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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Miller, Simon: Hundert Jahre Kgl. Erzgiesserei F. von Miller in München: (1824-1924)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0074
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Besonders wertvolle Be-
Ziehungen konnte v. Miller
mit dem amerikanischen
Bildhauer Grawford an-
knüpfen, sodaßvon Ame-
rika immer neue Aufträge
kamen und heute sich in
über dreißig amerikani-
sehen Großstädten Denk-
mäler Millerscher Gieß-
kunst befinden.

Durch dieses Bestreben,
das Absatzgebiet der An-
stalt zu erweitern, wurde
jedoch die heimische Pro-
duktion keineswegs beein-
trächtigt, wofür ungefähr
60 größere Statuen in ver*

schiedenen deutschen
Städten Zeugnis geben.
Bei dieser außergewöhn-
lieh gesteigerten Produk-
tivität der Anstalt wurde
Ferdinand von Miller von seinen Söhnen Fritz, Fer-
dinand und Ludwig in den letzten Jahren seinerTätig-

keit bereits
wirkungsvoll

unterstützt.
Dieser große

Bedarf an
Werken der
Plastik, ins-

besondere

des Monu-
mentalgusses

entsprach
einem allge-
meinen Zug
der Zeit. Wie
München, so
ergriff damals
auch andere

Großstädte

des Kon-

tinents wie
der neuen
WeltdieLust
der künstle«
rischen Ver«

schönerung

der Straßen. Die Gründe dafür lagen hauptsächlich in
der Städte=Erweiterung, in der Einführung des monu-

TEILE DER GERMANIA IM GIESSHAUS

AUFSTELLUNG DER GERMANIA AM NIEDERWALD

mentalen Städtebaustils
und in der zunehmenden
Demokratisierung des gan-
zen öffentlichenLebens mit
der Tendenz, verdiente
Männer entsprechend zu
ehren. All diese Zeitströ«
mungen insbesondere der
immer mehr sich entwik«
kelnde Handel mit Ame-
rika kamen Ferdinand von
Millers künstlerischen Be»
strebungen zugute und er
brachte so sein Unterneh«
men zu einer Produktivität
und Blüte, wie sie die be-
deutendsten derartigen
staatlichen und privaten
Anstalten der europäischen
Länder nie gekannt haben.

Aber nicht nur unmitteU
bar durch seinen eigenen
Betrieb, sondern auch mit«
telbar durch die Heranbildung begabter Schüler för*
derte Miller die Kunst der Erzgießerei. Die Anstalt

erlangte, nadv
dem der Mei-
ster das
ehrende An«
gebot des
russischen
Kaisers, in
Petersburg
eine große
Staatsgießerei
des Zaren«
reiches zu er«
öffnen, abge«
lehnt hatte,
einen interna«
tionalen Ruf,
sodaßbaldan
der Spitze der
bedeutend«
sten Erzgies«
sereien ver«

schiedener
europäischer
LänderSchü«
ler der Mün«

chener Erzgießerei standen, wie Fernkorn, Menke,
Knoll usw. Die Werkstätten der Bronzeindustrie in

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