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Vorstudien für Leben und Kunst etc. 409

Rechte am weitesten voraus — angenommen werden, was für ein Relief
trefflich, für eine freistehende Gruppe aber sehr wenig passend ist, falls
man nicht wiederum ganz besondere Verhältnisse einer räumlichen Umge-
bung (ein Giebelfeld oder dergl.) dazu erfinden will. Noch schwieriger
aber wird diese Erklärung, wenn man, was S. verabsäumt, was aber sowohl
nach der Analogie der meisten Wagenbilder, als nach dem eigenthflmlichen
Charakter der Figur nöthig ist, — die Basis schräg stellt, so dass der Ober-
körper der Figur, wie schon erwähnt, jenes Uebergewicht nach vorn ver-
liert. Dann steht sie kräftiger, zieht sie mit der Linken noch gewaltiger
die Zügel zurück, ist der Kopf forschend vorgebeugt und emporgeworfen,
erhebt sich abwehrend die vorgestreckte rechte Hand, — Alles (und dazu
kommt noch der schreckhaft eingezogene Unterleib) Motive, die auf ein
plötzliches Hinderniss deuten, welches einem hastig Fahrenden entgegen-
tritt ; Alles Forderungen die S. gerade macht, wenn die Gestalt, nach Gr's.
Annahme, einen Amphiaraos darstellen soll, vor dessen Pferden die Erde
sich aufthut. "Wir können somit in der That nicht wohl umhin, in der
kleinen Bronze, mehr als ein Siegesbild, mehr als einen einfach rosselen-
kenden Heros zu erkennen, wir müssen darin einen besonderen, ohne
Zweifel mythischen Moment annehmen, und wenn auch Gr's. Annahme in
Bezug auf den Amphiaraos noch genauerer Bestätigung bedürfte, so hat
sie doch auch wiederum so viel Passliches, dass wir sie immerhin als die
beste Hypothese gelten lassen dürfen.

Noch bemerke ich aus Gr's. Vorworte, dass sorgfältige Abgüsse der
Tübinger Bronze in der Werkstätte des Hrn. Bildhauer Wagner zu Stutt-
gart um den Preis von 2 fl. 42 kr. (die Verpackung eingerechnet) zu
erhalten sind.

Vorstudien für Leben und Kunst. Herausgegeben von Dr. H. G. Hotho.
Stuttgart und Tübingen, 1835.')

(Museum, 1835, No. 42.)

Das vorliegende Werk gehört in seinem Gesammtinhalte nicht vor das
Forum dieser Blätter. Es enthält die Bildungsgeschichte eines Mannes, der,
nachdem er sich längere Zeit mit den verschiedenen Künsten beschäftigt,
endlich zur Wissenschaft der Philosophie gelangt, oder vielmehr: es ent-
hält unter dieser Form die Ansichten des Verfassers über Kunst und Wis-
senschaft. Musik, bildende Kunst, Poesie, Kunstphilosophie machen die
Hauptabschnitte aus. Gewiss ist manches sehr Treffliche darin vorhanden,
wie man z. B. die ausführliche Schilderung, welche der Verfasser von
Hegel's Persönlichkeit entworfen, nicht ohne Rührung lesen kann. Der
Auffassung von Mozart's Don Juan würde man, wenn es hier der Ort wäre,
vielleicht einzelnes nicht Unbedeutende entgegenstellen können.



5) Der ehrenwerthe Verfasser wird es mir zu gute halten, weun ich den
Wiederabdruck der Recension seines damaligen Buches nicht unterschlage. Kitt
Buch ist immer eine in sich abgeschlossene Existenz; was ich gegen das oben
genauute Werk schrieb, hat es natürlich eben nur mit diesem zu thun.
 
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