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Medaillenarbeit. Berliner Kunstausstellung im Herbst 1846. 569

Medaillenarbeit.

(Kunstblatt 1846, No. 64.)

In der Berliner Medaillenmünze von G. Loos sind kürzlich ein Paar
Medaillen erschienen, die eine nähere Beachtung verdienen. Die eine,
kleinere, von nicht viel über 1 Zoll Durchmesser, ist, wie es auf dem
Reverse heisst, „zur Erinnerung an den Fortbau der Wiesenkirche zu
Soest" gefertigt und enthält auf ihrem Averse ein sehr sauber gearbeitetes
perspectivisches Bild der genannten Kirche mit vollständig restaurirten
Thürmen, zu deren Ausführung (die Restauration der Kirche erfolgt mit
den von dem Könige von Preussen bewilligten Mitteln) wenigstens Hoff-
nung ist. Die andre Medaille, die fast 2 Zoll im Durchmesser hat, ist zur
Erinnerung an die „preussisehe Generalsynode zu Berlin, 1846", geprägt.
Neben der eben angedeuteten Bezeichnung enthält sie auf ihrem Reverse,
innerhalb einer gothischen Umrahmung, einen bezüglichen Bibelspruch,
auf ihrem Averse aber eine Darstellung der Religion oder der Fides mit
Kelch und Kreuz in den Händen, eine Nachbildung jener Fides, welche
unter den schönen allegorischen Figuren der von Andrea Pisano gefertig-
ten Bronzethür der Taufkirche S. Giovanni in Florenz enthalten ist. Zur
näheren Bezeichnung, dass es sich hier um die evangelische Kirche
handelt, ist auf der Bank, auf welcher die Gestalt sitzt, eine geöffnete
Bibel hinzugefügt. Die Gestalt, namentlich die weitfaltige Gewandung,
ist ebenfalls mit grosser Sauberkeit behandelt und gewährt einen würdigen
Eindruck, wenn schon sie, wie es scheint, bei gestreckteren Verhältnissen
etwas starrer in der Haltung ist, als die des florentinischen Originals. Zu
bedauern ist im Allgemeinen nur, dass das neunzehnte Jahrhundert hier
ohne Weiteres vom vierzehnten borgen musste, was freilich denen, die
einmal ans Borgen gewöhnt sind (und ihre Zahl in der heutigen Kunst
ist grösser, als man auf den ersten Anblick meinen sollte), wohl nicht
befremdlich sein wird. — Als Verfertiger beider Medaillen hat sich auf
ihnen der Medailleur Schilling genannt.

Die Kunstausstellung zu Berlin im Herbst 1846.

Uebersichtlicher Bericht.
(Kunstblatt 1847, No. 2 f.)

Die letzte Berliner Kunstausstellung, die am 1. September geöffnet
und am 15. November geschlossen wurde, stand an Zahl der ausgestellten
Gegenstände mit den glänzendsten Ausstellungen, welche seither in Berlin
stattgefunden, auf gleicher Stufe. Das Verzeichniss der Ausstellung schloss
'« seinen Nachträgen mit der Zahl 1853 ab, wobei zu bemerken, dass
 
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