starkem Lack überzogen, Für Kunstgegenstände, die
nur einmal abgegossen werden sollen, wird da-
Modell in wachs oder Gips ausgeführt. Da das
Eisen beim Erkalten sich zusammenzieht — schwin-
det — und die Abgüsse infolgedessen stets um eme
Spur kleiner als das Modell ausfallen, muß man
ein Schwindmaß von durchschnittlich Im iu
seder Richtung für Stahlguß, 1ho den 2(u?-
maßen des Modells in Rechnung ziehen.
Kunstarbeiten früherer Zeit aus Gußeisen be-
schränken sich fast ganz auf Ofenteile und
platten. (Öfen wurden auf den meisten deutschen
Hütten gegossen. Aus dem \t. und *8. Jahrhun-
dert sind Lisenplatten von Gräbern und Äsen nut
Reliefdarstellungen religiöser und mythologischer
Art erhalten. Das sind etwas plumpe Vorläufer
der Eisenplastik, die rnt letzten viertel des 1,8- Jahr-
hunderts zierlichere und gefälligere Formen an-
nahm, indem sie sich das Gebiet des Schmuckes
und der Schaumünze eroberte. Dre Geburts-
stätten des neueren deutschen Lisenkunstschmuckes
sind Königlich Wasser-Alfingen in Württem-
berg und das sächsische Lauchhammer des Grafen
Einsiedeln. Zn beiden schufen beamtete Bild-
hauer als Modelleure der Hütte Reliefdarftellungerr
aus dem Landleben oder der antiken Götter- und
Sagenwelt, die für sich oder als Verzierungen
größerer Gegenstände zu wirken hatten. Zn Lauch-
hammer wurden auch Gfen mit angebrachten klei-
neren Figuren sowie ganze Gfen in Statuenform
hergestellt. Den Hauptzweig des Kunstgusses im
letzten viertel des \8. Jahrhunderts bildete der
Rachguß von antiken Gemmen und Medaillen.
Rach dem Muster von Lauchhammer schuf der Ober-
berghauptmann Graf Reden im Einvernehmen
nrit dem Könige von Preußen eine Knnstgußabtei-
lung der Kgl. Eisengießerei Gleiwitz in Ober-
schlesien, deren Werke in kurzer Zeit Weltberühmt-
heit erlangten. Die Frage ist ungelöst, woher die
ersten Kenntnisse und Fertigkeiten der Gleiwitzer
Kunstformer und Gießer stammten, wahrscheinlich
aber ist, daß das sächsische Werk Lauchhammer durch
Abgabe seiner geschicktesten Former zum Lehrmeister
des preußischen Eisengusses geworden ist?)
? Eine kleine Schrift von I)r. tturt Bimler, die rsl4
im Verlag von Gebr. Böhm in «attowitz (V.-Schl.) als Sonder-
abdruck aus der Monatsschrift „Oberschlesien" erschienen ist,
gibt höchst fesselnde und umfassende Aufschlüsse über „Mo-
delleure nnd plastik derRgl. Eisengießerei bei
Gleiwitz" und ist jedem, der sich für den Eisenguß näher
interessiert, aufs wärmste zu empfehlen.
Zn den ersten Zähren des Bestehens hatte sich Graf
Reden persönlich mit aller Wärme um seine Lieb-
lingsschöpfung gekümmert, später sorgte die Glei-
witzer Hüttenverwaltung für ihre Bedürfnisse an
Modellen. Goldschmiede aus Berlin und vielleicht
auch aus Breslau liefern filigranartige Muster,
deren Ausführung in Eisenguß zu den höchsten
Leistungen gehört, die jemals in diesem gemeinhin
als grob und spröde angesehenen Metall durch Guß
hergestellt worden sind. Nur eine kleine Anzahl
von Künstlernamen, die der Gleiwitzer Gießerei
die Modelle lieferten, sind uns bekannt. So der
des Juweliers Geiß, der sich \822 eine eigene
Eisengießerei in Berlin einrichtete, ferner der Gold-
arbeiter Hossauer, der noch f827 in Gleiwitz mit
selbstgegossenen Vasen und Statuetten Handel trieb,
von den in Gleiwitz geschaffenen Medaillen haben
einen dauernden Kunstwert nur die porträtmünzen
des Leonhard Posch bewiesen. Das Einträgliche
des Betriebes wurde durch den Massenguß erreicht,
der sich nach der jeweiligen Mode für historisch oder
künstlerisch zeitgemäße Schöpfungen zu richten hatte.
