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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0091
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Max Versen verdient gemacht haben, konnte die vom Germani»
sehen Museum schon seit langem angestrebte Vereinigung der
bislang parallel geführten Kupferstichsammlungen der Stadt
Nürnberg und des Germanischen Museums vollzogen werden.
Damit ist auf der Basis der gegenseitigen Ergänzung ein ratio»
nelleres Arbeiten gewährleistet. Die nunmehr zu einem einheit»
liehen Kabinett zusammengeschlossenen beiden Sammlungen
wurden in die unterdessen freigewordenen Räume des östlichen
Teiles des 1.Obergeschosses des Verwaltungsgebäudes am Korn»
markt überführt. Im westlichen Teil aber wurden Ausstellungs»
räume geschaffen, in denen kostbare Miniaturhandschriften, wert»
volle Autographen, kalligraphische Kunstwerke, Bucheinbände
und bei teilweisem Wechsel, Teile der Bestände der beiden
Sammlungen gezeigt werden. Mit größter Sorgfalt wurde der
weitere Ausbau und die Ergänzung der verschiedenen Abteilun»
gen des Museums betrieben. Voran stehen die kunst» und
kulturgeschichtlichen Sammlungen. Hier waren es vor allem die
Abteilung der Werke der originalen Plastik, die Gemäldesammlung
und die schöne Sammlung der Gold» und Silbergeräte, welche
durch bedeutsame Neuerwerbungen sehr wesentlich bereichert
wurden. Zu nennen sind insbesondere die noch mit wohlerhaltener
Bemalung und Vergoldung versehene Holzfigur des jugendlichen
Johannes aus Schülzburg in Schwaben, entstanden um 1280, die
vier originellen Sandstein»Zwerge aus einem Nürnberger Garten
aus dem Anfang des IS. Jahrhunderts, das große 1525 datierte
Tafelbild der Judith mit dem Haupte des Holofernes von Hans
Baidung Grien und die köstliche Silberstatuette des HI. Bartho»
lomäus aus der Kirche in Wöhrd, eine Nürnberger Arbeit aus
dem Jahre 1509 (Leihgabe der Kirchenverwaltung). Mancherlei
willkommenen Zuwachs erhielten auch die Waffensammlung, die
Porzellansammlung, die Münzsammlung, die Abteilung der
Hausgeräte und die Sammlung kulturgeschichtlicher Denkmäler.
Anzuerkennen ist, daß trotz der Ungunst der Zeit zahlreiche
Neuzugänge als Geschenke oder letztwillige Vermächtnisse an
das Museum gelangten.— Für die Vereinigten Graphischen
Sammlungen der Stadt Nürnberg und des Germanischen Mu»
seums konnten insbesondere wertvolle Handzeichnungen er»
worben werden. Der Dürer»SchüIer Hans Springinklee ist mit
der kolorierten Federzeichnung einer Geburt Christi vertreten.

Von einem fränkischen Meister gleichfalls aus Dürers Nähe,
stammen die ins Rund komponierten Federzeichnungen Johan»
nes des Täufers, der Hl. Barbara, des Hl. Sebaldus, und des
Hl. Rochus in Landschaften. Von weiteren bekannten Meistern sind
zu nennen Adam Elsheimer < Art), Christoph Schwarz, J. Lederer,
Hasenclever und Schirmer. — Die Bibliothek hatte sich teilweise
sehr ansehnlicher Zuwendungen aus den Kreisen des deutschen
Verlagsbuchhandels und von privater Seite zu erfreuen. Ver»
mehrt wurde auch die Handschriftensammlung, die Sammlung
der Mandate, der Theaterzettel, der Flugschriften und der
Stammbücher. — Nicht zu vergessen ist auch das Archiv, für das
neben vielem anderen ein Jägerlehrbrief vom Jahre 1768 und ein
großer Teil des Freiherrlich von Kressischen Familienarchivs, in
der Hauptsache aus Lehen» und Saalbüchern mit Einträgen vom
Anfang des H.Jahrhunderts an bestehend, erworben wurden.—

