Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

DOI Artikel:
Fischer, Josef Ludwig: Jubiläumsausstellung des Wiener Kunstgewerbevereins: Geschichte der Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0098
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stadt Wien veranstaltete diesen Herbst ihr großes
„Musik= und Theaterfest", das mit einer ganzen Reihe
von Ausstellungen umrahmt ist. Der Belvedere eröff-
nete seine neue Sammlung. Das Künstlerhaus zeigte
eine Übersicht über die österreichische Kunst 1900 bis
1924, die Sezession lud zu einer internationalen Kunst^
ausstellung ein und im Konzerthaus konnte man sehen,
wie stark die Bühnenausstattung von den modernen
Ideen in Kunst und Kunstgewerbe bereits durchtränkt
ist. Eine Jubiläumsausstellung des Wiener Kunstge-
werbevereins mußte sich daher in diesen Kreis vorzüg-
lieh fügen. Das hatteauch der Österreichische Werkbund
erfaßt und als die Absichten des Kunstgewerbevereins
sich schon zu verwirklichen begannen, wollte auch er
eine Ausstellung veranstalten, wozu es allerdings aus
Mangel an den notwendigen Mitteln nicht kam, nach-
dem der rührige Präsident des Kunstgewerbevereins
die von ihm geplante Jubiläumsausstellung bereits ge-
sichert hatte. Schließlich war von nicht genug einzu-
schätzender Bedeutung, daß diese Ausstellung eine ge-
wisse Vorschau für die Pariser Weltausstellung dar-
zustellen berufen war; denn die Beschickung dieser
Ausstellung durch Österreich ist eine bereits beschlos-
sene und finanziell garantierte Sache. Es galt also auf
der Ausstellung zu zeigen, ob das Wiener Kunstge-
werbe die neuen Bestrebungen in sich aufgenommen,

SPEISEZIMMER

Entw. von Prof. OTTO PRUTSCHER Ausführung von ANT. POSPISCHIL, Kunstmöbelfabrik

verarbeitet hat. Das führte von selbst zur Idee der
mittleren Linie, einer Linie der Gebrauchslösung. Es
gelang der unermüdlichen Tatkraft des KommerziaL
rates Krampolek, eine ganze Anzahl von Ausstellern
und gerade jene zu gewinnen, auf deren Mitarbeit an
der Pariser Ausstellung Wien unter allen Umständen
angewiesen ist. Dabei ergab sich die überraschende Tat-
sache, daß die Ausstellung in verschiedenen Haupte
werken und zwar als Ausstellung des Kunstgewerbe^
Vereins von Künstlern beschickt wurde, die Stützen des
Werkbundes sich erstaunt im alten, gefestigten Rahmen
des Wiener Kunstgewerbevereins wiederfanden. Hof-
rat E Leisching, der Direktor des Österreichischen Mu-
seums für Kunst und Industrie, in dessen Räumen die
Ausstellung ihr Heim hat, führt des näheren folgen^
des aus:

„Die Ausstellung, welche der Wiener Kunstgewer^
beverein aus Anlaß seines vierzigjährigen Bestehens
veranstaltet, soll eine Kundgebung seiner Daseins^
berechtigung, seiner Lebensfähigkeit und seines ern-
sten Wunsches sein, durch Veranstaltungen persönlich
künstlerischer Art sich an der Entwicklung des mo-
dernen Kunsthandwerks zu beteiligen.

DerVerein trat mit 135 Mitgliedern ins Leben, heute
zählt er 286 Mitglieder. In seinen Reihen befinden sich
die meisten großindustriellen und die besten gewerb^

liehen Betriebe des
einschlägigen Ge-
bietes, er durfte sich
daher von Anfang
an als einen hervor-
ragenden Reprä-
sentanten des spe-
zifisch wienerischen
Kunsthandwerks
betrachten. Daß er
den ersten geglückt
ten Versuch der
Schaffung einer Ar-
beits= und Interes-
sengemeinschaft des
Wiener Kunstge^
werbes darbot, ist
sein hohes Ver-
dienst. Die Initiativ
ve zur Gründung
des Vereines ging
vom Österreichs
sehen Museum für
Kunst und Industrie
aus. — DerOrgani-
sator des Museums

82
 
Annotationen