AUS DEM MUSEUM DER ERZGIESSEREI
Reiterstandbild Bolivars
Leuten, insbesondere auch Künstlerkreise, die mit dem
Ausland in Verbindung standen, ihre Kapitalien in
kleineren und mittleren Bronzen anlegten, sodaß der
Handel mit kleinen Bronzen sich eines erheblichen Ab-
satzes erfreute.
Im Übrigen ist es der Münchener Erzgießerei trotz
der teilweisen Umstellung des Betriebes heute nodi
möglich, den großen Anforderungen im monumentalen
Bronzeguß zu genügen.
Daß die Anstaltsleitung den technischen Metallguß
mehr oder weniger als ein notwendiges Übel bezw.nur
als ein durch die Zeitverhältnisse notwendig gewor-
denes Übergangsstadium betrachtet, ergibt sich auch
daraus, daß tatsächlich schon bald nach Beendigung des
Weltkrieges wieder Statuen von hohem künstlerischen
Wert und ganz beachtenswerten Ausmaßen gegossen
wurden, wie vor allem die hervorragenden Überlebens-
großen vier Hildebrand'schen Figuren am Hubertus^
tempel vor dem Nationalmuseum in München, das
Jahn-Denkmal und das Adolf von Bayer-Denkmal,
jene in der Gewerbeschau 1922 gezeigte, klassisch
modellierte lebensgroße Kuh von Professor Römer,
sowie eine Reihe ansehnlicher, künstlerisch wertvoller
Krieger - Denkmäler, darunter einen 3lh m großen
Löwen, wohl der größte Bronzeguß, der seit Vor«
kriegszeit in Deutschland wieder gegossen wurde. So
bleibt selbst in diesen unseligen Zeiten wirtschaftlicher
und völkischer Not die Hoffnung, daß, wennderKunst-
guß auch gezwungenermaßen und als natürliche Folge
eines verlorenen Krieges in der Münchener Erzgießerei
eingeschränkt wurde, dieser Kunstzweig und mit ihm
die Anstalt in eine bessere Zukunft, wenn auch unter
großen Opfern, hinübergeführt werden wird. Solche
Hoffnung ist ja der Grundzug unserer furchtbaren Zeit.
Ferner hat die Erzgießerei die Erstellung kunstgewerb--
licher-, figürlicher-, wie auch Tierbronzen auf eigene
Kosten aufgenommen und besitzt hierin bereits eine
Sammlung erstklassiger Plastiken im eigenen Verlag,
wasnicht nur für die Verdienstmöglichkeiten beteiligter
Künstlerkreise, sondern auch für die Verbreitung
künstlerisch hochstehender Schmudcbronzen freudig
begrüßt werden darf.
Und wenn wir das verflossene erste Jahrhundert
der Münchener Erzgießereianstalt mit seinen Leiden
und Freuden an uns vorüberziehen lassen und uns
die ehernen, durch Schid<salsschläge und Entbehrungen
abgehärteten Charaktere der leitenden Künstler be-
trachten, die durch Zeiten schlimmster Not und Sorge
gehen mußten , bis ihr Name und der ihrer Heimat
in allen Weltteilen mit Stolz und Achtung genannt
wurde, so dürfen und müssen wir hoffen, daß für die
BLICK IN DAS MUSEUM DER EREGIESSEREI
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Reiterstandbild Bolivars
Leuten, insbesondere auch Künstlerkreise, die mit dem
Ausland in Verbindung standen, ihre Kapitalien in
kleineren und mittleren Bronzen anlegten, sodaß der
Handel mit kleinen Bronzen sich eines erheblichen Ab-
satzes erfreute.
Im Übrigen ist es der Münchener Erzgießerei trotz
der teilweisen Umstellung des Betriebes heute nodi
möglich, den großen Anforderungen im monumentalen
Bronzeguß zu genügen.
Daß die Anstaltsleitung den technischen Metallguß
mehr oder weniger als ein notwendiges Übel bezw.nur
als ein durch die Zeitverhältnisse notwendig gewor-
denes Übergangsstadium betrachtet, ergibt sich auch
daraus, daß tatsächlich schon bald nach Beendigung des
Weltkrieges wieder Statuen von hohem künstlerischen
Wert und ganz beachtenswerten Ausmaßen gegossen
wurden, wie vor allem die hervorragenden Überlebens-
großen vier Hildebrand'schen Figuren am Hubertus^
tempel vor dem Nationalmuseum in München, das
Jahn-Denkmal und das Adolf von Bayer-Denkmal,
jene in der Gewerbeschau 1922 gezeigte, klassisch
modellierte lebensgroße Kuh von Professor Römer,
sowie eine Reihe ansehnlicher, künstlerisch wertvoller
Krieger - Denkmäler, darunter einen 3lh m großen
Löwen, wohl der größte Bronzeguß, der seit Vor«
kriegszeit in Deutschland wieder gegossen wurde. So
bleibt selbst in diesen unseligen Zeiten wirtschaftlicher
und völkischer Not die Hoffnung, daß, wennderKunst-
guß auch gezwungenermaßen und als natürliche Folge
eines verlorenen Krieges in der Münchener Erzgießerei
eingeschränkt wurde, dieser Kunstzweig und mit ihm
die Anstalt in eine bessere Zukunft, wenn auch unter
großen Opfern, hinübergeführt werden wird. Solche
Hoffnung ist ja der Grundzug unserer furchtbaren Zeit.
Ferner hat die Erzgießerei die Erstellung kunstgewerb--
licher-, figürlicher-, wie auch Tierbronzen auf eigene
Kosten aufgenommen und besitzt hierin bereits eine
Sammlung erstklassiger Plastiken im eigenen Verlag,
wasnicht nur für die Verdienstmöglichkeiten beteiligter
Künstlerkreise, sondern auch für die Verbreitung
künstlerisch hochstehender Schmudcbronzen freudig
begrüßt werden darf.
Und wenn wir das verflossene erste Jahrhundert
der Münchener Erzgießereianstalt mit seinen Leiden
und Freuden an uns vorüberziehen lassen und uns
die ehernen, durch Schid<salsschläge und Entbehrungen
abgehärteten Charaktere der leitenden Künstler be-
trachten, die durch Zeiten schlimmster Not und Sorge
gehen mußten , bis ihr Name und der ihrer Heimat
in allen Weltteilen mit Stolz und Achtung genannt
wurde, so dürfen und müssen wir hoffen, daß für die
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