tigten Messinglampe mit Frauengestalt, aus deren antik
angeordnetem Faltenwurf die Sdiirmträger wie Arme
hervorwadisen. Dergleichen Vergleiche sind überall in
der ganzen Schau zu ziehen. Frei von expressionisti»
sehen Anklängen, doch modern geformt, sind die beiden
breit und massiv rechteckig ausgeladenen, bogenver»
bundenen Leuchter von Prof. Fritz Schmidt, ein schönes
Geschenk derWachszieherinnung für Kommerzienrat
Gautsch. Als ein reich mit Symbolen beladenesSdimuck-
stück repräsentiert sich der Leuchter von Arnold Zadi»
kows. Die Prunkteller in Messing Karl Johann Bayers
sind mit aller handwerklichen Liebe getrieben, gehäm-
mert, poliert, ziseliert oder geätzt, und wer vermöchte
hier, wo das Metall fast wie Batiktücher behandelt ist,
alte oder neue Stilelemente scheiden?
Alles ist in Fluß, in Bewegung, was Stil heißt, es
geht ineinander auf, neues Dekor belebt alte Formen,
neue Formen tragen den Stempel gediegener hand»
werklicher und künstlerischer Überlieferung. Leider
beschränkt sich, was an Edelmetallarbeiten zu
sehen ist, auf wenige Gebilde. Das weiche Silber
— Gold ist dem deutschen Künstler schier eine
Chimäre — hätte so reiche Bearbeitungsmöglich»
keiten,- für neue — nicht blos im expressionisti»
sehen Sinne — Lösungen das beste Material!
Man sieht, was A. v. Mayrhofer, dessen Kaffe-
service die Mittelvitrine in Raum 2 krönt, was
M.T.Wetzlar, dessen Tafelgeräte auf graziösen
Beinen vornehm steht, daraus zu machen ver»
standen. Das Material zeigt sich hier kunstvoll
gehämmert und getrieben in keuscher Schönheit,
besonders bei Mayrhofers Schalen, auch in der
Wirkung durch Verwendung von Ebenholz oder
Gestein gesteigert. Nicht übersehen mag man
das niedliche Puderdöschen von Joh. Michl Wilm
oder dessen in gleicher Vitrine aufgestellten klei-
nen, birnenförmigen Becher mit Goldfassung am
Fuß und elfenbeingeschmüchten Zehen, ein klei»
nes Schaustück. Wilm läßt seine Freude am bun»
ten Stein und kunstvoller Fassung auch an zahl-
reichen Schmud^stüdten erkennen, darunter in ih»
rer Kleinheit manch phantasievolles,bewunderns»
wertes Gebilde. Heiden läßt ebenfalls Schmude
von eigenartiger, verschobener, der Steinform an*
gepaßter Fassung bestaunen, desgleichen Scheidt
acher und Olofs, Karl Bauer, Durner'S) Riegl,
Alto Rothaug, deren Kollektionen ohne ge»
schmackliche Gesuditheit manches Aparte ent»
halten, ferner Alexander Weiß, der u. a. Bronze»
köpfe in Silbersternen als seltsam wirkende Bro»
sehen zeigt, sowie Mayrhofer, der Emaille und
Perle fein zu Broschen komponiert, und nicht zu-
letzt Karl Rothmüller, dessen blitzende Fassungen
jeder Trägerin schmeicheln.
Zum hübschesten, was an Kleinschmuck zu sehen
ist, zählen die mit einer heute selten noch anzutreffen»
den Geduld gefertigten Anhänger in Form kleiner Ta-
bernakel mit buntem, figürlichen Inhalt — etwa Susanne
im Bade — von Julius Schneider, dessen Silberburg
hingegen etwas gewollt stilistisch ragt. Ein anderes
Wunderwerk zeigt Max Kolb mit seiner silbertau»
schierten Standuhr, die einer chinesischen Formenwelt
zu entstammen scheint, ein Eindrudi, den die aus alten
Atlanten nachgebildeten Tierkreissymbole verstärken.
Als originelle Schmudcdose mag die Ente von Scherer
dienen, die in ihrer gedrungenen, kauernden Stellung
so sehr zweckdienliche Schmuckdose und doch so ganz
höchst lebendige Ente ist. Da von Dosen für Schmuck
die Rede ist, sei hier gleich die von Hans Furthner
gefertigte schmiedeiserne, messingeingelegte Kassette
aus Josef Lassers Werkstätte gelobt, ebenso die in
BARBARA WOLF
Wandbehang (Glaspalast}
Kunst und Handwerk. Jahrgg. 1922. 3. Vierteljahrsheft.
