2. An der ganzen Fläche, wo die Mauer kl
von der Umfassungsmauer absteht, läfst sich das
Fortlaufen des alten Verputzes der letzteren fest-
stellen. Derselbe ist von viel gröfserer Härte und
feinerer Struktur als jener der Zwischenwand.
3. Das nächste romanische Fenster in der
Aufsenwand ist von der Zwischenmauer nur 2 cm
entfernt; sicherlich hätte man aber die Fenster
der Nebenkapelle anders angeordnet, wenn die
Mauer k l ursprünglich geplant gewesen wäre.
Dasselbe gilt von den Scheidemauern a b und c d.
(Siehe Fig. 12 a und b.) Adler hat diesen Mifs-
stand wohl gefühlt und die Fenster der Nebenchöre
in seinem Grundrifs so angeordnet, wie der Bau-
meister es gethan hätte, wenn die Scheidemauern
ursprünglich wären, d. h. sie gleichmäfsig verteilt.
4. In der Mauer kl
wie auch in ab und cd
finden sich Tuffwürfel und
Bruchsteine (Sandstein)
verwendet, die sich in
den übrigen Mauern nicht
vorfinden.
Keiner der Gründe
also, die Adler für die
Trennung der Ostteile un-
serer Kirche vom Lang-
hause anführt, ist stich-
haltig. Sie dürfen daher nicht als karolingische
Basilicula angesehen werden. Vielmehr bilden die
drei Chöre mit dem Langhaus einen Bau aus
einer Zeit. Der Beweis dafür liegt in dem
Vorangegangenen und findet weitere Stützpunkte
in folgenden Beobachtungen: Nirgends läfst
sich das Gemäuer besser untersuchen als unter
den Pultdächern der Seitenschiffe, weil uns das-
selbe hier überall nur verfugt und nicht ver-
putzt entgegentritt. Nirgends läfst sich hier
eine Spur von Um- oder Anbauten feststellen,
sondern überall hat man den Eindruck, dafs ein
Bau aus einem Gusse vorliegt. Das Mauerwerk
der Hochwände des Mittelschiffs besteht aus un-
behauenen Rheinwacken, die in horizontalen
Reihen nebeneinander liegen. Ununterbrochen
setzt sich dieser Mauerverband fort bis
zum Ostende der Kirche.
Fig. 13. Mauerwerk in der Giebelwand der Vorhalle.
Die Vorhalle *, die dem Westportal vorliegt,
mufs Adler, obwohl er dies nicht ausdrücklich
sagt, für einen späteren Anbau halten; denn das
grofse Atrium der Adler sehen These kann nicht
noch eine zweite Vorhalle gehabt haben. In der
That hat er sie nicht in die Grundrifsskizze
der ursprünglichen Anlage, wie er sie sich
denkt, aufgenommen. Nun aber zeigt auch die
Vorhalle ganz dasselbe altertümliche Mauerver-
fahren von unbehauenen, in reichlichen Kalk
eingepackten Rheingeschieben. Ja in der Giebel-
wand der Vorhalle so gut wie an einzelnen
Teilen der Hochwände des Mittelschiffs sind die
Rheinwacken nach Art des Opus spicatum
angeordnet. Figur 13 zeigt den Mauerverband
in der Giebelwand der Vorhalle.
Auf Grund aller dieser
Erwägungen haben wir
ein sicheres Fundament
für die Datierung des
Baues gefunden. E r
kann nur in der Mitte
oder der zweiten
Hälfte des 11. Jahr-
hunderts entstanden
sein. Die wesentlichste
Stütze findet diese Da-
tierung in der Thatsache
der Zusammengehörigkeit der Ostteile
mit dem Langhause. Wir geben zu, dafs,
wenn man den Chor mit den Seitenkapellen für
sich betrachtet, eine frühere Ansetzung mög-
lich ist; wir geben auch zu, dafs, wenn man
das Langhaus für sich nimmt, an das 12. Jahr-
hundert gedacht werden kann. Nachdem aber
feststeht, dafs wir es mit einem einheitlichen
Bau zu thun haben, mufs eine Zeit für seine
Entstehung gesucht werden, in der die antiki-
sierenden Motive der karolingisch-ottonischen Zeit
1 In den Kunstdenkmälern Badens I, 357 heifst es von
ihr: ein Bau späterer Zeit, unter demselben ein bis jetzt
nicht untersuchtes Gewölbe. Wir liefsen den Zugang zu
letzterem aufdecken und fanden einen kellerartigen Raum
mit einem unschönen Tonnengewölbe. Es ist kein Zweifel,
dafs man erst im 17./18. Jahrhundert diesen Raum durch Aus-
heben der Erde zwischen den Fundamenten und Einfügen
eines Tonnengewölbes zu einem Weinkeller eingerichtet hat.
