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sondern, so weit wir schaffen, auch zu positiven Er*
gebnissen in der Kunst zu gelangen. In der Antike, im
Mittelalter schufen die Künstler von einem Standpunkt
aus. Sie hatten eine Weltanschauung, Mythos oder
Religion. Aber heute? Heute haben wir Ansichten über
die Welt, aber keine Weltanschauung, heute fragen wir
nicht mehr bloß: haben die Alten, die Konservativen
recht, die grollend in sich selbst beharren und die Um»
wälzung höhnen, oder die Jungen, die jauchzenden Bil»
derstürme rund
Neuschöpfer, im
dem sie künstlich
sich in Primitivi»
tät und Uran»
fängeversenken?
Heute fragen wir
vielmehr schon:
Istdas überhaupt
noch Kunst, kann
noch von einer
Kunstentwidi»
lungdieRedesein
in einerWelt, die
ihren Geist, ihre
Seele inWährutv
een und Waffen,
inMaschinen und
Flugzeugen, in
Eisen,Kohle und
Industrien preßt
und ausdrückt?
Heutefragenwir:
ist es Kunstende
oder »anfang,
was wir erleben?

Es ist schwer
über Kunst ohne
von ihr als Ge-
schäft zu reden.
--- MAX KOLB

Gewiß,dieEr-
fahrung mancher Jahre lehrte, daß wir Unrechttun, die
Jahresausstellung im Glashaus an der Sophienstraße
anders, denn als Verkaufsausstellung zu werten. Als
solche bietet sie viel und vielerlei, man kann an ver*
gnüglich gebotenem Figürlichen, an farbenblühendem
Landschaftlichen und anekdotischem Gegenständlichen
seine Freude haben. Das Publikum wenigstens hatte
sie und tat Geld aus seinem Beutel, wie die erfreulich
vielen Verkaufszettel beweisen. Aber der Glaspalast
ist nun einmal auch der Repräsentant des heimischen
Kunstschaffens. Darum ergeht man sich in sorgenvollen

anderen, als wirtschaftlichen Erwägungen. — Bei der
ersten Übersicht befällt uns frohes Staunen, daß die
sonst recht stiefmütterlich behandelte Plastik diesmal
breiteren Raum zugewiesen erhielt. Indes hält dieFroh»
heit nicht allzulange vor, wenn man sieht, daß hier wirk»
lieh fast nur,/repräsentiert" wird in einem Sinne, den uns
zwei Gedächtnisausstellungen veranschaulichen, näm-
lich die Kollektionen, die uns die edleFormenwelt Adolf
von Hildebrands und einige der ergötzlichsten nach»

gelassenenWer»
ke Ignat. Tasch-
ners — an dessen

Vielseitigkeit
auch eine Samnv
lung Graphik er»
innert —vor Au»
gen führt. Als
geringe Ausnah»
men stehen die
im Großen oder
Kleinen verheis»
sungsvollen, Zu-
kunft, Entwick»
lung — nicht
schlechthin Neu-
land — weisen»
den Komposition
nen: Tier und
Mensch schielen
hier nicht nach

Reformation,
sondern nachVers
kauf und Publi»
kum. Auch die —
seitdem die wirf»
schaftliche Lage
dieKünstlerschaft
vielfach auf diese
billigeren Gebie-
te abdrängten —
heute vielsagen»
dere, in dämmerige Seitenkabinette verstaute Abteilung
für Zeichnungen, Skizzen, Graphik, vermag nicht dafür
zu entschädigen, was man sonst in dem Glashaus ent»
behrt, mögen sich unsere Künstler in solcher Kleinkunst
heute immerhin voller und gedankenreicher ausleben.

Entsdieidend für den Gesamteindruck ist doch das
farbenbunte Reich, das Phantasie und Pinsel schufen.
Inhaltlich ist es reich bestellt. Kaum fehlt ein Name,
den man erwartet. Künstlergenossenschaft — die wieder
den Ostflügel nahezu voll ausfüllt — sowie Sezession
bringen sich gut zur Geltung. Luitpoldgruppe, Bund

Silbertausdiierte Standuhr <Glaspalast>

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