Rom. Abt. Blatt. 22
eigene Infanterie geworfen und mit ihr gegen das Lager
gedrängt, die anschließende Kavallerie zersprengt; gleich-
zeitig erstürmte die X. Legion das Lager frontal. So
war der feindliche linke Flügel zertrümmert, ehe der
rechte noch in den Kampf getreten war, so daß es diesem
gelingen konnte, unter dem Schutze der sich opfernden
Elefanten einen geordneten Rückzug um die Sebkra an-
zutreten (s. Kärtchen 6: den Aufmarsch „Caesar", „Scipio"
bei Sidi Zebidi).
Caesar ließ nur einen Teil seiner Legionen folgen,
die übrigen vereinigte er mit den beiden innerhalb des
Gürtels zurückgelassenen und stieß mit ihnen sofort über
den südlichen Isthmus gegen die Lager des Afranius und
Juba vor, die anscheinend ohne nennenswerten Wider-
stand genommen wurden (s. Kärtchen die rote Bewegungs-
linie von Thapsus nach Süden mit „Caesar"). Als die Reste
der Heeresgruppe Scipios am Spätnachmittage dort ein-
trafen, wurden sie auf dem Hügel von Sidi Massaoud zu-
sammengedrängt und, noch 10000 Mann stark, vernichtet.
Eine gegen den Rücken der Scipionischen Heeres-
gruppe angesetzte Flottendiversion (s. Kärtchen: „Cispius"
und die rote Bewegungslinie) war infolge der schnellen
Entscheidung nicht zur Auswirkung gelangt; einen Aus-
fall der Stadtbesatzung hatte die im Lager zurückgebliebene
Trainmannschaft abgeschlagen.
In den folgenden Tagen kapitulierten die noch vom
Feinde besetzten Städte. Caesar rückte vor TJtica, dessen
Kommandant Cato Selbstmord begangen hatte, und ordnete
dort, nach einer kurzen Expedition nach Jubas Haupt-
stadt Zama, die Angelegenheiten Afrikas, worauf er über
Sardinien nach Rom zurückkehrte.
3. Meinungsverschiedenheiten.
Letzte Darstellung des ganzen Feldzuges in Antike
Schlachtfelder III/2, S. 761—907. Einige seither ge-
äußerte abweichende Ansichten werden ebenda Band IV
besprochen werden.
Veith.
Munda 45 v. Chr. und Philippi 42 v. Chr.
(Rom. Abt. Blatt 23.)
1. Caesars Feldzng in Spanien 45 v. Chr.
Kärtchen 1—4.
1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Bellum Hispaniense in Casars Schrif-
ten. Neue Ausgabe von A. Klotz erscheint in „Fontes
Hispaniae antiquae" (Berlin, Weidmann).
Nebenquellen: 1. Livius (vertreten durch Dio Cas-
sius, Florus, Perioch. 115 usw.), wohl aus Hirtius,
2. Appian b. civ. II 103—5 und Plutarch Cäsar 56,
wohl auf Asinius Polio zurückgehend. Die im Bellum
Hisp. vorkommenden Orte nennt auch Strabon III 2, 2
p. 141, dessen Worte folgendermaßen zu lesen sind:
(ttoXslc) s'v od? oE no[jL7r»]w'j tuixlSs; xaTSTcoXsjri^Yicav
McüvSa xal 'ATs'youa xai. Oüpawv (= Bursao?) xai Ou-
xoußi? (cod. ToüSxxi.s) xal OuXia xai 'Ac7taoui'a (cod.
Literatur: Allg. Werke s. Sp. 83. Die ältere, meist
spanische, Literatur ist veraltet durch Stoffel, 1887.
Nur das Werk der Gebrüder Oliver-Hurtado: „Munda
Pompeiana" (!) 1861 enthält, wenn es auch in der An-
setzung von Munda bei Ronda verfehlt ist, allerhand
topographisch Brauchbares. Zu nennen ferner
N.Vu Ii c, Hist. Unters, z. B. Hisp. Diss., München 1896.
Klotz in Neue Jahrb. f. d. kl. Altertum v. Ilberg,
1909, 560 f.
