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FRITZ VON MILLER

Steinbodfgeliörne als DcckensdimuA

emporstieg der Kunst, die den heiligen Eligius als
ihren Schutzpatron im Wappen führt, geht konform
mit dem finanziellen Wiederaufstieg Deutschlands: in
der zweiten Hälfte der 1860er Jahre, besonders aber
nach dem siegreichen Jahre 1870, setzt er ein. An
die Stelle der billigen Nachahmungen französischer
Vorbilder des achtzehnten Jahrhunderts und der
Empire, wie sie in Pforzheim, Hanau, Schwäbisch-
Gmünd, Stuttgart und anderwärts maschinenmäßig
hergestellt wurden, trat wieder die gediegene Hand-
arbeit, bei der, dem allgemeinen Zug der Reform
des Kunstgewerbes folgend, die Einwirkung der Re-
naissance, besonders der deutseben Renaissance mit
den herrlichen Vorbildern Nürnberger, Augsburger,
Frankfurter, Kölner und Dresdener Goldschmiede,
sichtbar wurde. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man
Fritz von Miller den Wiedererwecker der deutschen
Goldschmiedekunst nennt, den Mann und Künstler,

der sich an den alten Vorbildern in den Museen schulte,
der in unermüdlichem Experimentieren die vergessenen
Techniken wieder erkundete und belebte, der in seiner
Werkstatt die ersten deutschen Goldschmiedsmeister^
stücke der neuen Zeit schuf und unermüdlich für seine
Kunst warb. Wollte er doch das, was er stilistisch
als recht erkannt und was er im Hinblid< auf die Tech-
nik in ihren mannigfaltigen Spielarten für das Richtige,
das Nützliche und Vorantreibende hielt, nicht für sich
allein behalten wie eine ängstlich gehütete Wissen-
Schaft: begeistert und begeisternd gab er es weiter an
seine treuen Mitarbeiter in der Werkstatt und an seine
zahlreiche Schülerschaft.

Mehr als vier Jahrzehnte hindurch war Miller Lehrer
und Professor derGoIdschmiedekunst an derMünchener
Kunstgewerbeschule, in seine Werkstatt und in sein
Schulatelier drängten sich alle, die es mit ihrem Hand-
werk ernst meinten, und es ist wohl überlegt, wenn

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