Nur die allerersten Plastiker, für die Blütezeit des
Eisengusses hauptsächlich Rauch und Schadow,
wurden berücksichtigt. Das Zeitalter der Befrei-
ungskriege brachte eine kaum zu befriedigende
Nachfrage nach den Statuetten und Büsten Blü-
chers, Scharnhorsts, Bülows, Napoleons, sowie der
drei gekrönten Heerführer mit sich.
Einer der hervorragendsten Modellmeister, der bis
l80H in der Gleiwitzer Hütte tätig war und dann
an die neugegründete Eisengießerei nach Berlin
versetzt wurde, ist Stilarsky. Näheres über das
Formverfahren in Sand oder „Masse", wie es zu
Stilarskys Zeit und noch ein ganzes Jahrzehnt lang
in der Gleiwitzer Medaillongießerei üblich war, ist
uns in einem f8fs geschriebenen Bericht eines Glei-
witzer Hüttenzöglings erhalten geblieben. In diesem
Bericht ist auch eine Anweisung über die damals
übliche Art des Lackierens enthalten, die folgender-
maßen lautet:
„Der Lack ist eine Mischung von \ Ouart rohem
Teinöl, 1/z Pfund Burgunder Harz, 6 Loth Blei-
glätte und 1/4 Pfund Weihrauch. Dies alles muß
in einem reinen zugedeckten eisernen Topfe bis
5 Stunden gut gekocht werden, bis die Mischung
eine klare, braune Flüssigkeit wird, die, wenn sie
noch lange Zeit steht, weit dunkelbrauner und fester
wird. So wird er auch verbraucht. Um nun dem
Stücke, das lackiert werden soll, eine größere
Schwärze, die es ohne dem nicht erhalten würde,
zu geben, dämpft man es vorher mit Kien und
2\
nur einmal abgegossen werden sollen, wird da-
Modell in wachs oder Gips ausgeführt. Da das
Eisen beim Erkalten sich zusammenzieht — schwin-
det — und die Abgüsse infolgedessen stets um eme
Spur kleiner als das Modell ausfallen, muß man
ein Schwindmaß von durchschnittlich Im iu
seder Richtung für Stahlguß, 1ho den 2(u?-
maßen des Modells in Rechnung ziehen.
Kunstarbeiten früherer Zeit aus Gußeisen be-
schränken sich fast ganz auf Ofenteile und
platten. (Öfen wurden auf den meisten deutschen
Hütten gegossen. Aus dem \t. und *8. Jahrhun-
dert sind Lisenplatten von Gräbern und Äsen nut
Reliefdarstellungen religiöser und mythologischer
Art erhalten. Das sind etwas plumpe Vorläufer
der Eisenplastik, die rnt letzten viertel des 1,8- Jahr-
hunderts zierlichere und gefälligere Formen an-
nahm, indem sie sich das Gebiet des Schmuckes
und der Schaumünze eroberte. Dre Geburts-
stätten des neueren deutschen Lisenkunstschmuckes
sind Königlich Wasser-Alfingen in Württem-
berg und das sächsische Lauchhammer des Grafen
Einsiedeln. Zn beiden schufen beamtete Bild-
hauer als Modelleure der Hütte Reliefdarftellungerr
aus dem Landleben oder der antiken Götter- und
Sagenwelt, die für sich oder als Verzierungen
größerer Gegenstände zu wirken hatten. Zn Lauch-
hammer wurden auch Gfen mit angebrachten klei-
neren Figuren sowie ganze Gfen in Statuenform
hergestellt. Den Hauptzweig des Kunstgusses im
letzten viertel des \8. Jahrhunderts bildete der
Rachguß von antiken Gemmen und Medaillen.
