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Wille der künstlerischen
Leitung, wie ihrStilsGlau»
bensbekenntnis schon einis
germaßen erkennen. Be»
solideres Augenmerk wird
auf die Innenausstattung,
auf die Fassung der Räu»
me von Künstlerhand ge-
legt. Die Einteilung in
Materialgruppen bringt
die Gefahr der Material»
Überhäufung, bringt die
Gefahr, daß man vor lau-
ter Bäumen denWald nicht
sieht. Um dem zu steu»
ern, greifen die Ausstel»
lungsarchitekten mit kek»
kemFarbenaufwandschon
von oben her in die Wir»
kung der Materialien ein.

Die Halle I, die der Ke-
ramik und dem Glas im
Hauptraum dient und sehr
glücklich in drei Höfe ver-
teilt wurde, richtet sich in
der ganzen Farbengebung
nach dem Wandbild an der
Kopfseite, dem Hohen
Lied der Arbeit, das in
Ziegelrot mit Graublau
gehalten ist,-von daher flie*
ßen die beiden Farben et-
was monoton und stumpf
durch die ganze Halle bis
diese Monotonie zu beheb

Arbeiten aus Bein, 18. Jahrhundert

herab auf Vitrinen und Bänke. Um
en, hat man die gewölbte Decke mit
flatternden, gereihtshängen»
den weiß» und dunkelblau»
gefaßten Leinenrüschen ver;
sehen, die sich endlos, aber
hübsch bewegt dahin wip»
pen. In den Nebenräumen
der Halle I herrscht eine
fröhlich ereGrundstimmung.
Hier tritt vielfach, wie bei
dem Spielwarenraum in der
Bemalung das Lustig-Figus
rale in Erscheinung, gerade
bei letzterem Material recht
anregend und erträglich.
Eine Reihe von von den
verschiedensten Künstlern
ausgestatteten Räumen fin-
den wir bei den graphischen
Gewerben, wo der Raum für
Packungen von Zietara die
Lustigkeit und Buntheit
dermaßen übertreibt, daß
er die Ausstellungsgegen»
stände sozusagen wegeska-
motiert, sodaß sie wie tot»
geschlagen nicht mehr zur
Geltung kommen. Glückli-
cher ist der Buchbinderraum

von'JJost ausgestattet.
Ein hübscherDurchgangs*
räum für das eigentliche
Budigewerbe war früher,
da er in wärmeren Ton
gestrichen war, noch an»
heimelnder. Der Ober»
gangsraum von Halle 1
zu II, ist in einen monu-
mentalen, an sich sehr
wirkungsvollen Rund-
kuppelbau verwandelt, in
dem große Eisengüsse,
mächtige Statuen statt der
kleinen Eisengitter und
Brünnlein gehören. Hier
hat der Architekt offenbar
andere Stücke erwartet,
wie er dann bekam.

Die Halle II, ein Werk
Pa n k o k s, ist für die
Unedelmetalle vor allem
für Messing und Bronze
bestimmt. Pankok hat all'
seine Liebe und wohl auch
einen Hauptteil der Mittel
auf die Deckenausstattung
gerichtet und hier sozu-
sagen eine zweite Decken-
konstruktion eingebaut.
Als Charakter hat er
eine Art bunter Holzbe-
malung gewählt, die stark
an die Farbenfreudigkeit gewisser Stücke in ethnographischen Mu*
seen erinnert. Mit Braunrot, Stumpfschwarz und Giftgelb greift
er in das Parterre herab

(Bayer. Nationalmuseum)

und baut um rotgelb in blau
gefaßte Holzsäulen, Stän-
der und Vitrinen auf, die
nicht recht für das Messing
passen wollen. Dabei scheint
uns derWandraum für eine
so kostspielige Ausstattung
nicht genügend ausgenützt
und für die Beleuchtungs-
körper die Ausstattungs»
möglichkeit zu beschränkt.

Die Halle III ist in der
Raumausstattung, die klei»
nere Räume schon in der
Kontruktion vorfand, noch
heute nicht ganz vollendet.
Es läßt sich nur der öster»
reichische Saal beurteilen,
der in Stukkaturarbeit, eine
etwas kühne Neuerung dar«
stellt. Halb einem Königs-
palast, halb einer Jahr»
marktsbudenstukkaturfront
entnommen. Interessant im
Bild sitzen in dem Riesen»
räum, im Parterre kleine
Vitrinen, deren geschmack-

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