Rom. Abt. Blatt 20.
kraft überlegene Flotte des Octavius gefechtsklar aus dem
Hafen und ging zum Angriff über. Obwohl an einen
regelrechten Aufmarsch nicht mehr zu denken war, nahm
Vatinius sofort den Kampf auf; in der richtigen Erkennt-
nis, daß er die mangelnde Gefechtskraft seiner Schiffe
durch die Überlegenheit ihrer Besatzungen ersetzen müßte,
suchte er energisch den Nahkampf und griff zu allererst
selbst das feindliche Admiralschiff an; beide Fahrzeuge
verbohrteu sich ineinander, und nun drängten beide
Das Jahr 48 v. Chr.: Dj
(Rom. Abt.
1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Caes. b. c. III 1—99.
Nebenquellen: Dio XLI 44—61. Appian b. c. II
54—82. Plut. Caes. 37—47. Pomp. 65—72. Liv. ep.
111. Oros. VI 15. Flor. IV 2 39—50. Frontin II 3, 22.
Literatur: Allgemeine Werke s. Sp. 83. Dazu:
1: W. M. Leake, Travels in Northern Greece, 1835.
W. M. Leake, On the military Operations of Caesar
in Greece, ending in the battle of Pharsalia. Trans.
Roy. Soc. of Literature, 2. ser., 1853.
2: S. W. Napier, bei G. Long, Decline of the Roman
Republic, 1897.
3: Seidner, Das Schlachtfeld von Pharsalus. Progr.
Mannheim, 1883.
4: Perrin, Americ. Journ. of Philology VI, 1885.
5: L. Heuzey, Les Operations militaires de Jules
Cesar, 1886.
6: L. Moineville, Deux campagnes de Cesar, 1900.
7: B. Aouojjiavi?, IIapaTir]pVj<ss(.£ lid toü upo^Sio-
pi<j(JL0'j to\> tcSlou p-ax7!? (Jistoc^u Ho[xtoiou xai
Koasapoc sv ©ecejaXi'a, 1900.
8: j. Kromayer, Antike Schlachtfelder in Griechen-
land n. 1907.
9: A. Searle, Note of the battle of Pharsalus. Howard
studies in Classic, philology XVIII, 1907.
10: T. Rice Holmes, The battlefield of Old-Pharsalus.
The Class. Quart. II 271, 1908.
11: V. Dusmanis, Bemerkungen zur Bestimmung der
Örtlichkeit der Thessalischen Schlacht zwischen
Pompeius und Caesar. VII. Beih. z. Militärwochen-
blatt, 1909. (Deutsche Übersetzung von 7).
12: E. Gans, Studien zur Schlacht von Pharsalus,
Progr. Lundenburg, 1910/11.
13: Meusel, Die Schlacht bei Pharsalus. Jahresber.
d. phil. Vereins, XXXVIII (Ztschr. f. Gymnasialw.,
1912, S. 94ff.).
14: G. Veith, Der Feldzug von Dyrrhachium zwischen
Caesar und Pompeius, 1820.
15: F. L. Lucas, The battlefield of Pharsalos. Ann. of
the British School of Athens, 1919—1921, p. 34—53.
Die Karten beruhen auf der österr.-ung. Kriegsauf-
nahme in Albanien, Kromayer Ant. Schlachtf. II und der
griech. Generalstabskarte 1: 75,000.
2. Hergang der Ereignisse.
Nach Unterwerfung des Westens wandte sich Caesar
wieder seinem im Osten rüstenden Hauptgegner zu. Die
Operationsarmee von 12 Legionen ward bei Brundisium
(Brindisi) zusammengezogen. — Pompeius' Hauptmacht,
9 Legionen und 20—30 uneingeteilte Kohorten, 7000Reiter
und 4000 Leichtbewaffnete war bei Beroia unweit
Thessalonike (Saloniki) vereinigt, 2 Legionen unter Scipio
noch im Anmärsche; die über 300 Schiffe starke Flotte
lag zum größten Teil in Corcyra (Corfu), ein Teil ope-
rierte in der nördlichen Adria; die syrische Eskader
(etwa 70 Schiffe) wurde gleichfalls erst erwartet. Die
— 91 —
Flotten um sie zusammen. Im Nahkampfe kam die
Überlegenheit der caesarianischen Veteranen alsbald zur
Geltung. Immerhin vermochte Octavius bis zum Ein-
tritt der Dunkelheit das Schlachtfeld zu behaupten; dann
löste er sich vom Gegner und ging auf Issa zurück.