Rach dem Muster von Lauchhammer schuf der Ober-
berghauptmann Graf Reden im Einvernehmen
nrit dem Könige von Preußen eine Knnstgußabtei-
lung der Kgl. Eisengießerei Gleiwitz in Ober-
schlesien, deren Werke in kurzer Zeit Weltberühmt-
heit erlangten. Die Frage ist ungelöst, woher die
ersten Kenntnisse und Fertigkeiten der Gleiwitzer
Kunstformer und Gießer stammten, wahrscheinlich
aber ist, daß das sächsische Werk Lauchhammer durch
Abgabe seiner geschicktesten Former zum Lehrmeister
des preußischen Eisengusses geworden ist?)
? Eine kleine Schrift von I)r. tturt Bimler, die rsl4
im Verlag von Gebr. Böhm in «attowitz (V.-Schl.) als Sonder-
abdruck aus der Monatsschrift „Oberschlesien" erschienen ist,
gibt höchst fesselnde und umfassende Aufschlüsse über „Mo-
delleure nnd plastik derRgl. Eisengießerei bei
Gleiwitz" und ist jedem, der sich für den Eisenguß näher
interessiert, aufs wärmste zu empfehlen.
Zn den ersten Zähren des Bestehens hatte sich Graf
Reden persönlich mit aller Wärme um seine Lieb-
lingsschöpfung gekümmert, später sorgte die Glei-
witzer Hüttenverwaltung für ihre Bedürfnisse an
Modellen. Goldschmiede aus Berlin und vielleicht
auch aus Breslau liefern filigranartige Muster,
deren Ausführung in Eisenguß zu den höchsten
Leistungen gehört, die jemals in diesem gemeinhin
als grob und spröde angesehenen Metall durch Guß
hergestellt worden sind. Nur eine kleine Anzahl
von Künstlernamen, die der Gleiwitzer Gießerei
die Modelle lieferten, sind uns bekannt. So der
des Juweliers Geiß, der sich \822 eine eigene
Eisengießerei in Berlin einrichtete, ferner der Gold-
arbeiter Hossauer, der noch f827 in Gleiwitz mit
selbstgegossenen Vasen und Statuetten Handel trieb,
von den in Gleiwitz geschaffenen Medaillen haben
einen dauernden Kunstwert nur die porträtmünzen
des Leonhard Posch bewiesen. Das Einträgliche
des Betriebes wurde durch den Massenguß erreicht,
der sich nach der jeweiligen Mode für historisch oder
künstlerisch zeitgemäße Schöpfungen zu richten hatte.
Nur die allerersten Plastiker, für die Blütezeit des
Eisengusses hauptsächlich Rauch und Schadow,
wurden berücksichtigt. Das Zeitalter der Befrei-
ungskriege brachte eine kaum zu befriedigende
Nachfrage nach den Statuetten und Büsten Blü-
chers, Scharnhorsts, Bülows, Napoleons, sowie der
drei gekrönten Heerführer mit sich.
Einer der hervorragendsten Modellmeister, der bis
l80H in der Gleiwitzer Hütte tätig war und dann
an die neugegründete Eisengießerei nach Berlin
versetzt wurde, ist Stilarsky. Näheres über das
Formverfahren in Sand oder „Masse", wie es zu
Stilarskys Zeit und noch ein ganzes Jahrzehnt lang
in der Gleiwitzer Medaillongießerei üblich war, ist
uns in einem f8fs geschriebenen Bericht eines Glei-
witzer Hüttenzöglings erhalten geblieben. In diesem
Bericht ist auch eine Anweisung über die damals
übliche Art des Lackierens enthalten, die folgender-
maßen lautet:
„Der Lack ist eine Mischung von \ Ouart rohem
Teinöl, 1/z Pfund Burgunder Harz, 6 Loth Blei-
glätte und 1/4 Pfund Weihrauch. Dies alles muß
in einem reinen zugedeckten eisernen Topfe bis
5 Stunden gut gekocht werden, bis die Mischung
eine klare, braune Flüssigkeit wird, die, wenn sie
noch lange Zeit steht, weit dunkelbrauner und fester
wird. So wird er auch verbraucht. Um nun dem
Stücke, das lackiert werden soll, eine größere
Schwärze, die es ohne dem nicht erhalten würde,
zu geben, dämpft man es vorher mit Kien und
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