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angeordnetem Faltenwurf die Sdiirmträger wie Arme
hervorwadisen. Dergleichen Vergleiche sind überall in
der ganzen Schau zu ziehen. Frei von expressionisti»
sehen Anklängen, doch modern geformt, sind die beiden
breit und massiv rechteckig ausgeladenen, bogenver»
bundenen Leuchter von Prof. Fritz Schmidt, ein schönes
Geschenk derWachszieherinnung für Kommerzienrat
Gautsch. Als ein reich mit Symbolen beladenesSdimuck-
stück repräsentiert sich der Leuchter von Arnold Zadi»
kows. Die Prunkteller in Messing Karl Johann Bayers
sind mit aller handwerklichen Liebe getrieben, gehäm-
mert, poliert, ziseliert oder geätzt, und wer vermöchte
hier, wo das Metall fast wie Batiktücher behandelt ist,
alte oder neue Stilelemente scheiden?
Alles ist in Fluß, in Bewegung, was Stil heißt, es
geht ineinander auf, neues Dekor belebt alte Formen,
neue Formen tragen den Stempel gediegener hand»
werklicher und künstlerischer Überlieferung. Leider
beschränkt sich, was an Edelmetallarbeiten zu
sehen ist, auf wenige Gebilde. Das weiche Silber
— Gold ist dem deutschen Künstler schier eine
Chimäre — hätte so reiche Bearbeitungsmöglich»
keiten,- für neue — nicht blos im expressionisti»
sehen Sinne — Lösungen das beste Material!
Man sieht, was A. v. Mayrhofer, dessen Kaffe-
service die Mittelvitrine in Raum 2 krönt, was
M.T.Wetzlar, dessen Tafelgeräte auf graziösen
Beinen vornehm steht, daraus zu machen ver»
standen. Das Material zeigt sich hier kunstvoll
gehämmert und getrieben in keuscher Schönheit,
besonders bei Mayrhofers Schalen, auch in der
Wirkung durch Verwendung von Ebenholz oder
Gestein gesteigert. Nicht übersehen mag man
das niedliche Puderdöschen von Joh. Michl Wilm
oder dessen in gleicher Vitrine aufgestellten klei-
nen, birnenförmigen Becher mit Goldfassung am
Fuß und elfenbeingeschmüchten Zehen, ein klei»
nes Schaustück. Wilm läßt seine Freude am bun»
ten Stein und kunstvoller Fassung auch an zahl-
reichen Schmud^stüdten erkennen, darunter in ih»
rer Kleinheit manch phantasievolles,bewunderns»
wertes Gebilde. Heiden läßt ebenfalls Schmude
von eigenartiger, verschobener, der Steinform an*
gepaßter Fassung bestaunen, desgleichen Scheidt
acher und Olofs, Karl Bauer, Durner'S) Riegl,
Alto Rothaug, deren Kollektionen ohne ge»
schmackliche Gesuditheit manches Aparte ent»
halten, ferner Alexander Weiß, der u. a. Bronze»
köpfe in Silbersternen als seltsam wirkende Bro»
sehen zeigt, sowie Mayrhofer, der Emaille und
Perle fein zu Broschen komponiert, und nicht zu-
letzt Karl Rothmüller, dessen blitzende Fassungen
jeder Trägerin schmeicheln.
Zum hübschesten, was an Kleinschmuck zu sehen
ist, zählen die mit einer heute selten noch anzutreffen»
den Geduld gefertigten Anhänger in Form kleiner Ta-
bernakel mit buntem, figürlichen Inhalt — etwa Susanne
im Bade — von Julius Schneider, dessen Silberburg
hingegen etwas gewollt stilistisch ragt. Ein anderes
Wunderwerk zeigt Max Kolb mit seiner silbertau»
schierten Standuhr, die einer chinesischen Formenwelt
zu entstammen scheint, ein Eindrudi, den die aus alten
Atlanten nachgebildeten Tierkreissymbole verstärken.
Als originelle Schmudcdose mag die Ente von Scherer
dienen, die in ihrer gedrungenen, kauernden Stellung
so sehr zweckdienliche Schmuckdose und doch so ganz
höchst lebendige Ente ist. Da von Dosen für Schmuck
die Rede ist, sei hier gleich die von Hans Furthner
gefertigte schmiedeiserne, messingeingelegte Kassette
aus Josef Lassers Werkstätte gelobt, ebenso die in
BARBARA WOLF
Wandbehang (Glaspalast}
Kunst und Handwerk. Jahrgg. 1922. 3. Vierteljahrsheft.
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