Elf seiner Schiffe waren in Feindeshand gefallen, eine
weitere Anzahl versenkt. Er verließ daher lllyrien über-
haupt, das seitdem in der Hand der Caesarianer blieb.
Lokalisierung s. Veith, Bulic-Festschrift. Veith.
rrhaehium, Pharsalos,
Blatt 20.)
wichtigsten Städte der adriatischen Küste (Oricum, Apol-
lonia, Dyrrhachium, Lissus) waren besetzt und mit reichen
Magazinen versehen. Pompeius' Absicht war, zu Beginn
des Winters die Armee an die adriatische Küste zu ver-
schieben und im Frühling, auf die weit überlegene Flotte
gestützt, die Offensive nach Italien zu ergreifen.
Caesars Plan ging dahin, sich vor Ankunft der pom-
peianischen Landmacht überraschend auf die illyrisch-
epirotische Küstenstellung zu werfen, die feindlichen
Flottenstützpunkte wegzunehmen und damit dem Gegner
die Verbindung zwischen Heer und Flotte abzuschneiden,
so das Hauptmoment seiner Überlegenheit auszuschalten
und dann sofort die Entscheidung zu Lande zu er-
zwingen.
Um die Überraschung wahren zu können, mußte Caesar
sich entschließen, mit nur 7 sehr schwachen Legionen und
600 Reitern überzusetzen, und den Rest in Brundisium
zu lassen. Er landete ungefährdet auf der Rhede von
Palaeste (Paljassa), überschritt den Logarapaß, nahm
Oricum und Apollonia, worauf das ganze Gebiet südlich
des Apsus (Semeni) sowie Epirus zu ihm übertrat, und
ging dann weiter auf Dyrrhachium (s. Kärtchen 1: die
gestrichelte rote Linie Palaeste-Apollonia-Apsus). —
Pompeius, der zu jener Zeit sich bereits im Anmärsche
am oberen Skumbi befand, beschleunigte auf die Nach-
richt von Caesars Landung seinen Marsch aufs äußerste
und erreichte vor dem Gegner die Gabel der Via Egnatia
bei Asparagium; damit war Caesar der Marsch auf Dyr-
rhachium verlegt und sein Plan vereitelt. Die Heere
standen sich in der Folge am Apsus (Semeni, beim
heutigen Kuci) gegenüber, wo die schwere Inundation
des albanischen Winters durch Monate jede Operation
hemmte (s. Kärtchen: die blaue gestrichelte Linie Scampi-
Asparagium-Apsus).
Pompeius, der die Verbindung mit der Flotte über
Dyrrhachium gewahrt hatte, blockierte nun, gestützt auf
den Golf von Oricum (Valona) die albanische Küste,
Caesar bekämpfte die Blockade durch Besetzung der
Ufer und Behinderung der Wasser- und Holzversorgung
der feindlichen Schiffe. Immerhin war Caesars Lage
äußerst gefährlich; wenn es ihm bis zum Frühjahr, wo
der Bewegungskrieg wieder möglich wurde, nicht gelang,
den Rest des Heeres heranzuziehen, sah er sich der drei-
fachen Übermacht ausgeliefert. Indes gelang es M. An-
tonius, noch vor Beginn des Frühjahrs von Brundisium
aus mit 4 Legionen und 800 Reitern die Adria zu über-
setzen und im Rücken der feindlichen Armee bei Nym-
phaeon (S. Giovanni di Medua) nächst Lissus (Alessio)
zu landen, auch letztere Stadt wegzunehmen. Sofort
brach Pompeius auf, um ihn in seiner Isolierung zu er-
drücken, doch Antonius wich dem Vernichtungsschlage
aus und vereinigte sich in der Gegend des heutigen
Elbasan mit dem eiligst heranmarschierenden Caesar
(s. Kärtchen: die blaue und die roten durchgezogenen Li-
nien mit „Antonius" und „Caesar" nach „Scampi").
