428 TV. K* Die nord. K. v. Anf. d. 15. b. z. M. d. 16. Jahrh. — B. Sculptur.
dem Style seines Yaters werde angeschlossen haben; und wenn eine, in
den Jahren 1492—1493 gefertigte Grabplatte des Bischofes Heinrich III,
von Bamberg, im dortigen Dome wirklich, wie man annimmt, von ihm
herrührt, so sieht man auch hier noch eine Behandlungsweise, die mehr
dem gothischen Style, als jener eckigen Nürnberger Manier verwandt ist;,
(dabei bleibt freilich der Umstand auffallend, dass die Anfertigung dieser
Platte in die Zeit fällt, in welcher P. Vischer bereits mit dem Mägde*
burger Monument beschäftigt sein musste). Eine sehr ähnliche Behand-
lungsweise sieht man sodann noch an zwei andern Grabplatten desBam-
berger Domes: an der des Bischofes Veitl. (gest. 1503), die man dem
P. Mischer ebenfalls zuschreibt, und an der, bestimmt von ihm (1505 bis
1506) gefertigten des Bischofes Georg H.1 — Der letztgenannten Platte
folgt nunmehr eine grosse Arbeit, diejenige, die vor allen den Ruhm des
Künstlers begründet hat: das sogen. Sebaldusgrab in der Sebalduskirche
zu Nürnberg (1506—1519). Hier sehen wir ihn mit völliger Entschie-
denheit wiederum, frei von jener eckigen Manier, der gothischen Bil-
dungsweise zugewandt, und zugleich in dem Bestreben, die letztere durch
die Aufnahme antiker Elemente weiter zu entwickeln. Das Sebaldusgrab
besteht seinen Haupttheilen nach aus dem bereits im 14ten Jahrhundert
gefertigten Sarkophage des Heiligen-; aus dem Untersatze, der mit einer
überaus grossen Menge von Bildwerk, namentlich mit Reliefdarstellungen
aus der Legende des Heiligen geschmückt ist, und aus einem grossen,
auf acht Pfeilern ruhenden, fünfzehn Fuss hohen Tabernakelbau, der das
Ganze umgiebt; an den Pfeilern die Gestalten der zwölf Apostel und
über diesen die etwas kleineren Figuren von zwölf Propheten. Schon
an den architektonischen Theilen des Monumentes, besonders an den
pyramidalen Tabernakeln, welche die Bekrönung desselben ausmachen,
ist ein bestimmtes Zurückgehen auf eine frühere Zeit, und zwar auf die
des gothischen Baustyles in seiner ersten (noch nicht völlig entwickelten)
Erscheinung, zu bemerken; die Behandlung ist freilich ganz frei, und im
Einzelnen finden sich hiemit viele geistvoll angewandte Elemente der
antikisirend italienischen Architektur verbunden. Unter den Sculpturen
kommen zunächst die Statuen der Apostel in Betracht; diese sind durch-
aus in der Weise der deutsch-gothischen Sculptur behandelt, so dass im
Einzelnen selbst die Mängel derselben, in mehrfach gezwungenen Stellun-
gen, in einer gewissen Trockenheit des Gefältes, sichtbar werden; dabei
aber sind sie voll Charakter, voll Grossheit und idealer Würde. In den
Reliefs aus der Legende des h. Sebaldus verschmilzt sich dies gothische
Eormenprincip sehr glücklich mit antiken Motiven, und zugleich sind sie
durch die frischeste, reine und naive Lebendigkeit ausgezeichnet. In
andern Figuren, theils solchen von symbolischer Bedeutung (von denen
mehrere unmittelbar Personen der antiken Mythe vorführen), theils in
den Genien, die das Ganze beleben, theils in solchen, die nur dekorative
Zwecke haben, tritt der auf die Antike gerichtete Sinn noch deutlicher
hervor, obschon mit verschiedenem Erfolge und obschon nie in der Form
1 Die drei Platten bei Heller, Beschreibung der bischöfl. Grabdenkmäler in
der Domkirche zu Bamberg.