Eine ausführliche Darstellung des Feldzuges wird
General Lammerer in der Klotzschen Ausgabe des B. Hisp.
geben.
Karten: Die für Napoleon 1865 von spanischen
Offizieren aufgenommene Karte des Kriegsschauplatzes
(Original 1 : 80000 im Deposito de Guerra zu Madrid,
Reduktion 1: 160000 bei Stoffel) ist veraltet und ersetzt
durch die auf den neuen spanischen Generalstabskarten
(1:50000) und eigenen Aufnahmen beruhende Karte
des Generals Lammerer (1:100000).
Die folgende Darstellung beruht auf dem von Klotz
hergestellten Text des Bell. Hisp. und einer zusammen
mit General Lammerer Anfang April — also in der
Jahreszeit der Schlacht — 1921 ausgeführten Begehung
des Kriegsschauplatzes.
2. Hergang der Ereignisse.
Die Söhne des Pompeius, Cn. und Sextus, setzten
den Krieg in Spanien fort. Cäsar eilte von Rom in
— 111 —
27 Tagen nach Obulco (Porcuna, 60 km ö. von Cor-
duba), das seine Operationsbasis wurde (s. Kärtchen 1:
Übersichtskarte). Die Provinz stand zu den Söhnen des
Pompeius, zu Cäsar nur Ulia (Montemayor, 30 km s. von
Corduba). Sextus hielt Corduba, Cnaeus belagerte Ulia.
Die Pompejaner zählten 13 Legionen und einige Reiterei,
Cäsar hatte nur 8 Legionen, aber 8000 Reiter und seine
Infanterie war, aus alten Truppen bestehend, der gegne-
rischen an Qualität überlegen. Da sie sich auf die ganze
Provinz und ihre zahlreichen festen Plätze stützten,
wollten die Pompejaner den Krieg in die Länge ziehen,
während Cäsar, dem sowohl Stützpunkte wie Hilfsmittel
fehlten, auf eine Entscheidungsschlacht drängte (b. Hisp.
5 u. 8). Der Krieg wird daher von Cäsar wie stets mit
kühner Offensive geführt, von den Söhnen des Pompeius
mit ängstlicher Defensive — ganz nach der Art ihres
Vaters. Um den Gegner zur Schlacht zu bringen, greift
Cäsar, wie 46 in Afrika, die feindlichen Plätze an, wäh-
rend Cnaeus sich an sie klammert und der Schlacht aus-
I
weicht (ib. 5, 18, 24, 25, 29), bis er sie endlich, in
Gefahr von Corduba abgeschnitten zu werden, in günstiger
Stellung vor Munda annimmt.
1. Corduba und Ategua,
Überraschend eingetroffen (Anfang Jan. 45) und be-
nachrichtigt, daß Corduba vielleicht zu überrumpeln
sei, macht Cäsar einen Versuch, die Stadt durch Hand-
streich zu nehmen. Das mißlingt, hat aber den Erfolg,
daß Cnaeus die Belagerung von Ulia aufgibt und nach
Corduba zieht (Kap. 4). Cäsar, der, um Corduba anzu-
greifen, von Obulco aus auf dem Nordufer des Baetis
marschiert sein muß, überschreitet auf Notbrücke ober-
halb der Stadt den Fluß, wo er weniger reißend und
die Brücke vor Zerstörung durch Balken usw. sicher
war, und erbaut, um den von Ulia erwarteten Cn. von
Corduba abzuschneiden, auf Südufer des Baetis zweites
Lager, von dem aus er den jetzt eintreffenden und west-
lich von ihm lagernden Cn. von der festen Brücke und
der Stadt abzuschneiden und zur Schlacht zu stellen ver-
sucht (s. Kärtchen 2: Cäsar vor Corduba). (Das durch
tripertito (Kap. 5) bezeugte 3. Lager ist ein Brücken-
kopf, wohl auf dem Nordufer.) Da beides mißlingt,
zieht Cäsar, auf das Nordufer des Baetis zurückkehrend,
vor Ategua, um durch dessen Belagerung die Schlacht
— 112 —
eigene Infanterie geworfen und mit ihr gegen das Lager
gedrängt, die anschließende Kavallerie zersprengt; gleich-
zeitig erstürmte die X. Legion das Lager frontal. So
war der feindliche linke Flügel zertrümmert, ehe der
rechte noch in den Kampf getreten war, so daß es diesem
gelingen konnte, unter dem Schutze der sich opfernden
Elefanten einen geordneten Rückzug um die Sebkra an-
zutreten (s. Kärtchen 6: den Aufmarsch „Caesar", „Scipio"
bei Sidi Zebidi).
