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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (3. Lieferung, Römische Abteilung 4): Die Bürgerkriege von Caesar bis Octavian 49 - 31 v. Chr. — Leipzig, 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7178#0010
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Rom. Abt. Blatt 21.

Pharsalos, sondern bei Metropolis (Paläokastron süd-
westlich Karditsa), etwa 50 km westlich von Pharsalos.
Die Armeen fechten mit verkehrter Front; der Rückzug
der Pompeianer führt in einem unmöglichen Winkel zur
Front 17 km weit (!) durch eine vollkommen platte und
offene Ebene auf das kleine isolierte Hügelchen von
Mataranga — kein „iugum", kein „commodius iter" (Caes.
b. c. III 97, 2, 3) für den Verfolger ist vorhanden.

Neuestens hat F. L. Lucas (s. Lit. Nr. 15) als Er-
gebnis einer überaus scharfsinnigen Untersuchung das
Schlachtfeld im Bereiche der Dogandschihöhen etwa
15 km nordwestlich vom heutigen Pharsalos festzulegen
gesucht, nachdem schon vorher Holmes (s. Nr. 10),
dem sich Meusel (Nr. 13) anschloß, das Schlachtfeld,
ohne es näher zu fixieren, gleichfalls am rechten Ufer
des Tschinarli vermutet hatte. Nach Lucas (s. Kärtchen 7)
ist Palaeopharsalos auf Koutouri (Chturi), Lager Caesars
nahe davon am rechten Ufer des Enipeus-Tschinarli,
Lager des Pompeius südöstlich der Dogandschihöbe,
mons sine aqua = Dogandschi oder Kastro, dement-
sprechend die Kapitulation bei Doxara oder Suletsi,
„flumen" b. c. III, 94, 4 = Kapakli oder Bach von Su-
letsi. — Die Ansicht entgeht den stärksten Einwänden,

die sich gegen Kromayers Aufstellung vorbringen lassen,
daß nämlich Pompeius ohne sichtlichen Grund seine
Rückzugslinie preisgibt, und daß die Parteinahme der
Stadt Pharsalos auf Aufmarsch und Verlauf der Schlacht
hätte von Einfluß sein müssen; sie krankt jedoch an
der Enge des Schlachtfeldes, die das pompeianische
Umfassungsmanöver schwer durchführbar macht, und
an der Tatsache, daß sich für das Lager des Pompeius
kein Platz „in colle" (b. c. HI, 85, 1) finden läßt. — Gans
(Nr. 12) greift auf das schon von Kromayer und neuer-
dings auch von Lucas endgültig abgetane Schlachtfeld
Stoffels zurück.

Nachdem dieser Abschnitt inklusive der Karten schon
gedruckt war, wurde es mir im Herbst 1923 noch mög-
lich, das Schlachtfeld selbst zu besuchen. Mein Ein-
druck ist: Die Hypothese Lucas' ist mit geringfügigen
Änderungen möglich: wahrscheinlich ist eine, wei-
tere Abänderung durch Annahme eines antiken Enipeus-
laufes südlich um Koutouri herum, wofür Anhaltspunkte
vorliegen. Volle Eindeutigkeit ist nicht zu gewinnen.
Näheres kann aus technischen Gründen erst im Nach-
trag gegeben werden.

Veith.

Ägypten und Kleinasien 48 u. 47 v. Chr.

(Röm. Abt. Blatt 21.)

I,

Der Feldzug in Ägypten.

(48-47 v. Chr.)
Kärtchen 1—3.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle: Caesar b. c. III 106—112. Bell. Alex.
1—33.

Nebenquellen: Dio XLII 34—44, Josephus ant. jud.
XIV 8; Florus IV 2, 55f.; Plutarch Caes 481; Appian
b. c. II 89f.; Orosius VI 15f.; Eutropius VI 22; Zona-
ras X 10.

Literatur: Allgem. Werke, s. Sp. 83, außerdem:

1: Bonamy, Expedition topographique de la guerre
que Cesar soutint dans Alexandrie. (Mem. de l'Acad.
d. Inscr. et Bell. lett. V).1)

2: Mahmud-Bey, Memoire sur l'antique Alexandrie,
ses faubourgs et environs decouverts par les fouilles
sondages, nivellements et autres recherches, 1872.

