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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Alker, Hermann: Technisches über Bronze-Kunstguss
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0085
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Formsand aufgedrückt, abgenommen, seitlich be-
schnitten, wieder angesetzt und im Anschluß an das
erste Stück weitere Teile ebenso behandelt, angeklopft
und aneinandergefügt. So fährt man mit der Teil-
formerei rings um das Modell bis zu etwa Meterhöhe
fort und schreitet nun zur Mantelbildung aus Gips,-
und zwar gießt man etwa 10 cm starke Gipsschalen
die untereinander durch Eisen verschraubt werden.
Über diesen Absatz fährt
man fort, wiederum kleine
Teile in Sand auszudrük-
ken, wie oben geschildert
und gießt um diese kleine^
ren Sandformstüdce, die

gut aneinandergelagert
sind, wieder größere ar-
mierte Gipsschalen, und
wiederholt diese Formart
noch einige Male, bis das
ganze Modell in seiner
vollen Höhe eingeschlos-
sen ist. Daraufhin beginnt
man umgekehrt alle Man-
tel= und Formsandstüdie
abzunehmen und befestigt
vermittelstDrahtstiften die
Sandstücke im Gips. Jetzt
beginnt der Aufbau des
Kerns. Auf derselben eiser*
nen Platte, auf welcher der
Mantel hocfigeformt wur-
de, wird aus verschiedenen
Eisen ein solches Gerippe
montiert, das im verkleb
nerten Maßstabe den Um-
rissen des Modells ent-
spricht. Daraufhin wird
unten auf der Platte um
dieses Gerippe herum der
erste Ring der Gips= und

KRIEGERDENKMAL, lebensgroß

Modell Bildhauer Jos. Gangl

kanäle im Kern nach entgegengesetzter Richtung sind
bei Bildung des Kernes miteingebaut worden. Jetzt sind
nur noch die Mantelstüd-ie eigens für sich zu trocknen,-
um den Kern wird ein Feuer angelegt und scharf ge-
trocknet, nachdem die Form zusammengestellt und
zum Guß fertig gemacht.

Das ältere Wachsausschmelzverfahren nun, nach
dem die Monumentalwerke eine gewisse Zeit in

derErzgießerei hergestellt
wurden, ist schon den
alten Griechen und Rö-
mern bekannt gewesen
und wurde auf folgende
Weise angewandt.

Aus Gips, fettem Ton
undZiegelmehl wurde eine
Masse hergestellt, die zum
Aufbau des Kernes diente.
Dieser Kern war so ge-
formt, daß er in rohen Um-
rissen und im verkleinere
ten Maßstabe dem Modell
entsprach. Es wurde ihm
durch ein mittels Eisenstä-
ben, Bändern und Draht
versteiftes Gerippe ein bes-
serer Halt gegeben/ und
zwar waren von diesem
ganzen Eisennetz noch ver«
schiedene Stangen etwas
länger gehalten, damit die
Bronzefigur auf ihrem
Standort befestigt werden
konnte und eine Stütze ge-
gen den später aufzulegen^
den Mantel hatte. Nach-
dem der Kern Iufttrod<en
war, wurde er unter Hitze
gesetzt und nach dem Aus-
kühlen mifWadis von2 cm

Sandmantelstüdte wieder aufgelegt, feiner Formsand
in die angestaubte Form eingedrückt, sodaß eine Schicht
von mehreren Zentimetern entsteht und in den inneren
Hohlraum ein Brei aus Gips und Ziegelmehl hinein^
gegossen. Nach dem Trocknen verfährt man lagenweise
bis hinauf zur höchsten Stelle der Figur auf dieselbe
Weise. Sodann nimmt man wieder alle Mantelstüdce
von dem Kern weg, und der Former hat nun von der
Sandschicht auf dem Kern soviel herunterzuschneiden
als die Metallstärke betragen soll. Die Gießkanäle
waren schon beim Ausgießen der Gipsschalen mitvor-
gesehen und oben zu einer Krone vereinigt, die Luft-

Stärke über und über bezogen. Diese Arbeit hatte nicht
der Former, sondern der Modelleur oder Bildhauer
selbst mit größter Sorgfalt wie in seinem Atelier zu ver^
richten. Gleichzeitig wurden auch von ihm schon vorher
eigens hiefür aus Wachs angefertigte Eingüsse undLuft>
kanäle angesetzt. Nach dieser Verrichtung gingderFor-
mer zunächst in der ersten Auflage mit der größten Vor-
sieht an die Umlegung des Mantels, der aus feuerfestem
Material bestehen und recht feines Korn besitzen mußte,
damit die Schärfe des Modells nicht Einbuße erlitt. Das
Material durfte auch fast garnicht schwinden, damit
nicht die Gesichtszüge eine Änderung erfuhren. Man

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