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Koepplin, Dieter; Falk, Tilman; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik ; Ausstellung im Kunstmuseum Basel 15. Juni bis 8. September 1974 (Band 1) — Basel, Stuttgart, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.10453#0417
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io. frühe buchgraphik cranachs d.j.

4ii

283 Lukas Cranach d. J.

Titelrahmen mit Kurfürst Johann Friedrich und Luther unter dem
Kreuz sowie Evangelistensymbolen in Medaillons Abb. 226

Holzschnitt. 26,2 x 16,5 cm.

Aus: tomvs / qvintvs omni= / vm opervm ... Martini Lutheri. Wittenberg,
Hans Lufft 1554.

Verwendungen: Lateinische Gesamtausgabe der Werke Luthers, Wittenberg,
Hans Lufft, ab 1545 (Bd. I).
Basel, Universitätsbibliothek.

Nicht bei Ho. - Dodgson II, S. 342/43, Nr. 12.

Der Titelrahmen ist für die lateinische Gesamtausgabe von Luthers Werken geschaffen,
dessen erster Band das Erscheinungsdatum 1545 trägt. Dies ist wichtig für das Verhält-
nis zur isolierten Darstellung von Johann Friedrich und Luther unter dem Kreuz, die
so viel Aufsehen erregte (siehe folgende Nr.). Im Titelblatt mit den Evangelistensym-
bolen blickt der Kurfürst (von Dodgson als Johann der Beständige angesprochen)
nicht aus dem Bild, die Kleidung wirkt etwas reicher und voluminöser. - Zu den Wol-
kenformen vgl. die vorige Nr.

284 Lukas Cranach d. J.

Titelholzschnitt mit Kurfürst Johann Friedrich und Luther unter dem
Gekreuzigten Abb. 227

Holzschnitt. 10,6 X 13,5 cm.

Aus: das newe Testament. / auffs new zugericht. / Doct: Mart: Luth:
Wittenberg, Hans Lufft 1546 (= Erstverwendung).
Basel, Universitätsbibliothek.

Ho. (d. J.) 12. - Schramm, Lutherbibel, Abb. 5 51. - J. Ficker, in: Zs. f. Buchkunde, II,
1925, S. 90. — Zimmermann, Beiträge, S. 57. - H. Volz, Hundert Jahre Wittenberger
Bibeldruck, Göttingen 1954, S. 85.

Der durch zahlreiche Wiederverwendungen und Kopien weitverbreitete Holzschnitt
hat zeitweise Anstoss erregt und lange Kontroversen verursacht, da spitzfindige
Luthergegner darin den Beweis sehen wollten, «dass Luther das Kruzifix [d.h. also ein
Bild] anbete». Noch die Weimarer Lutherausgabe (Deutsche Bibel II, 1909, S. 686/87)
bemüht sich um eine Rechtfertigung der «immerhin missverständlichen» Darstellung
mit dem Argument, dass sie erst nach Luthers Tode (18. Februar 1546) im Druck er-
schienen sei. Jedoch hat Luther den Probedruck dieser Neuen Testament-Ausgabe
«letzter Hand» noch selber durchgesehen und gebilligt (Volz, S. 85), und ausserdem
wurde bisher übersehen, dass der Holzschnitt eine reduzierte Version (auch stilistisch
deutlich an der Kleidung und Proportionierung der Figuren!) von derjenigen in der
lateinischen Gesamtausgabe, benutzt ab 1545, bildet (vorige Nr.). So ist Luthers Ein-
verständnis wohl mit Sicherheit vorauszusetzen.

Auf der Rückseite dieses Titelblattes das Brustbild Johann Friedrichs in kur-
fürstlichem Habit (Ho. [d. J.] 34), das bereits ab 1541 zur Verwendung kam.
 
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