An Veröffentlichungen erschienen in vollkommen neuer Bear»
beitung, von Prof. Dr. Fritz Traugott Schulz verfaßt, der „Weg»
weiser durch die Sammlungen im Neubau am Kornmarkt", und
gleichsfalls von diesem geschrieben, eine reichausgestattete Denk«
schrift über das Germanische Museum, welche über Gründung,
Entwicklung und Ziele, sowie über die Reorganisation der Anstalt
durch Direktor Dr. E.Heinrich Zimmermann unterrichtet. Schwer
hatte das Museum unter dem ungeheueren Druck der Wirtschaft»

lichenVerhältnisse zu leiden. Aber rastlos und opferwillig arbei»
teten die Pfleger in den verschiedenen Städten und Gegenden
Deutschlands und in edlem Idealismus blieben die meisten Mit»
glieder dem Museum treu. Mehr denn je fühlt es sich gehoben
und getragen von der Gunst aller Schichten des deutschen Volkes
und diese Tatsache ist ein deutlicher Beweis, daß es seine Auf»
gäbe erfüllt. Aber sie ist zugleich auch eine Gewähr, daß es mit
Zuversicht den kommenden Dingen entgegenschauen und sich
folgerichtig weiterentwickeln kann zum Besten der Nation, der
es zu Eigen gewidmet ist! Jeder Deutsche, dem die Pflege unserer
Vorzeit auf künstlerischem und kulturhistorischem Gebiete am
Herzen liegt, möge nicht versäumen, die Mitgliedschaft des Ger»
manischen Museums zu erwerben, um dies nationale Werk zu
fördern!

Schule Reimann, Berlin. In den Lehrkörper der Schule
Reimann sind neu berufen worden: Dr. Max Deri für Kurse in
Stillehre und Kunstgeschichte, Wulf Konrad Schwerdtfeger für
Modezeichnen, Rolf Niczky für modische Illustration und Kurt
Hermann Rosenberg für Email-Malerei.

Die neueste Nummer der von der Reimann»Schule herausge»
gebenen Monatsschrift „Farbe und Form" enthält folgende Bei-
träge: Max Osborn : „Form ohne Ornament" — Adolf Behne :
„Der Sieg der Farbe" — Hermann Sochaczewski: „Moderne
Ofenbaukunst" — Gerda Juliusberg: „Meßbesuch" — Briefkasten
— Mitteilungen. Das Heft ist reich mit Bildmaterial versehen und
bringt vielseitige Anregung auf allen Gebieten des Kunstgewerbes
und der Kunst.

„Neue Frauenkleidung und Frauenkultur". Linter dieser
Bezeichnung gibt die Werbestelle für deutsche Frauenkultur in
Karlsruhe <VerIag G. Braun G. m.b.H. Karlsruhe) eine Monats»
schrift für persönliche künstlerische Kleidung, Körperkultur und
Kunsthandwerk heraus. Schnittmuster und Handarbeitsbogen
liegen bei. Die Hefte liegen fortlaufend in unserem Lesezimmer
Pfandhausstr. 7/1 aus. Das Oktoberheft enthält neben zahlreichen
Abbildungen neuzeitlicher Frauenkleidung bemerkenswerte lite-
rarische Beiträge von Kurt von Wolfurt, Friedrich Schanz, R. Hoche,
Karl Micksch, Hans Hausamann, Marie Beeckmann u. a.

PlakatsPreisausschreiben. Die literarische Kommission des
Harzer Verkehrs»Verbandes hat, einer Anregung des Hotel-
besitzer» Verbandes folgend, beschlossen, ein Preisausschreiben
zur Erlangung eines künstlerischen Plakat»Entwurfes für den
Wintersport zu erlassen. Zur Beteiligung sind sämtliche deutsche
Künstler eingeladen. Einsendungsschluß am 31. Oktober. Die
Bedingungen sind kostenlos zu beziehen durch das Sekretariat
des Harzer Verkehrs»Verbandes in Wernigerode.

Werkbundschau „Die Form" in Stuttgart. Der Berliner
Börsenkurier schreibt: Seit der Gründung des Werkbundes im
Jahre 1907 hat die Werkbundidee in Deutschland Boden gewon»
nen. Statt unerlebter Pseudoimitationen, die über historisierende
Leisten gearbeitet wurden, gibt dem Handwerk und dem Kunst»
gewerbe heute die Mannigfaltigkeit aus Zeit und Ort heraus ent»
wickelter Eigenschöpfungen das Gepräge. In England haben
unter dem Eindruck der Kölner Werkbundausstellung 1914 schon
im ersten Kriegsjahr amtliche Stellen zur Gründung eines paral»
lelen englischen Werkbundes aufgefordert und selbst in dem
kunstgewerblich reaktionären Frankreich legt man heute die Fun-
damente einer großen Schau, deren Motto heißt: „Los von den
Königsstilen". Der Werkbund übte an den Ergebnissen der Mün-
chener Gewerbeaussteilung 1922 scharfe Eigenkritik und fand,
daß zwar die ornamentale Frage weitgehend geklärt sei, daß

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