IV. Die letzte Veränderung, die wir an un-
serer Kirche als dem. späteren Mittelalter an-
gehörig wahrnehmen, ist die Einbrechung des
spätgotischen Fensters in die Apsidalwand des
Hauptchores, welche die früher erörterte teilweise
Zerstörung des romanischen Apsidalgemäldes
im Gefolge hatte. Reste spätgotischer Wand-
malereien aus dem beginnenden 16. Jahrhundert
fanden sich in den Zwickeln über den Säulen
des Mittelschiffes und an den beiden Chor-
bögen.
Eine durchgreifende Renovation erfuhr die
Kirche in der Spätrenaissance. Eine neue Kas-
settendecke wurde in der ganzen Kirche und
über der Sakristei angebracht und mit buntem
Pflanzenwerk unter vorherrschend gelben und
grauen Tönen auf weifsem Grunde bemalt. Der
Apsidalbogen der Sakristei sowie die Pfeiler des
Chores und der Schiffe wurden in einfachen deko-
rativen Ornamenten bemalt, zum Teil marmoriert.
Pflanzlichen Schmuck erhielt die Rückseite der
Arkadenzwickel über den Säulen. Die Wände
des Mittelchores wurden mit Gemälden aus der
Legende des hl. Petrus, der Triumphbogen mit
Vertretern des alten und neuen Bundes, die
Vorhalle mit Passionsszenen bemalt.
Das 18. Jahrhundert versündigte sich an
unserer Kirche durch Ausbrechung der ursprüng-
lichen kleinen romanischen Fenster im Chor und
in den Schiffen zu formlosen ungeschlachten Öff-
nungen, die namentlich das Aufsenbild sehr ver-
unstalteten. Es hüllte weiter das ganze Innere
unter Übertünchung sämtlicher Wandmalereien
in ein weifses Stuckgewand und förderte an Er-
wähnenswertem lediglich die leichte und flotte
Rokokodecke zu Tage (Fig. 14). Zopfaltäre mit
bis an die Decke reichenden Aufsätzen, gefüllt
durch wertlose Altargemälde, flankiert von
schweren Säulenstellungen, verdrängten die alten
einfachen Formen.
Das verflossene Jahrhundert veränderte durch
Höherlegung des Chores die alten Niveauver-
hältnisse des Innenbaues und demolierte teilweise
bei Anbringung von Kirchenstühlen die Basen
der romanischen Säulen. Möchte die am Schlüsse
desselben erfolgte Wiederauffindung des alten
herrlichen Bilderschmuckes der Kirche das
Morgenrot sein für eine pietätvolle, von richtigem
historischen und künstlerischen Takte getragene
Neuausschmückung der dritten, bislang so wenig
beachteten Kirche auf der Insel Reichenau im
heraufziehenden Säkulum!
J\T\Sb
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serer Kirche als dem. späteren Mittelalter an-
gehörig wahrnehmen, ist die Einbrechung des
spätgotischen Fensters in die Apsidalwand des
Hauptchores, welche die früher erörterte teilweise
Zerstörung des romanischen Apsidalgemäldes
im Gefolge hatte. Reste spätgotischer Wand-
malereien aus dem beginnenden 16. Jahrhundert
fanden sich in den Zwickeln über den Säulen
des Mittelschiffes und an den beiden Chor-
bögen.
Eine durchgreifende Renovation erfuhr die
Kirche in der Spätrenaissance. Eine neue Kas-
settendecke wurde in der ganzen Kirche und
über der Sakristei angebracht und mit buntem
Pflanzenwerk unter vorherrschend gelben und
grauen Tönen auf weifsem Grunde bemalt. Der
Apsidalbogen der Sakristei sowie die Pfeiler des
Chores und der Schiffe wurden in einfachen deko-
rativen Ornamenten bemalt, zum Teil marmoriert.
Pflanzlichen Schmuck erhielt die Rückseite der
Arkadenzwickel über den Säulen. Die Wände
des Mittelchores wurden mit Gemälden aus der
Legende des hl. Petrus, der Triumphbogen mit
Vertretern des alten und neuen Bundes, die
Vorhalle mit Passionsszenen bemalt.
Das 18. Jahrhundert versündigte sich an
unserer Kirche durch Ausbrechung der ursprüng-
lichen kleinen romanischen Fenster im Chor und
in den Schiffen zu formlosen ungeschlachten Öff-
nungen, die namentlich das Aufsenbild sehr ver-
unstalteten. Es hüllte weiter das ganze Innere
unter Übertünchung sämtlicher Wandmalereien
in ein weifses Stuckgewand und förderte an Er-
wähnenswertem lediglich die leichte und flotte
Rokokodecke zu Tage (Fig. 14). Zopfaltäre mit
bis an die Decke reichenden Aufsätzen, gefüllt
durch wertlose Altargemälde, flankiert von
schweren Säulenstellungen, verdrängten die alten
einfachen Formen.
Das verflossene Jahrhundert veränderte durch
Höherlegung des Chores die alten Niveauver-
hältnisse des Innenbaues und demolierte teilweise
bei Anbringung von Kirchenstühlen die Basen
der romanischen Säulen. Möchte die am Schlüsse
desselben erfolgte Wiederauffindung des alten
herrlichen Bilderschmuckes der Kirche das
Morgenrot sein für eine pietätvolle, von richtigem
historischen und künstlerischen Takte getragene
Neuausschmückung der dritten, bislang so wenig
beachteten Kirche auf der Insel Reichenau im
heraufziehenden Säkulum!
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