Caesar ließ nur einen Teil seiner Legionen folgen,
die übrigen vereinigte er mit den beiden innerhalb des
Gürtels zurückgelassenen und stieß mit ihnen sofort über
den südlichen Isthmus gegen die Lager des Afranius und
Juba vor, die anscheinend ohne nennenswerten Wider-
stand genommen wurden (s. Kärtchen die rote Bewegungs-
linie von Thapsus nach Süden mit „Caesar"). Als die Reste
der Heeresgruppe Scipios am Spätnachmittage dort ein-
trafen, wurden sie auf dem Hügel von Sidi Massaoud zu-
sammengedrängt und, noch 10000 Mann stark, vernichtet.
Eine gegen den Rücken der Scipionischen Heeres-
gruppe angesetzte Flottendiversion (s. Kärtchen: „Cispius"
und die rote Bewegungslinie) war infolge der schnellen
Entscheidung nicht zur Auswirkung gelangt; einen Aus-
fall der Stadtbesatzung hatte die im Lager zurückgebliebene
Trainmannschaft abgeschlagen.
In den folgenden Tagen kapitulierten die noch vom
Feinde besetzten Städte. Caesar rückte vor TJtica, dessen
Kommandant Cato Selbstmord begangen hatte, und ordnete
dort, nach einer kurzen Expedition nach Jubas Haupt-
stadt Zama, die Angelegenheiten Afrikas, worauf er über
Sardinien nach Rom zurückkehrte.
3. Meinungsverschiedenheiten.
Letzte Darstellung des ganzen Feldzuges in Antike
Schlachtfelder III/2, S. 761—907. Einige seither ge-
äußerte abweichende Ansichten werden ebenda Band IV
besprochen werden.
Veith.
Munda 45 v. Chr. und Philippi 42 v. Chr.
(Rom. Abt. Blatt 23.)
1. Caesars Feldzng in Spanien 45 v. Chr.
Kärtchen 1—4.
1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Bellum Hispaniense in Casars Schrif-
ten. Neue Ausgabe von A. Klotz erscheint in „Fontes
Hispaniae antiquae" (Berlin, Weidmann).
Nebenquellen: 1. Livius (vertreten durch Dio Cas-
sius, Florus, Perioch. 115 usw.), wohl aus Hirtius,
2. Appian b. civ. II 103—5 und Plutarch Cäsar 56,
wohl auf Asinius Polio zurückgehend. Die im Bellum
Hisp. vorkommenden Orte nennt auch Strabon III 2, 2
p. 141, dessen Worte folgendermaßen zu lesen sind:
(ttoXslc) s'v od? oE no[jL7r»]w'j tuixlSs; xaTSTcoXsjri^Yicav
McüvSa xal 'ATs'youa xai. Oüpawv (= Bursao?) xai Ou-
xoußi? (cod. ToüSxxi.s) xal OuXia xai 'Ac7taoui'a (cod.
Literatur: Allg. Werke s. Sp. 83. Die ältere, meist
spanische, Literatur ist veraltet durch Stoffel, 1887.
Nur das Werk der Gebrüder Oliver-Hurtado: „Munda
Pompeiana" (!) 1861 enthält, wenn es auch in der An-
setzung von Munda bei Ronda verfehlt ist, allerhand
topographisch Brauchbares. Zu nennen ferner
N.Vu Ii c, Hist. Unters, z. B. Hisp. Diss., München 1896.
Klotz in Neue Jahrb. f. d. kl. Altertum v. Ilberg,
1909, 560 f.