— 92 —
kraft überlegene Flotte des Octavius gefechtsklar aus dem
Hafen und ging zum Angriff über. Obwohl an einen
regelrechten Aufmarsch nicht mehr zu denken war, nahm
Vatinius sofort den Kampf auf; in der richtigen Erkennt-
nis, daß er die mangelnde Gefechtskraft seiner Schiffe
durch die Überlegenheit ihrer Besatzungen ersetzen müßte,
suchte er energisch den Nahkampf und griff zu allererst
selbst das feindliche Admiralschiff an; beide Fahrzeuge
verbohrteu sich ineinander, und nun drängten beide
Das Jahr 48 v. Chr.: Dj
(Rom. Abt.
1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Caes. b. c. III 1—99.
Nebenquellen: Dio XLI 44—61. Appian b. c. II
54—82. Plut. Caes. 37—47. Pomp. 65—72. Liv. ep.
111. Oros. VI 15. Flor. IV 2 39—50. Frontin II 3, 22.
Literatur: Allgemeine Werke s. Sp. 83. Dazu:
1: W. M. Leake, Travels in Northern Greece, 1835.
W. M. Leake, On the military Operations of Caesar
in Greece, ending in the battle of Pharsalia. Trans.
Roy. Soc. of Literature, 2. ser., 1853.
2: S. W. Napier, bei G. Long, Decline of the Roman
Republic, 1897.
3: Seidner, Das Schlachtfeld von Pharsalus. Progr.
Mannheim, 1883.
4: Perrin, Americ. Journ. of Philology VI, 1885.
5: L. Heuzey, Les Operations militaires de Jules
Cesar, 1886.
6: L. Moineville, Deux campagnes de Cesar, 1900.
7: B. Aouojjiavi?, IIapaTir]pVj<ss(.£ lid toü upo^Sio-
pi<j(JL0'j to\> tcSlou p-ax7!? (Jistoc^u Ho[xtoiou xai
Koasapoc sv ©ecejaXi'a, 1900.
8: j. Kromayer, Antike Schlachtfelder in Griechen-
land n. 1907.
9: A. Searle, Note of the battle of Pharsalus. Howard
studies in Classic, philology XVIII, 1907.
10: T. Rice Holmes, The battlefield of Old-Pharsalus.
The Class. Quart. II 271, 1908.
11: V. Dusmanis, Bemerkungen zur Bestimmung der
Örtlichkeit der Thessalischen Schlacht zwischen
Pompeius und Caesar. VII. Beih. z. Militärwochen-
blatt, 1909. (Deutsche Übersetzung von 7).
12: E. Gans, Studien zur Schlacht von Pharsalus,
Progr. Lundenburg, 1910/11.
13: Meusel, Die Schlacht bei Pharsalus. Jahresber.
d. phil. Vereins, XXXVIII (Ztschr. f. Gymnasialw.,
1912, S. 94ff.).
14: G. Veith, Der Feldzug von Dyrrhachium zwischen
Caesar und Pompeius, 1820.
15: F. L. Lucas, The battlefield of Pharsalos. Ann. of
the British School of Athens, 1919—1921, p. 34—53.
Die Karten beruhen auf der österr.-ung. Kriegsauf-
nahme in Albanien, Kromayer Ant. Schlachtf. II und der
griech. Generalstabskarte 1: 75,000.
2. Hergang der Ereignisse.
Nach Unterwerfung des Westens wandte sich Caesar
wieder seinem im Osten rüstenden Hauptgegner zu. Die
Operationsarmee von 12 Legionen ward bei Brundisium
(Brindisi) zusammengezogen. — Pompeius' Hauptmacht,
9 Legionen und 20—30 uneingeteilte Kohorten, 7000Reiter
und 4000 Leichtbewaffnete war bei Beroia unweit
Thessalonike (Saloniki) vereinigt, 2 Legionen unter Scipio
noch im Anmärsche; die über 300 Schiffe starke Flotte
lag zum größten Teil in Corcyra (Corfu), ein Teil ope-
rierte in der nördlichen Adria; die syrische Eskader
(etwa 70 Schiffe) wurde gleichfalls erst erwartet. Die
— 91 —
Flotten um sie zusammen. Im Nahkampfe kam die
Überlegenheit der caesarianischen Veteranen alsbald zur
Geltung. Immerhin vermochte Octavius bis zum Ein-
tritt der Dunkelheit das Schlachtfeld zu behaupten; dann
löste er sich vom Gegner und ging auf Issa zurück.