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von der Umfassungsmauer absteht, läfst sich das
Fortlaufen des alten Verputzes der letzteren fest-
stellen. Derselbe ist von viel gröfserer Härte und
feinerer Struktur als jener der Zwischenwand.
3. Das nächste romanische Fenster in der
Aufsenwand ist von der Zwischenmauer nur 2 cm
entfernt; sicherlich hätte man aber die Fenster
der Nebenkapelle anders angeordnet, wenn die
Mauer k l ursprünglich geplant gewesen wäre.
Dasselbe gilt von den Scheidemauern a b und c d.
(Siehe Fig. 12 a und b.) Adler hat diesen Mifs-
stand wohl gefühlt und die Fenster der Nebenchöre
in seinem Grundrifs so angeordnet, wie der Bau-
meister es gethan hätte, wenn die Scheidemauern
ursprünglich wären, d. h. sie gleichmäfsig verteilt.
4. In der Mauer kl
wie auch in ab und cd
finden sich Tuffwürfel und
Bruchsteine (Sandstein)
verwendet, die sich in
den übrigen Mauern nicht
vorfinden.
Keiner der Gründe
also, die Adler für die
Trennung der Ostteile un-
serer Kirche vom Lang-
hause anführt, ist stich-
haltig. Sie dürfen daher nicht als karolingische
Basilicula angesehen werden. Vielmehr bilden die
drei Chöre mit dem Langhaus einen Bau aus
einer Zeit. Der Beweis dafür liegt in dem
Vorangegangenen und findet weitere Stützpunkte
in folgenden Beobachtungen: Nirgends läfst
sich das Gemäuer besser untersuchen als unter
den Pultdächern der Seitenschiffe, weil uns das-
selbe hier überall nur verfugt und nicht ver-
putzt entgegentritt. Nirgends läfst sich hier
eine Spur von Um- oder Anbauten feststellen,
sondern überall hat man den Eindruck, dafs ein
Bau aus einem Gusse vorliegt. Das Mauerwerk
der Hochwände des Mittelschiffs besteht aus un-
behauenen Rheinwacken, die in horizontalen
Reihen nebeneinander liegen. Ununterbrochen
setzt sich dieser Mauerverband fort bis
zum Ostende der Kirche.
Fig. 13. Mauerwerk in der Giebelwand der Vorhalle.
Die Vorhalle *, die dem Westportal vorliegt,
mufs Adler, obwohl er dies nicht ausdrücklich
sagt, für einen späteren Anbau halten; denn das
grofse Atrium der Adler sehen These kann nicht
noch eine zweite Vorhalle gehabt haben. In der
That hat er sie nicht in die Grundrifsskizze
der ursprünglichen Anlage, wie er sie sich
denkt, aufgenommen. Nun aber zeigt auch die
Vorhalle ganz dasselbe altertümliche Mauerver-
fahren von unbehauenen, in reichlichen Kalk
eingepackten Rheingeschieben. Ja in der Giebel-
wand der Vorhalle so gut wie an einzelnen
Teilen der Hochwände des Mittelschiffs sind die
Rheinwacken nach Art des Opus spicatum
angeordnet. Figur 13 zeigt den Mauerverband
in der Giebelwand der Vorhalle.
Auf Grund aller dieser
Erwägungen haben wir
ein sicheres Fundament
für die Datierung des
Baues gefunden. E r
kann nur in der Mitte
oder der zweiten
Hälfte des 11. Jahr-
hunderts entstanden
sein. Die wesentlichste
Stütze findet diese Da-
tierung in der Thatsache
der Zusammengehörigkeit der Ostteile
mit dem Langhause. Wir geben zu, dafs,
wenn man den Chor mit den Seitenkapellen für
sich betrachtet, eine frühere Ansetzung mög-
lich ist; wir geben auch zu, dafs, wenn man
das Langhaus für sich nimmt, an das 12. Jahr-
hundert gedacht werden kann. Nachdem aber
feststeht, dafs wir es mit einem einheitlichen
Bau zu thun haben, mufs eine Zeit für seine
Entstehung gesucht werden, in der die antiki-
sierenden Motive der karolingisch-ottonischen Zeit
1 In den Kunstdenkmälern Badens I, 357 heifst es von
ihr: ein Bau späterer Zeit, unter demselben ein bis jetzt
nicht untersuchtes Gewölbe. Wir liefsen den Zugang zu
letzterem aufdecken und fanden einen kellerartigen Raum
mit einem unschönen Tonnengewölbe. Es ist kein Zweifel,
dafs man erst im 17./18. Jahrhundert diesen Raum durch Aus-
heben der Erde zwischen den Fundamenten und Einfügen
eines Tonnengewölbes zu einem Weinkeller eingerichtet hat.
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