Eine ausführliche Darstellung des Feldzuges wird
General Lammerer in der Klotzschen Ausgabe des B. Hisp.
geben.
Karten: Die für Napoleon 1865 von spanischen
Offizieren aufgenommene Karte des Kriegsschauplatzes
(Original 1 : 80000 im Deposito de Guerra zu Madrid,
Reduktion 1: 160000 bei Stoffel) ist veraltet und ersetzt
durch die auf den neuen spanischen Generalstabskarten
(1:50000) und eigenen Aufnahmen beruhende Karte
des Generals Lammerer (1:100000).
Die folgende Darstellung beruht auf dem von Klotz
hergestellten Text des Bell. Hisp. und einer zusammen
mit General Lammerer Anfang April — also in der
Jahreszeit der Schlacht — 1921 ausgeführten Begehung
des Kriegsschauplatzes.
2. Hergang der Ereignisse.
Die Söhne des Pompeius, Cn. und Sextus, setzten
den Krieg in Spanien fort. Cäsar eilte von Rom in
— 111 —
27 Tagen nach Obulco (Porcuna, 60 km ö. von Cor-
duba), das seine Operationsbasis wurde (s. Kärtchen 1:
Übersichtskarte). Die Provinz stand zu den Söhnen des
Pompeius, zu Cäsar nur Ulia (Montemayor, 30 km s. von
Corduba). Sextus hielt Corduba, Cnaeus belagerte Ulia.
Die Pompejaner zählten 13 Legionen und einige Reiterei,
Cäsar hatte nur 8 Legionen, aber 8000 Reiter und seine
Infanterie war, aus alten Truppen bestehend, der gegne-
rischen an Qualität überlegen. Da sie sich auf die ganze
Provinz und ihre zahlreichen festen Plätze stützten,
wollten die Pompejaner den Krieg in die Länge ziehen,
während Cäsar, dem sowohl Stützpunkte wie Hilfsmittel
fehlten, auf eine Entscheidungsschlacht drängte (b. Hisp.
5 u. 8). Der Krieg wird daher von Cäsar wie stets mit
kühner Offensive geführt, von den Söhnen des Pompeius
mit ängstlicher Defensive — ganz nach der Art ihres
Vaters. Um den Gegner zur Schlacht zu bringen, greift
Cäsar, wie 46 in Afrika, die feindlichen Plätze an, wäh-
rend Cnaeus sich an sie klammert und der Schlacht aus-
I
weicht (ib. 5, 18, 24, 25, 29), bis er sie endlich, in
Gefahr von Corduba abgeschnitten zu werden, in günstiger
Stellung vor Munda annimmt.
1. Corduba und Ategua,
Überraschend eingetroffen (Anfang Jan. 45) und be-
nachrichtigt, daß Corduba vielleicht zu überrumpeln
sei, macht Cäsar einen Versuch, die Stadt durch Hand-
streich zu nehmen. Das mißlingt, hat aber den Erfolg,
daß Cnaeus die Belagerung von Ulia aufgibt und nach
Corduba zieht (Kap. 4). Cäsar, der, um Corduba anzu-
greifen, von Obulco aus auf dem Nordufer des Baetis
marschiert sein muß, überschreitet auf Notbrücke ober-
halb der Stadt den Fluß, wo er weniger reißend und
die Brücke vor Zerstörung durch Balken usw. sicher
war, und erbaut, um den von Ulia erwarteten Cn. von
Corduba abzuschneiden, auf Südufer des Baetis zweites
Lager, von dem aus er den jetzt eintreffenden und west-
lich von ihm lagernden Cn. von der festen Brücke und
der Stadt abzuschneiden und zur Schlacht zu stellen ver-
sucht (s. Kärtchen 2: Cäsar vor Corduba). (Das durch
tripertito (Kap. 5) bezeugte 3. Lager ist ein Brücken-
kopf, wohl auf dem Nordufer.) Da beides mißlingt,
zieht Cäsar, auf das Nordufer des Baetis zurückkehrend,
vor Ategua, um durch dessen Belagerung die Schlacht
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