Entw. von FRANZ ZÜLOW.
KAFFEESERVICE, Buntdekor auf Weiß
Ausf. v. d. Wiener Porzellanfabrik AUGARTEN A.
G. <vorm. Staatl. Porzellanmanufaktur)
behausung belegt — anders vermag ich dieses innere
Verhältnis von Buch zu Schrank, nicht zu benennen.
Da hierin der Nachdruck des ganzen Zimmers liegt,
hat Pruts<her seiner Freude an den Intarsien abermals
Ausdruck verliehen. Der Schreibtisch ist ähnlich wie
im Herrenzimmer auf vier mächtigen Viereckfüßen
konstruiert und zwar in Form eines aufgebauten
Klapptischpultes, das sich in der Art des gleichseitigen
Trapezes, ährlich wie im Boudoir, nach oben verjüngt.
Neben Prutscher kommt, allerdings nicht in demselben
Ausmaße, Oberbaurat Architekt Prof. Dr. Joseph
Hoffmann zu Wort. Er ist mit einem Wohnzimmer
und einem kleineren Wohnraum vertreten. Hoffmann
liebt die Wirkung überlegt gehäufter Rundungen in
Wulst= oder Hohlkehlenform, wie sie im 18. Jahr-
hundert häufig verwendet wurden. Das Spezifische
aber liegt in der flotten Unterbrechung der Rundung
durch Viereckskanten und in der Proportion. So baut
Hoffmann zum Beispiel einen von allen Seiten voll-
gearbeiteten Schrank, Schreibtisch, Kommode, in Nuß-
baurn, poliert, matt geschliffen, alles in geschwungener
Gliederung. Ein eleganter Wohnsalon aus Paduck-
holz stammt von dem Architekten Moritz Hergesell.
Die außerordentlich schlichte Vornehmheit der zurück*
haltenden modernen Formen <Grün gegen kräftiges
Braun) findet sein Gegenthema in der lebhaften Wand-
gestaltung, gemalt von Hilda Jesser, in zitronengelb-
lichem und grauem Ton mit figürlichen Motiven. Eine
aparte Zusammenstellung ist auch das Schlafzimmer
von Ferdinand Kratky, während die Halle eines Land-
hauses von Robert Oerley mehr eine Kaprice darstellt.
Es ist eine fast erzwungeneZusammenspannungprimi*
tiverLändlichkeitmitden anspruchsvollerenBequemlich*
keiten für den verwöhntenStädter.DieRundsessel sollen
durch ihr Rohrgeflecht die einfachereNote hereinbringen,
ohne indes die ungezwungenePrimitivität symbolisieren
zu können. Erstaunt war ich von dem Speisezimmer aus
Matt * Nußholz von Prof. Karl Witzmann wegen der
Polsterung mit gepreßtem, rotem, allerdings modern
empfundenen Plüsch. Nicht recht gelungen erschien
mir das Wohnzimmer nach Entwurf der Architekten
Karl Hofmann und Felix Augenfeld, das zwar auch die
spezifischeWiener Freude anSymmetrie bekundet, aber
weniger Vollkommenes, wie die Stühle, uneinheitlich
gegen das Bessere den Bibliothekbau stellt. Das Zimmer
ist Nuß und Nuß = Furnier mit Nußmaserung völlig
vertäfelt, was zwar den Reiz der Wohnlichkeit erhöht,
nicht aber die Einheitlichkeit in der Stimmung stärkt.
Eine eigentümliche Sache ist das für Jugoslavien
bestimmte Herrenzimmer, das nach dem Entwürfe des
90
KAFFEESERVICE, Buntdekor auf Weiß
Ausf. v. d. Wiener Porzellanfabrik AUGARTEN A.
G. <vorm. Staatl. Porzellanmanufaktur)
behausung belegt — anders vermag ich dieses innere
Verhältnis von Buch zu Schrank, nicht zu benennen.
Da hierin der Nachdruck des ganzen Zimmers liegt,
hat Pruts<her seiner Freude an den Intarsien abermals
Ausdruck verliehen. Der Schreibtisch ist ähnlich wie
im Herrenzimmer auf vier mächtigen Viereckfüßen
konstruiert und zwar in Form eines aufgebauten
Klapptischpultes, das sich in der Art des gleichseitigen
Trapezes, ährlich wie im Boudoir, nach oben verjüngt.
Neben Prutscher kommt, allerdings nicht in demselben
Ausmaße, Oberbaurat Architekt Prof. Dr. Joseph
Hoffmann zu Wort. Er ist mit einem Wohnzimmer
und einem kleineren Wohnraum vertreten. Hoffmann
liebt die Wirkung überlegt gehäufter Rundungen in
Wulst= oder Hohlkehlenform, wie sie im 18. Jahr-
hundert häufig verwendet wurden. Das Spezifische
aber liegt in der flotten Unterbrechung der Rundung
durch Viereckskanten und in der Proportion. So baut
Hoffmann zum Beispiel einen von allen Seiten voll-
gearbeiteten Schrank, Schreibtisch, Kommode, in Nuß-
baurn, poliert, matt geschliffen, alles in geschwungener
Gliederung. Ein eleganter Wohnsalon aus Paduck-
holz stammt von dem Architekten Moritz Hergesell.
Die außerordentlich schlichte Vornehmheit der zurück*
haltenden modernen Formen <Grün gegen kräftiges
Braun) findet sein Gegenthema in der lebhaften Wand-
gestaltung, gemalt von Hilda Jesser, in zitronengelb-
lichem und grauem Ton mit figürlichen Motiven. Eine
aparte Zusammenstellung ist auch das Schlafzimmer
von Ferdinand Kratky, während die Halle eines Land-
hauses von Robert Oerley mehr eine Kaprice darstellt.
Es ist eine fast erzwungeneZusammenspannungprimi*
tiverLändlichkeitmitden anspruchsvollerenBequemlich*
keiten für den verwöhntenStädter.DieRundsessel sollen
durch ihr Rohrgeflecht die einfachereNote hereinbringen,
ohne indes die ungezwungenePrimitivität symbolisieren
zu können. Erstaunt war ich von dem Speisezimmer aus
Matt * Nußholz von Prof. Karl Witzmann wegen der
Polsterung mit gepreßtem, rotem, allerdings modern
empfundenen Plüsch. Nicht recht gelungen erschien
mir das Wohnzimmer nach Entwurf der Architekten
Karl Hofmann und Felix Augenfeld, das zwar auch die
spezifischeWiener Freude anSymmetrie bekundet, aber
weniger Vollkommenes, wie die Stühle, uneinheitlich
gegen das Bessere den Bibliothekbau stellt. Das Zimmer
ist Nuß und Nuß = Furnier mit Nußmaserung völlig
vertäfelt, was zwar den Reiz der Wohnlichkeit erhöht,
nicht aber die Einheitlichkeit in der Stimmung stärkt.
Eine eigentümliche Sache ist das für Jugoslavien
bestimmte Herrenzimmer, das nach dem Entwürfe des
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