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ich behaupte, daß alle tüchtigen Goldschmiede, die
heute in Deutschland am Werk sind und ihre Arbeit
auf die sinnreiche Vereinigung von Kunst und Hand*
werk gestellt haben, direkt oder indirekt aus Fritz von
Millers Schule hervorgegangen sind, von ihm angeregt
wurden, durch sein vorbildliches Schaffen Ansporn und
Richtung erfuhren. So war er auf seinem Felde der
Praeceptor Germaniae: Die Elite seiner Schülerschaft
bildeten seine Werkstattgehilfen/ es braucht nur auf
Karl Groß, den Direktor der Kunstgewerbeschule in
Dresden, und auf Fritz Schmitt, den NachfoIgerMillers
in derMündiener Professur, hinge wiesen zu werden, um
durch zwei Namen von
hohem Klang, deren
Träger sich freudig und
stolz als Schüler Fritz
von Millers bekennen,
die erzieherische Höhe
und die Auswirkung der
Miller =Werkstätte zu
beweisen. Was er aber
für die Münchner Kunst-
gewerbeschule bedeute*
te, dem verlieh Direktor
Richard Riemerschmid in
einem Nachruf am Gra-
be Fritz v. Millers Woi ■-
te von hoher Überzeu-
gungskraft:,, WirLehrer
und Schüler der Kunst-
gewerbeschule", sagte er,
„haben ein Anrecht da-
rauf, unter den ersten an
dieses Grab zu treten
und ihm nochmals Dank
zu sagen dafür, daß
er durch zweiundvierzig
Jahre seines fruditbaren
Lebens in unserem Kreis
gewirkt hat, mit solcher
Liebe, mit solchem Kön-
nen, daß er während die-
ser Zeit der ganzen
Schule das Gesicht gab
und daß von seiner
Werkstatt aus das gan-
ze weite Deutschland be-
fruchtet wurde. Kaum
einer von den Meistern
der Goldschmiedekunst,
die heute rühmlich und

erfolgreich da und dort FRITZ VON MILLER

in Deutschland wirken,ist nicht aus der Werkstatt und
Schule Fritz von Millers hervorgegangen,-denn jeder,
der ein rechter Goldschmied werden wollte, brauchte
nicht viel zu überlegen und zu wählen: in München saß
sein Meister. Was wir ersehnen und erstreben, er hat's
besessen und geübt: gediegenes, tüchtiges Handwerk,
das, nicht mühsam gewollt und absichtsvoll hinauf*
geschraubt, ganz von selber hinaufblühte zum Künste
werk, weil eine bewegliche Phantasie, ein reiches Gemüt
die formende Hand und das kluge Werkzeug lenkte,
so daß Werke entstanden, die uns anmuten wie die
köstlichen Schätze, von denen die deutschen Märchen

erzählen. So hat er
schlicht und treu durch
sein Beispiel die reinste
Lehre gegeben, daß auch
das Kostbarste, gleißen»
des Gold und funkelnde
Edelsteine, ihre wahre
Kostbarkeit nur aus der
Hand des Künstlers er-
halten und aus einem
reidien Herzen." Wie
wahr und zutreffend die-
seCharakterisierungdes
Schaffens Fritz v. Millers
ist, können wir an den
Werken selbst nachprü»
fen. Sie sind nicht sehr
zahlreich, einOeuvreka»
talog des Goldschmie'
des Fritz von Miller
würde sicherlich nur ein
recht schmächtiges Heft-
chen abgeben, aber die
Quantität in ihrer Be-
schränkung wird mehr als
aufgewogen durch die
hohe Qualität der Ar-
beiten, die aus derWerk»
statt hervorgingen. Ge-
brauchs =Goldschmiede-
stücke, Schmucksachen,
Juwelierarbeiten waren
Millers Fall nicht, sein
Wirken stellte sich ein
auf das große Gold-
schmiede = Kunstwerk,
auf das innerhalb der
Grenzen seiner Zwech-
bestimmung monumen»
Tafelaufsatz tale Stück. An jede die»

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