dem Style seines Yaters werde angeschlossen haben; und wenn eine, in
den Jahren 1492—1493 gefertigte Grabplatte des Bischofes Heinrich III,
von Bamberg, im dortigen Dome wirklich, wie man annimmt, von ihm
herrührt, so sieht man auch hier noch eine Behandlungsweise, die mehr
dem gothischen Style, als jener eckigen Nürnberger Manier verwandt ist;,
(dabei bleibt freilich der Umstand auffallend, dass die Anfertigung dieser
Platte in die Zeit fällt, in welcher P. Vischer bereits mit dem Mägde*
burger Monument beschäftigt sein musste). Eine sehr ähnliche Behand-
lungsweise sieht man sodann noch an zwei andern Grabplatten desBam-
berger Domes: an der des Bischofes Veitl. (gest. 1503), die man dem
P. Mischer ebenfalls zuschreibt, und an der, bestimmt von ihm (1505 bis
1506) gefertigten des Bischofes Georg H.1 — Der letztgenannten Platte
folgt nunmehr eine grosse Arbeit, diejenige, die vor allen den Ruhm des
Künstlers begründet hat: das sogen. Sebaldusgrab in der Sebalduskirche
zu Nürnberg (1506—1519). Hier sehen wir ihn mit völliger Entschie-
denheit wiederum, frei von jener eckigen Manier, der gothischen Bil-
dungsweise zugewandt, und zugleich in dem Bestreben, die letztere durch
die Aufnahme antiker Elemente weiter zu entwickeln. Das Sebaldusgrab
besteht seinen Haupttheilen nach aus dem bereits im 14ten Jahrhundert
gefertigten Sarkophage des Heiligen-; aus dem Untersatze, der mit einer
überaus grossen Menge von Bildwerk, namentlich mit Reliefdarstellungen
aus der Legende des Heiligen geschmückt ist, und aus einem grossen,
auf acht Pfeilern ruhenden, fünfzehn Fuss hohen Tabernakelbau, der das
Ganze umgiebt; an den Pfeilern die Gestalten der zwölf Apostel und
über diesen die etwas kleineren Figuren von zwölf Propheten. Schon
an den architektonischen Theilen des Monumentes, besonders an den
pyramidalen Tabernakeln, welche die Bekrönung desselben ausmachen,
ist ein bestimmtes Zurückgehen auf eine frühere Zeit, und zwar auf die
des gothischen Baustyles in seiner ersten (noch nicht völlig entwickelten)
Erscheinung, zu bemerken; die Behandlung ist freilich ganz frei, und im
Einzelnen finden sich hiemit viele geistvoll angewandte Elemente der
antikisirend italienischen Architektur verbunden. Unter den Sculpturen
kommen zunächst die Statuen der Apostel in Betracht; diese sind durch-
aus in der Weise der deutsch-gothischen Sculptur behandelt, so dass im
Einzelnen selbst die Mängel derselben, in mehrfach gezwungenen Stellun-
gen, in einer gewissen Trockenheit des Gefältes, sichtbar werden; dabei
aber sind sie voll Charakter, voll Grossheit und idealer Würde. In den
Reliefs aus der Legende des h. Sebaldus verschmilzt sich dies gothische
Eormenprincip sehr glücklich mit antiken Motiven, und zugleich sind sie
durch die frischeste, reine und naive Lebendigkeit ausgezeichnet. In
andern Figuren, theils solchen von symbolischer Bedeutung (von denen
mehrere unmittelbar Personen der antiken Mythe vorführen), theils in
den Genien, die das Ganze beleben, theils in solchen, die nur dekorative
Zwecke haben, tritt der auf die Antike gerichtete Sinn noch deutlicher
hervor, obschon mit verschiedenem Erfolge und obschon nie in der Form
1 Die drei Platten bei Heller, Beschreibung der bischöfl. Grabdenkmäler in
der Domkirche zu Bamberg.