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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen: beschreibende Statistik (Band 1): Kunst und Alterthum im Unter-Elsass — Straßburg, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.7989#0479
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44.6

Unter-Elsa ps.

und Schneegans1 Vorgang, als Vorstudie zu dem grossen 1Gtheiligen
Kosenfcnster betrachtet. Der Raum zwischen den beiden Rosen ist
durch steile, schmale Blendnischen und darüber durch ein aus acht
Bögen zusammengesetztes Triforium ausgefüllt. Adleb hat namentlich
die hier sich kundgebende Neigung für recht winkliche Umrahmungen
mit Einlagen von Fünf-oder Dreipässen in den Bogenecken, dann das
bevorzugte Festhalten der Horizontallinie betont und glaubt diese Er-
scheinungen ganz bestimmt auf französische Einflüsse zurückführen
zu müssen.

Auch an den Innenmauern der Vorhalle sind Umgänge geordnet,
deren von den Umgängen der Seitenschiffe verschiedene, eine spätere
Zeit verrathende Behandlung sofort in die Augen fällt.

Westfront und Thürme. Ein grosser wirkungsvoller Fortschritt
in unserm Münster ist die Verticaltheilung der Front, durch mächtige
rechte inklich gestellte und über die Umfassung hinaustretende Stre-
bepfeiler hergestellt, ein Motiv, was sich in Amiens und Reims noch
nicht rindet, was eher in Saint-Denis und Notre-Dame zu Paris vorge-
bildet ist. (Auf beide Kirchen will Mitschee,, S. 25, die EitwiNSche Fa-
cade zurückführen; er beruft sich dafür namentlich auf die an den Por-
talen derselben wie zu Strassburg wiederkehrenden Zeichen des Thier-
kreises unter den klugen und thörichten Jungfrauen.) Die Gliederung
gewinnt dadurch ungemein an Klarheit und Reinheit, die dann vollen-
det wird durch die beiden Horizontalgesimse, von denen das eine
unter der Rose nur leise angedeutet ist, während das andere zwischen
dem zweiten und dritten Stockwerk scharf hervorspringt. In Verbindung
mit dem das letztere krönenden Kranzgesims ergeben sich auf diese
Weise die herrlichsten Abstufungen und Proportionen, denen es an
wirkenden Contrasten nicht fehlt. So übereinstimmend man in der Aner-
kennung dieser Vorzüge ist, so fraglich erscheint in ihrem Werthe jene
andere viel bewunderte Neuerung, welche Eewix, nach Adlees Ueber-
zeugung, aus Troyes mitgebracht haben soll und welche in dem frei
vor die Mauerfiäche hingestellten, nur an wenigen Punkten gebunde-
nen Stab- und Maasswerk besteht. Die Facade gewinnt durch
dieses feine durchbrochene Gitterwerk das Aussehen des Metallgusses.
Der Eindruck wird noch verstärkt durch die ebenfalls ganz durch-
brochenen Wimperge, welche mit ihren schlanken die Stelle der
Krabben versehenden Fialen die drei tiefgeleibten Portale umrahmen.
Von ganz ausserordentlicher Wirkung ist die über das Hauptportal
gestellte 42' im Durchmesser zählende grosse Rose mit ihrem reich-
gegliederten Speichenwerk und der Glut ihrer farbigen Glasfenster.
Sie ist zur Erhöhung des Contrastes etwas zurückgestellt und von
Lilienzacken umsäumt. Neben der Rose stehen zwei viergetheilte Fen-
ster, ebenfalls zurückliegend und durch Stabwerk halb verdeckt. Spar-
samer ist dieses Stabwerk an den Seitenfacaden der Thürme zur
Anwendung gekommen. Hier stellt sich dasselbe nur vor die wieder
 
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