 15. Juni bis 8. September 1974 (Band 1) — Basel, Stuttgart, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.10453#0050
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III. CRANACHS BILDNIS, SEINE MALERFREUNDE

(1900)13 und von Ludwig Baldass über das Thema «Der Künstlerkreis Kaiser
Maximilians» (1923)14 geschrieben worden. Wegen der habsburgischen Ver-
flechtungen und der Jugendbildung Friedrichs des Weisen, der in den Nieder-
landen am Hof Maximilians «ein Zeitlang Hofmeister gewest»15, orientierten sich
Friedrichs Kunst- und Musikpflege sowie die Einrichtung ritterlicher Feste an der
burgundisch-niederländischen Hofkunst; und das veranlasst uns, hier auch auf
die Studien über den burgundischen Renaissance-Hof Margarethes von Österreich
von Ghislaine de Boom und Josef Strelka hinzuweisen16. Auf all dies werden wir
an mehreren Stellen zurückkommen, ohne dass es möglich sein wird, die kultur-
politischen und ökonomischen Hintergründe zusammenhängend darzustellen.

Es ist klar, dass Cranachs Hofmalerei in Parallele steht mit der Musik, die
beispielsweise der führende Komponist Paul Hofhaimer17 und Adam von Fulda18
im Auftrag Friedrichs des Weisen komponiert haben, und mit der literarischen
Produktion der Humanisten im Kreis Friedrichs und seiner 1502 gegründeten
Universität in Wittenberg19. Über des sächsischen Kurfürsten Friedrich Musik-
pflege schreibt der langjährige Ratgeber, der von Cranach 1509 und später
(Nr. 343) mehrmals porträtierte Georg Spalatin in seiner Chronik: «Dieser Chur-
fürst zu Sachsen, Herzog Friedrich, hat auch so grosse Lust und Willen zur Musica
gehabt, dass er viel Jahre und lange Zeit ein ehrliche, grosse Singerei gehalten und
dieselbe oftmals auf die kaiserliche Reichstäge mitgenommen, gnädiglich und wol
gehalten und besoldet, den Knaben einen eignen Schulmeister, sie zur Lehre und
Zucht zu erziehen, gehalten. Der Capellen Meister ist gewest Herr Conrad von
Ruppich. Hat auch sonderlich einen Altisten gehabt, einen Märker, dergleichen
röm. kais. Maj. und andre Fürsten und Herren weit und breit nicht gehabt. Die-
selbige Singerei hat er auch bis zu seinem tödtlichen Abgang behalten20. » Wenden
wir uns wieder Celtis und Dürer zu.

Konrad Celtis war 1487 auf dem Nürnberger Reichstag dank der Fürsprache
des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen durch Kaiser Friedrich III. als
erster Deutscher zum Dichter gekrönt worden21. Ein Jahr zuvor hatte Celtis dem
sächsischen Kurfürsten sein erstes Druckwerk, die «Ars versificandi et carminum»
zugeeignet22. 1501 erschien mit einer langen Widmung an den Kurfürsten Fried-
rich von Sachsen, in der Celtis auch des Kurfürsten Pflege der ehemals von den
Griechen und Römern so hoch geschätzten Malerei hervorhob23, die von Celtis
besorgte Erstausgabe der dichterischen Werke der sächsischen Nonne Hroswitha
von Gandersheim, also alte national-deutsche oder sächsische Literatur, mit Holz-
schnittillustrationen von Dürer (Nr. 2) und von seinem Gehilfen Hans von
Kulmbach24.

Dürer hatte schon 1496 den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen
porträtiert25. Auf einige der in den folgenden Jahren von Dürer für Friedrich den
Weisen gemalten, gezeichneten26 und gestochenen Werke werden wir später zu
sprechen kommen. Um 1501 bis 1503 schickte Friedrich der Weise einen Maler-
knaben Friedrich zu Dürer in die Lehre27. Man kann ruhig behaupten, dass
Friedrich von Sachsen Dürer als Hofmaler dem Lukas Cranach bei weitem vor-
gezogen hätte, falls der gefeierte Meister sich aus der freien, allmählich patri-
zialisch werdenden Stellung in Nürnberg hätte lösen wollen. Dürers Freund
 
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