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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen: beschreibende Statistik (Band 1): Kunst und Alterthum im Unter-Elsass — Straßburg, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.7989#0356
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326

Unter-Elsass.

am Quai aufgeführt und der Wall dahinter angeschüttet, der auch
noch steht (Piton, II 1).

1552 veranlasste die Einnahme von Metz, Toul und Verdun durch
Heinrich II von Frankreich, eine erneute Bauthätigkeit in Strassburg.

Man fing in genanntem Jahr an einen neuen Gräben vor dem Ju-
denthor von S.Clara in Wörth, das schon 1525 befestigt worden war,
bis zum Bauscherthörlein ,auszuschroten'. Es ist diess der noch beste-
hende Graben vor der Hauptenceinte dieser Front, von Bastion
S. Clara (XV) bis zur Finkmattkaserne.

In der Mitte dieses Grabens wurde eine Wehre gebaut, das heu-
tige Bastion XIV. Die hierzu erforderlichen Steine wurden durch Ab-
bruch einer Anzahl von Kirchen und anderer Gebäude gewonnen;
auch wurden unleserlich gewordene Grabsteine in Verwendung ge-
bracht. Die Arbeit wurde für so dringlich erachtet, dass die Bürger-
schaft zu derselben frohnweise herangezogen ward, jedoch so, dass
jeder Zunft je nach ihrer Stärke ein Abschnitt zugewiesen^ wurde.

Diess ist das erste Beispiel eines Bastion es im eigentlichen Sinn
in Strassburg. Es steht der Hauptsache nach noch heute in seiner
ursprünglichen Gestalt und ist im Vergleich mit anderen Bauten
dieser Art aus gleicher Zeit sehr klein. Uebrigens war die Construc-
tion von Bastionen nichts Neues mehr : in Italien kannte man sie
schon seit dem Anfang des 16. Jh. und Albeecht Düeee empfiehlt
schon 152 7 ihre Verwendung.

In den folgenden drei Jahren musste die Bürgerschaft zwar auch
an der Aufführung dieses Walles (denn ein solcher ward hinter dem
Graben aufgeworfen, vorn mit einer Mauer als anliegendem Revete-
ment und Barbakane) fortarbeiten, doch erhielt jeder 14 Pfennig täg-
lichen Lohn.

Den erforderlichen Boden gewann man zum Theil, besonders im
letzten Baujahr, durch Abtragung der Schiltigheimer Höhen um
Mannshöhe.

Vollendet ward der Bau 155G, wie es die auf der Aussenseite des
Thores angebrachte Jahreszahl angibt. Der Name des Baumeisters
war Hans Feawlee; er soll früher auf derselben Tafel angebracht
-ewesen sein, auf der die Jahreszahl noch steht (Silbermann, 101).

Dieses Thor, noch jetzt Judenthor genannt, ist das Einzige was
von dem damaligen Bau noch sichtbar erhalten ist, denn die jetzigen
Pievetementsmauern des Walles stammen zum Theil erst aus dem
Anfang dieses Jahrhunderts.

Auch am Thore selbst ist viel geändert und geflickt worden; be-
sonders ist der 1563 daraufgesetzte Thurm, in dessen Dach sich eine
Wachtstube befand, jetzt verschwunden.

Auch hat man aus den zu beiden Seiten der Durchfahrt befindlichen
Kasematten durch Einziehung eines engeren Tonnengewölbes Durch-
gänge für Fussgänger gemacht. Zu den Kasematten führten Thüren,
 
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