Elf seiner Schiffe waren in Feindeshand gefallen, eine
weitere Anzahl versenkt. Er verließ daher lllyrien über-
haupt, das seitdem in der Hand der Caesarianer blieb.
Lokalisierung s. Veith, Bulic-Festschrift. Veith.
rrhaehium, Pharsalos,
Blatt 20.)
wichtigsten Städte der adriatischen Küste (Oricum, Apol-
lonia, Dyrrhachium, Lissus) waren besetzt und mit reichen
Magazinen versehen. Pompeius' Absicht war, zu Beginn
des Winters die Armee an die adriatische Küste zu ver-
schieben und im Frühling, auf die weit überlegene Flotte
gestützt, die Offensive nach Italien zu ergreifen.
Caesars Plan ging dahin, sich vor Ankunft der pom-
peianischen Landmacht überraschend auf die illyrisch-
epirotische Küstenstellung zu werfen, die feindlichen
Flottenstützpunkte wegzunehmen und damit dem Gegner
die Verbindung zwischen Heer und Flotte abzuschneiden,
so das Hauptmoment seiner Überlegenheit auszuschalten
und dann sofort die Entscheidung zu Lande zu er-
zwingen.
Um die Überraschung wahren zu können, mußte Caesar
sich entschließen, mit nur 7 sehr schwachen Legionen und
600 Reitern überzusetzen, und den Rest in Brundisium
zu lassen. Er landete ungefährdet auf der Rhede von
Palaeste (Paljassa), überschritt den Logarapaß, nahm
Oricum und Apollonia, worauf das ganze Gebiet südlich
des Apsus (Semeni) sowie Epirus zu ihm übertrat, und
ging dann weiter auf Dyrrhachium (s. Kärtchen 1: die
gestrichelte rote Linie Palaeste-Apollonia-Apsus). —
Pompeius, der zu jener Zeit sich bereits im Anmärsche
am oberen Skumbi befand, beschleunigte auf die Nach-
richt von Caesars Landung seinen Marsch aufs äußerste
und erreichte vor dem Gegner die Gabel der Via Egnatia
bei Asparagium; damit war Caesar der Marsch auf Dyr-
rhachium verlegt und sein Plan vereitelt. Die Heere
standen sich in der Folge am Apsus (Semeni, beim
heutigen Kuci) gegenüber, wo die schwere Inundation
des albanischen Winters durch Monate jede Operation
hemmte (s. Kärtchen: die blaue gestrichelte Linie Scampi-
Asparagium-Apsus).
Pompeius, der die Verbindung mit der Flotte über
Dyrrhachium gewahrt hatte, blockierte nun, gestützt auf
den Golf von Oricum (Valona) die albanische Küste,
Caesar bekämpfte die Blockade durch Besetzung der
Ufer und Behinderung der Wasser- und Holzversorgung
der feindlichen Schiffe. Immerhin war Caesars Lage
äußerst gefährlich; wenn es ihm bis zum Frühjahr, wo
der Bewegungskrieg wieder möglich wurde, nicht gelang,
den Rest des Heeres heranzuziehen, sah er sich der drei-
fachen Übermacht ausgeliefert. Indes gelang es M. An-
tonius, noch vor Beginn des Frühjahrs von Brundisium
aus mit 4 Legionen und 800 Reitern die Adria zu über-
setzen und im Rücken der feindlichen Armee bei Nym-
phaeon (S. Giovanni di Medua) nächst Lissus (Alessio)
zu landen, auch letztere Stadt wegzunehmen. Sofort
brach Pompeius auf, um ihn in seiner Isolierung zu er-
drücken, doch Antonius wich dem Vernichtungsschlage
aus und vereinigte sich in der Gegend des heutigen
Elbasan mit dem eiligst heranmarschierenden Caesar
(s. Kärtchen: die blaue und die roten durchgezogenen Li-
nien mit „Antonius" und „Caesar" nach „Scampi").
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