3: W.Kiepert, Zur Topographie des alten Alexan-
dria. Zeitschr. f. Erdk. VII, 1872.

4: Destinon, Die Quellen des Flavius Josephus
1881.

5: R. Schneider, Bellum Alexandrinum, kommen-
tierte Ausgabe, 1888.
6: Neroutsos = Bey, L'ancienne Alexandrie, 1888.
7: H. Jung, Caesar in Ägypten. Progr. Mainz, 1900.
Die Übersichtskarte und die Karte für die Schlacht
am Nil beruhen auf der englischen Key map of Egypt in

1 : 50000. Die Karte von Alexandria auf Mahmud-Bey
(2), Neroutsos Bey (7) und der Karte von Steindorff in
Baedekers Ägypten.

2. Hergang der Ereignisse.

1. Der Kampf um Alexandria.

Auf der Verfolgung des Pompeius war Caesar mit

2 schwachen Legionen (VI und XXVII), zusammen 3200
Mann, 800 Reitern und 35 Kriegsschiffen in Alexandria
gelandet (Kärtchen 1: „Caesar VI, XXVII"), wo ihn als-
bald ein gefährlicher Aufstand der Bevölkerung und des
ägyptischen Heeres überraschte. Er fand gerade noch Zeit,

') Mir nicht zugänglich.

97 —

sich in der Königsburg und den anschließenden Monu-
mentalbauten, zumal dem Theater, zur Verteidigung ein-
zurichten. Der konzentrische Angriff der Gegner wurde
durch vorgeschobene Abteilungen verzögert und schließ-
lich vor der Hauptstellung zum Stehen gebracht (s.
Kärtchen 2: „Kgl. Palast", „Theater"); zugleich vernichtete
Caesar die am Kai des Haupthafens liegende ägyptische
Flotte von 72 Schiffen, die er nicht behaupten konnte,
durch Feuer und nahm durch einen Handstreich den
auf der äußersten Ostspitze der gleichnamigen Insel
stehenden stark befestigten Leuchtturm Pharos, der die
durch Untiefen verschmälerte Einfahrt sperrte. Damit
hatte er den Seeweg freigemacht und erließ sofort Be-
fehle in die benachbarten Provinzen und Klientelstaaten
wegen Zusendung von Verstärkungen.

So hatte also Caesar nur die Königsburg, den Haupt-
hafen und den Leuchtturm Pharos mit seinen Werken
in der Hand, die Ägypter alles übrige. Im Eunostos-
hafen bauten sie eine neue Flotte.

Inzwischen griff Caesar an der Landfront weiter an.
Seine gewaltigen Kriegsmaschinen legten die vom Feinde
besetzten Häuserblöcke nieder, auf deren Trümmern so-
fort neue Schanzen errichtet wurden. Erst als die
Ägypter sich mit gutem Gelingen zur Nachahmung auf-
rafften, scheint sich die Lage neuerdings stabilisiert zu
haben; aber einen Versuch, den Römern die Trinkwasser-
leitungen abzuschneiden bzw. durch eingepumptes Meer-
wasser zu verderben, konnte Caesar durch Graben von
Brunnen am Strande vereiteln.

Indessen erreichte ihn die erste Verstärkung, die von
Cn. Domitius aus Kleinasien zur See abgesandte XXXVII.
Legion. Durch Ostwind verschlagen, ging sie an der
etwa 15 km westlich von Alexandria entfernten Halb-
insel Chersonnesos vor Anker. Caesar holte sie mit
seinen Schlachtschiffen ab, nahm sie ins Schlepptau und
erzwang gegen die sich entgegenstellende neue Flotte
der Ägypter ihre Einbringung (s. Kärtchen 1: „XXXVII"
und „Chersonnesos").

Um den Widerstand zur See vollends zu brechen,
griff Caesar mit der Flotte den Eunostoshafen an. Er
hatte seine 34 Schiffe in 2 Treffen formiert; mit Rück-
sicht auf die durch Untiefen auf zwei schmale Stellen
— 98 —
 
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